Wertverlust beim Wohnmobil: Wie hoch ist er wirklich?
Das Reisen im Wohnmobil ist schon seit Jahren beliebt, doch spätestens seit Lockdowns und Pandemie wissen noch mehr Menschen – nicht nur in Deutschland – die Unabhängigkeit und Flexibilität von Wohnmobilen zu schätzen. Die Wartezeit beim Kauf kann lang sein und auch gute gebrauchte Fahrzeuge sind nicht günstig zu bekommen. In diesem Artikel schauen wir uns darum den Wertverlust beim Wohnmobil genauer an: Ist ein Wohnmobil wirklich eine Wertanlage oder trügt der Schein?
- 1. Camping-Boom: Noch immer aktuell?
- 2. Wertverlust berechnen: Sinnvoll oder nicht?
- 2.1. Formel: Wertverlust in Prozent
- 2.2. Faktoren für den Wertverlust
- 2.3. Beliebte Fahrzeuge mit höherem Preis
- 3. Wertverlust beim Kauf und Verkauf
- 4. Fazit
Camping-Boom: Noch immer aktuell?
Im Jahr 2020 stiegen die Zahlen bei den Neuzulassungen von Reisemobilen (Kastenwagen, Teilintegrierten und Vollintegrierten) rasant an und während auch 2021 noch viel vom Camping-Boom zu spüren war, haben die Neuzulassungen bei Reisemobilen im Jahr 2022 im Vergleich abgenommen (-25,4 %, Quelle: Statista). Die Zahlen bei Caravans, also Wohnwagen, nahmen hingegen leicht zu (+11,8 %).
Ein Grund für die geringere Anzahl an Neuzulassungen im Campingfahrzeugbereich könnte die schlechtere Verfügbarkeit von Fahrzeugen sein: Ein halbes Jahr Wartezeit oder mehr war beim Neukauf keine Seltenheit. Auch unser Autor Andy (hier geht’s zu seinem Blog) musste lange auf seine Tischer-Wohnkabine warten. Einige Hersteller sind zudem vom Fiat auf andere Basisfahrzeuge umgestiegen.
Ein echter Knick lässt sich beim Interesse an Reisemobilen also noch nicht erkennen. Die Nachfrage ist weiter hoch (Quelle: Caravaning Industrie Verband e.V.), die Verfügbarkeit ist es aber nicht.
Wertverlust berechnen: Sinnvoll oder nicht?
Wertveränderungen sind ganz natürlich. Zumeist ergibt sich unmittelbar nach einem Kauf aber erst einmal ein Wertverlust. Bei Immobilien oder anderen Wertanlagen kann es aber auf Dauer auch zu einem Wertzuwachs kommen.
Formel: Wertverlust in Prozent
Der Wertverlust bei Wohnmobilen wird anhand einer Faustformel bestimmt, die sich aber nicht unbedingt 1:1 auf den Einzelfall übertragen lässt.
Die prozentuale Höhe des Wertverlusts bei Reisemobilen ist von der Art des Fahrzeugs abhängig und ist im ersten Jahr am höchsten.
Kastenwagen | Teilintegrierter | Alkoven | Vollintegrierter | |
---|---|---|---|---|
1. Jahr | -17 % | -18 % | -19 % | -18 % |
2. Jahr | -4 % | -4 % | -6 % | -5 % |
3. Jahr | -4 % | -4 % | -5 % | -4 % |
4. Jahr & folgende | -3 % | -3 % | -4 % | -3 % |
Diese Faustformel berücksichtigt natürlich nicht, wie gut oder zu welchem Preis sich ein Wohnmobil tatsächlich weiterverkaufen lässt. Von Haus aus sehr teure Spezialfahrzeuge mit vielen Extras und Zubehör sind vielleicht weniger gefragt als Reisemobile mit Grundausstattung oder familientauglichem Grundriss.
Verbände wie der CIVD oder andere Experten geben übrigens einen höheren oder geringeren Wertverlust an – so richtig verlassen kannst du dich auf solche Zahlen also nie, denn diese Faktoren bilden nicht den realen Marktwert eines gebrauchten Wohnmobils ab.
Faktoren für den Wertverlust
Es gibt einige Punkte, die einen besonders großen Einfluss auf den Wertverlust bzw. Wiederverkaufswert von Wohnmobilen haben. Welchen prozentualen Anteil sie jeweils ausmachen, lässt sich aber pauschal nicht sagen.
- Alter des Fahrzeugs
- Zustand gemessen am Alter
- Laufleistung pro Jahr
- Anzahl der Vorbesitzer (in Formel nicht berücksichtigt)
- Scheckheftgepflegt (in Formel nicht berücksichtigt)
- Dichtigkeit (in Formel nicht berücksichtigt)
- Extras, Pakete oder Zubehör (in Formel nicht berücksichtigt)
- Saisonale Einflussfaktoren (in Formel nicht berücksichtigt)
- Geografische Einflussfaktoren (in Formel nicht berücksichtigt)
Da die meisten Menschen ihr Wohnmobil nicht als Alltagsauto nutzen, ist die jährliche Laufleistung geringer als bei Pkw. Dort wird der Wertverlust im ersten Jahr beispielsweise mit rund 24 % angegeben – du siehst also, dass dieser Faktor nicht unerheblich ist, wenn es um die Bewertung eines Wohnmobils geht.
Übrigens: Auch, ob im Fahrzeug geraucht wurde oder ob Tiere mitgefahren sind, kann einen erheblichen Einfluss auf den Wert eines Wohnmobils haben.
Beliebte Fahrzeuge mit höherem Preis
Es gibt einige Wohnmobile oder Wohnmobiltypen (z. B. Kastenwagen), die aktuell stark gefragt sind. Hier ist dann auch von einem höheren Wiederverkaufswert auszugehen – zumindest, wenn der Pflegezustand stimmt. Andere Fahrzeuge sind vielleicht weniger beliebt oder bekannt, haben einen speziellen Grundriss oder kommen aufgrund anderer Punkte für eine kleinere Zielgruppe infrage. Hier können Käufer dann tatsächlich Schnäppchen machen.
(Quelle: bewerta)
Wertverlust beim Kauf und Verkauf
Wer sich überlegt, ein gebrauchtes Wohnmobil zu kaufen, fährt beim Kauf von privat meist am besten – kann aber natürlich auch Pech haben. Manchmal haben Verkäufer überzogene Preisvorstellungen, manchmal ist der Zustand des Fahrzeugs auf den zweiten Blick doch nicht so gut, wie ursprünglich angegeben.
Eine gute Grundlage für den Wert eines Wohnmobils kann ein Blick in die Schwacke-Liste sein, die halbjährlich aktualisiert wird. Oft kannst du die beim Wohnmobilhändler einsehen, musst sie also nicht kaufen. Denk aber daran, dass hier auch nur grundlegende Faktoren berücksichtigt werden und das echte Fahrzeug im Positiven wie auch im Negativen abweichen kann.
Fazit
Die Lieferkettenprobleme in vielen Bereichen sorgen bei Gebrauchtfahrzeugen derzeit annähernd für eine Wertstabilität. Echte Schnäppchen auf dem Wohnmobilmarkt sind selten, doch Gebrauchte sind immerhin sofort verfügbar, wohingegen du auf ein Neufahrzeug vielleicht lange warten musst. Der Wertverlust beim Reisemobil sollte aber in jedem Fall nicht nach Faustformeln festgelegt, sondern anhand des individuellen Zustands und der Ausstattung des Fahrzeugs berechnet werden. Wir wünschen dir ganz viel Glück bei der Suche nach deinem Traummobil!
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