Sicherheit im Wohnmobil: Brandschutzmaßnahmen und achtsamer Umgang mit Gas
Wohnmobilbrände und Unfälle mit Campinggas sind selten. Wenn sie jedoch passieren sind die Folgen verheerend und oft auch tödlich. Dieser Artikel beschäftigt sich mit Gefahren durch Feuer, Verpuffungen und Gasexplosionen im Wohnmobil und gibt Tipps und Lösungsvorschläge, diesen effektiv durch geeignete Vorsorgemaßnahmen zu begegnen.
- 1. Gefahren durch Feuer und Campinggas
- 1.1. Brände verhindern & löschen
- 2. Großbrände bedrohen Camper
- 3. Unfälle mit Gas im Wohnmobil
- 3.1. Gasflaschen richtig sichern
- 3.2. Gas-Sensor zur Warnung nutzen
- 4. Strom als Brandursache im Wohnmobil
- 5. Fazit
Gefahren durch Feuer und Campinggas
Gas ist der traditionelle Brennstoff für Koch-, Heiz- und Kühlzwecke in einem Wohnmobil. Genutzt wird dabei ein Gemisch aus den Kohlenwasserstoffverbindungen Propan und Butan - das nennt sich dann "Campinggas". Der technische Vorteil dieses Gasgemisches ist, dass es in Sekundenbruchteilen vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand übergeht, damit sofort zündbereit ist und zur Nutzung zu Verfügung steht.
Bei allen Anwendungen von Campinggas kommt naturgemäß Feuer mit ins Spiel. Außerdem birgt Gas immer das Restrisiko einer Verpuffung oder sogar einer Explosion. Grund genug sich mit der Handhabung von Campinggas intensiv vertraut zu machen.
Brände verhindern & löschen
Brandgefahr beim Kochen im Wohnmobil
Zunächst zu den Brandgefahren: Diese gehen wohl vorrangig von der offenen Gasflamme aus, auf der man kocht. Die Gasflammen von Heizung, Boiler und Kühlschrank sind dagegen sicher verbaut und eigentlich "unerreichbar".
“Die Flamme(n) des Küchenherdes niemals zum Heizen benutzen!”
Ein Gasbrenner am Küchenherd an sich ist eigentlich sehr sicher. Zu einem Brand kann es praktisch nur kommen, wenn ein unvorsichtig zu nahe am Herd abgelegter, brennbarer Gegenstand, z. B. ein Küchentuch, Feuer fängt oder mit viel Fett und Öl gekocht wird (beispielsweise beim Frittieren).
Heißes Fett (Öl ist flüssiges Fett) kann sich selbst entzünden, wenn seine Zündtemperatur erreicht ist. Bei Speiseöl sind das lediglich 300° C. Fettbrände nie mit Wasser oder einer Brandschutzdecke löschen! Das verschlimmert die Notlage nur. Effektiv löscht man brennendes Fett im Topf auf dem Herd durch Ersticken (Sauerstoffentzug) mittels Topfdeckel.
Auch alle anderen Kochaktivitäten außerhalb des Wohnmobils, z. B. auf einem (gasbetriebenen) Grill, bergen potenziell eine Brandgefahr. Der umsichtige Camper achtet bei externen Kochstellen auf deren sicheren Stand und ausreichenden Abstand zu brennbaren Gegenständen, etwa zur Stoffwand des Vorzeltes.
Sicherheit geht vor
Die Feuerwehr rät eindringlich: Wenn Du das Feuer nicht im Ansatz bekämpfen kannst – dafür bleiben Dir nur wenige Sekunden – unterlasse weitere eigene Löschversuchen bei größeren Bränden. Bringe stattdessen Dich und Deine Mitreisenden in Sicherheit und lasse das Wohnmobil lieber ausbrennen. Den materiellen Schaden begleicht Deine Versicherung. Hauptsache Du bleibst unversehrt.
Wichtige Löschutensilien
Ein Feuerlöscher und eine Brandschutzdecke sind deshalb durchaus sinnvolle Utensilien. Ein 6 kg-Feuerlöscher steht in den meisten Wohnmobilen aber wohl erheblich im Weg herum. Die praktischere Alternative sind die kleinen 2 kg-Auto-Feuerlöscher. Die finden überall einen Platz. Es gibt sie mit ABC- Pulverfüllung oder alternativ als Schaumlöscher.
Schaumlöscher enthalten in erster Linie Wasser zu dem eine schaumbildende Chemikalie beigemischt ist. Aus diesem Grund sind Schaumlöscher nicht frostsicher!
Die Redaktion empfiehlt trotzdem Schaumlöscher, denn selbst ein kurzer Stoß aus dem Pulverlöscher wird definitiv den ganzen Wohnmobil-Innenraum mit feinstem Pulver aus Steinsalzmehl überziehen. Mitunter ist dann der "Pulverschaden" größer als der Brandschaden.
Feuerlöscher richtig lagern
Der Feuerlöscher gehört gut sichtbar und schnell erreichbar montiert, der Umgang damit einmal ausprobiert. Im Ernstfall gilt es, die kaum 10 Sekunden Löschdauer möglichst effektiv zu nutzen. Anders ausgedrückt: Dir bleibt nur eine Chance! Feuerlöscher gehören darüber hinaus alle zwei Jahre von einem Fachmann überprüft.
In manchen beliebten Reiseländern ist die Mitnahme eines Feuerlöschers im Fahrzeug sogar Pflicht! Bosnien-Herzegowina, Finnland und Griechenland fallen z. B. darunter.
Über aktuelle Einreisevorschriften informiert der ADAC.
Vorsicht beim Einsatz von CO2-Löschern
CO2-Löscher löschen effektiv und vollkommen rückstandsfrei. Das ist ein großer Vorteil um neben den Brandschäden Löschschäden zu vermeiden. Jedoch entsteht im kleinräumigen Platz eines Wohnmobils eine erhebliche Erstickungsgefahr. CO2 ist schwer und bildet im Wohnmobil einen Kohlenstoffdioxid-See. Der Hund am Boden erstickt als erster. Steht das CO2 hoch genug erstickt auch ein erwachsener Mensch.
Großbrände bedrohen Camper
Das Brandereignis muss gar nicht in Deinem Wohnmobil seinen Anfang nehmen. Eine nicht unerhebliche Gefahr geht nämlich von Waldbränden aus, wie sie in den letzten Jahren in den Sommermonaten in den Mittelmeerländern immer mehr zunehmen. Diese machen weder vor den Häusern der Einheimischen, noch vor einem Campingplatz Halt. Manchmal ist sogar die Feuerwehr hilflos und kann nur Schadenbegrenzung betreiben.
Sollte in der Nähe Deines Campingortes ein Waldbrand ausbrechen bleibt Dir nur übrig, Dich mehrmals täglich, eventuell sogar stündlich, über dessen Entwicklung zu informieren. Welche Fluchtmöglichkeiten (Straßen) sind noch passierbar? Wie sieht Deine Evakuierungsroute aus? Wie viel zeitlichen Vorlauf brauchst Du um "die Zelte abbrechen" zu können? Eine rechtzeitige Flucht ist in diesem Fall die beste und einzig sinnvolle Methode der Gefahrenabwehr.
Unfälle mit Gas im Wohnmobil
Gas ist ein überaus praktischer Brennstoff für Campingzwecke. Jedoch kann Gas zu Verpuffungen und gewaltigen Explosionen führen. Die Technik von der Gasflasche über die Gasleitungen zu den Gasverbrauchern im Wohnmobil ist heute genormt, standardisiert und gesetzlich streng geregelt. Eine Dichtigkeitsprüfung gibt Sicherheit, dank derer Gasunfälle nur noch höchst selten vorkommen. Gasunfälle haben deshalb meist Anwendungsfehler als Ursache.
Kommt es auf einem Campingplatz zu einem Gasunfall bedeutet das meistens auch den Ausbruch eines Großbrandes. Da die Campingfahrzeuge oft dicht gedrängt stehen und entsprechend schnell gegenseitig das Feuer weitergeben, sind Löschversuche von Laien quasi nutzlos. Bringe Dich und Deine Familie in einem solchen Katastrophenszenario schnellstmöglich in Sicherheit. Den materiellen Schaden regelt die Versicherung.
Gasflaschen richtig sichern
Eine potenzielle Gefahr geht von nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechend gegen Verrutschen gesicherten Gasflaschen aus, die sich im Falle heftiger Fahrbewegungen und/oder eines Crashs selbständig machen können. Als Backup eine Gasflasche "lose" im Camper mitzunehmen ist deshalb nicht nur gesetzeswidrig, sondern auch höchst fahrlässig.Die Mobilität eines Wohnmobils birgt außerdem immer die Gefahr, dass sich beim Fahren irgendetwas locker-vibriert und in der Folge undicht wird. Damit eventuell an der Kontaktstelle Gasflaschenhals-Gasschlauch austretendes Campinggas keinen Schaden anrichten kann, muss jeder Gaskasten eines Wohnmobils nach innen zum Wohnraum hin gasdicht sein und zusätzlich nach außen über eine üppige Notentlüftung verfügen, meist in Form von Löchern im Boden. Der vorausschauende Camper trägt Sorge, dass diese Notentlüftungen stets offen sind und durch keine Fremdgegenstände (Schmutz oder zusätzliche Ladung im Gaskasten) verstopft werden.
Gas-Sensor zur Warnung nutzen
Wer in Sachen Gas in ein Mehr an Sicherheit investieren möchte, der installiert einen Gas-Sensor, der ein eventuelles Gasleck melden würden.
- 30.06.2019 Gasexplosion auf dem Campingplatz Mulmshorn: Mann wurde schwer verletzt.
- 06.02.2020 Verheerender Brand auf einem Stellplatz am Finkenrieker Hauptdeich in Hamburg-Wilhelmsburg. Nach Gasverpuffung sind drei Wohnmobile in Brand geraten und in der Folge komplett zerstört worden.
- 06.10.2020 83-jährige Camperin nach Gasexplosion auf Campingplatz in Bad Schmiedeberg schwer verletzt.
Strom als Brandursache im Wohnmobil
Dieses Kapitel sollten sich insbesondere Hobbybastler zu Herzen nehmen, die ihr Wohnmobil selber ausbauen. Dabei sind meist umfangreiche elektrotechnische Installationen notwendig: Speicherbatterien, Solarmodule, Spannungswandler, Landstromanschluss, etc. Wer nicht genau weiß, was er tut, läuft schnell Gefahr sich eine tickende Zeitbombe ins Reisemobil einzubauen.
Auch bei nur 12 V-Betrieb fließen für den Laien unvorstellbar große Strommengen. Sind die einzelnen Komponenten der Stromkreise nicht entsprechend üppig dimensioniert kommt es unweigerlich zu Kabelbränden, die zum Komplettverlust des Wohnmobils führen können.
Besonders ärgerlich: Versicherungen zahlen keinen Cent, wenn die Elektroinstallation nicht nachweislich (Rechnung aufbewahren) von einem autorisierten Fachbetrieb vorgenommen wurde!
Desweiteren können durch altersbedingte Korrosion oder Vibrationen beim Fahren Kurzschlüsse entstehen. Funkenentwicklung und Kabelbrände können davon verursacht werden, was ebenfalls zu oben beschriebenem Szenario führen kann.
Strom-Brände niemals mit Wasser löschen! ABC-Pulver ist das richtige Löschmittel dafür.
Die wichtigste Sofortmaßnahme bei Kabelbränden etc. ist das sofortige Unterbrechen der Stromzufuhr, z. B. durch einen "Hauptschalter" oder eine "Hauptsicherung".
Ein Rauchmelder, so wie er auch in der heimischen Wohnung Vorschrift ist, warnt auch im Wohnmobil sicher bei Rauchentwicklung und ermöglicht rechtzeitiges Eingreifen.
Fazit
Du kannst Dein Wohnmobil noch so gut technisch in Schuss halten, 100%-iger Schutz vor Feuer & Co. ist unmöglich, denn Unfälle und Unglücke sind einfach nicht auszuschließen. Das Wichtigste ist auch in diesem Zusammenhang das Wohnmobil gut zu versichern. Denk dabei nicht nur an die Fahrzeugversicherung, sondern auch an eine "Inhaltsversicherung". Lass Dich gut beraten, vergleiche verschiedene Angebote und lies das Kleingedruckte!
Ein kleines Rechenexempel zum Abschluss: Jährlich gibt es in Deutschland etwa 200.000 Wohnungsbrände. Bei einer Bevölkerungszahl von 83 Millionen und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 85 Jahren ist folglich jeder fünfte Deutsche einmal in seinem Leben von einem Brand in den heimischen vier Wänden unmittelbar betroffen. Wohnmobile sind aufgrund der Gasthematik noch viel häufiger "Feuer und Flamme" ausgeliefert. Grund genug sich das Thema "Brandschutz" bei der Vorbereitung Deines Wohnmobils für Deinen Urlaub auf die Agenda zu setzen.
FAQ
Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Sicherheit im Wohnmobil: Brandschutzmaßnahmen und achtsamer Umgang mit Gas'
- Was ist der beste Schutz gegen Feuer und Gasunfälle?
Du solltest alle Geräte, Einbauten und Anlagen fachmännisch einbauen und anschließen lassen. Lies dir Bedienungsanleitungen durch und halte dich daran. Außerdem hilft eine regelmäßige Gasprüfung, Lecks und andere Probleme mit der Gasanlage zu erkennen.
- Sollte ich besser auf sicheren Diesel als Brennstoff für Herd und Heizung umsteigen?
Gasinstallationen in Wohnmobilen sind heute sehr sicher. Unfälle gehen oft auf Anwendungsfehler zurück. Diese geschehen auch bei dem vermeintlich sichereren Diesel als Brennstoff.
- Was tun wenn's im Wohnmobil brennt?
Bringe Dich und Deine Lieben in Sicherheit und wähle europaweit die 112. Erst dann startest Du einen Löschversuch. Spiele dabei nicht den Helden!
- Welcher Feuerlöscher eignet sich am besten zur Brandbekämpfung im Wohnmobil?
Wir empfehlen die quasi rückstandslos löschenden, aber nicht frostsicheren, Schaumlöscher.
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