Gefahren aus der Natur begegnen: Naturgewalten und Camping
Mutter Natur ist freundlich, doch manchmal zeigt sie die Zähne. Anders als ein Haus aus Stein und Beton ist ein Wohnmobil den Naturgewalten weitaus schutzloser ausgesetzt. Dieser Artikel beschäftigt sich mit Gefahren durch Naturgewalten und gibt Tipps und Lösungsvorschläge, diesen effektiv durch geeignete Vorsorgemaßnahmen zu begegnen.
- 1. Gefahren aus der Natur
- 1.1. Gewitter und Hagel
- 1.2. Wetterbericht im Auge behalten
- 1.3. Schon gewusst: Faradayscher Käfig
- 1.4. Stürmen trotzen
- 1.5. Überschwemmungen und Muren
- 1.6. Gefahr durch Kälte
- 2. Wohnmobil vor Tieren schützen
- 2.1. Ameisen vorbeugen
- 2.2. Mücken & Moskitos abwehren
- 2.3. Nagetiere fernhalten
- 2.4. Gefahr durch Marder
- 3. Wohnmobil vor Schimmel schützen
- 4. Wohnmobil gründlich kontrollieren
- 5. Fazit
Gefahren aus der Natur
Camping bedeutet in einem nicht unerheblichen Maße auch "zurück zur Natur". Aufwachen bei Sonnenaufgang, viel Zeit im Freien zu verbringen, den Wechsel der Jahreszeiten nahezu unmittelbar erleben zu können, das macht für viele Camper den besonderen Reiz ihres Hobbys und ihrer mobilen Lebenseinstellung aus.
Auf der anderen Seite fürchten Camper, mehr als Hausbesitzer, die manchmal grausame Gewalt des Wetters. Denn selbst die beste Sandwichplatte ist verletzlicher als eine solide Wand aus Stein und Beton.
Gewitter und Hagel
An erster Stelle steht dabei die berechtigte Angst vor Hagelstürmen, die auf der Außenhaut des geliebten Wohnmobils einen bleibenden "Eindruck" hinterlassen. Vermeiden kann man einen solchen Schaden nicht. Die Teilkasko-Versicherung übernimmt die Kosten. Das tröstet ein wenig über das Übel hinweg.
Wetterbericht im Auge behalten
Drohen Gewitter hilft der vorausschauende Blick auf eine Wetter-App mit Niederschlagsradar auf dem Smartphone. So lässt sich das Aufziehen von Unwetterzellen mitverfolgen und im Idealfall rechtzeitig die Flucht ergreifen.
Schon gewusst: Faradayscher Käfig
Außenwände aus GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff) sind weitestgehend unempfindlich gegenüber Hagelschäden und generell viel einfacher und preiswerter, weil "punktuell", zu reparieren.
Aber: Eine Karosserie aus GFK ist kein faradayscher Käfig mehr. Schutz vor Blitzschlag – Fehlanzeige… Eine Aluminium-Außenhaut oder eine Kunststoff-Beplankung auf einem Metall-Gerippe wirken jedoch wie ein faradayscher Käfig, bieten Hagel allerdings weniger die Stirn und sind schwer zu reparieren.
Stürmen trotzen
Wird man von einem Hagelsturm überrascht, muss man mehr oder weniger hilflos mit ansehen, wie sich das Unwetter austobt und welchen Schaden es anrichtet. Selbst aktiv werden – im Sinne von Vorbeugung – kann man dagegen bei Gefahren durch Stürme. Vor diesen wird nämlich Tage im Voraus in den Wettervorhersagen gewarnt.
Wer bei Sturmwarnung mit seinem Wohnmobil unter einem Baum Schutz sucht, braucht sich nicht zu wundern, wenn er "Etwas auf's Dach bekommt. Das freie Feld ist bei Stürmen die bessere Stellplatzwahl, auch wenn das Fahrzeug dort möglicherweise von Böen durchgebeutelt wird und in seinem Inneren etwas "Seegang" aufkommt.
Bäume sind kein geeigneter Unterstand bei Unwettern!
Überschwemmungen und Muren
Was im Sommer 2021 im Ahrtal geschah, das kann auch auf Campingplätzen passieren. So kam es auf solchen schon in der Vergangenheit zu Naturkatastrophen mit Todesfällen und hohem Sachschaden in Folge von Starkregenereignissen und damit verbundenen Sturzfluten.
Wenn neben Wasser auch noch Steine mitkommen spricht man von "Muren". Diese kommen in erster Linie in gebirgigen Gegenden vor und sind in den Alpen die "Lawinen des Sommers".
Besonders schrecklich waren die Folgen eines Sommergewitters am 07.08.1996 mit 160 Litern Niederschlag in nur eineinhalb Stunden in den Pyrenäen. Die daraus resultierende Sturzflut des ansonsten eher kleinen Fluss Arás in seinem betonierten Bett wurde zum Monster. 87 Menschen starben auf dem Vier-Sterne-Campingplatz Virgen de las Nieves bei Biescas. Nach der Katastrophe wusste man, dass der Campingplatz niemals dort hätte gebaut werden dürfen.
Die zuständigen Behörden und die Betreiber von Campingplätzen an romantischen Wildbächen sind zwischenzeitlich hoffentlich ausreichend sensibilisiert und bieten nur Stellplätze in sicheren Lagen an.
Der Wildcamper dagegen ist eigenverantwortlich unterwegs. Das lieblich plätschernde Bächlein kann bei Unwettern in wenigen Augenblicken zum todbringenden Sturzbach werden – nicht nur in den Bergen!
Campe niemals auf Kiesbänken in einem Flussbett! Auch, wenn das noch so wildromantisch und verlockend sein mag. Auch Gewitter, die in vielen Kilometern Entfernung niedergehen, können Deinen Stellplatz in Windeseile überfluten. Im besten Fall bekommst Du nur nasse Füße…
Gefahr durch Kälte
Die häufigste und wohl am meisten unterschätzte Naturgefahr in Sachen Wohnmobil ist die winterliche Kälte. Wer versäumt sein Wohnmobil im Herbst rechtzeitig winterfest zu machen, der darf sich über aufgefrorene Wasserleitungen, einen kaputten Boiler und einen zersprengten Wasser- sowie Grauwassertank nicht beschweren.
Wohnmobil vor Tieren schützen
Nicht nur die unbelebte, auch die belebte Natur hält Gefahren für den Camper parat. Doch die zur Gefahr werdenden Tiere sind nicht irgendwelche großen, fleischfressenden Raubtiere (zumindest im Großteil Eurpas nicht), sondern ganz kleine Tierchen. Lästige Insekten stehen ganz vorne auf der "No friend"-Liste.
Ameisen vorbeugen
In jedem Reisemobil findet sich ein Nahrungsmittelvorrat. Der schmeckt nicht nur dem Camper, sondern auch kleinen, staatenbildenden Insekten: Ameisen. Diese können in einem Wohnmobil erheblichen Schaden anrichten! Dabei geht es nicht um die Lebensmittel, an denen sie sich bedienen, sondern um die Tatsache, dass es ihnen im Wohnmobil so gut gefallen könnte, dass sie dauerhaft einziehen.
Ameisennester in den Sandwichplatten der Wohnmobil-Außenhaut bleiben lange Zeit unentdeckt. Die Isolationsschicht und Holzelemente werden zu Wohnzwecken der Ameisen umfunktioniert und damit zerstört. Ganze Wand-Elemente auszutauschen ist für den Wohnmobilbesitzer jedoch ein erheblicher technischer und finanzieller Aufwand.
- Lass keine Lebensmittel offen herumliegen, insbesondere keine zuckerhaltigen Speisen! Zucker lockt Ameisen magisch an.
- Sorgfältige Küchenhygiene ist oberstes Gebot!
- Auf ameisenverseuchten Campingplätzen, die gibt es leider aufgrund des dort paradiesischen Nahrungsangebots für die Krabbeltiere recht häufig, helfen Ameisenköder im Wohnmobil aus dem Kammerjäger-Fachhandel.
Mücken & Moskitos abwehren
Genauso klein und in erster Linie "lästig", weniger "zerstörerisch", sind blutsaugende Insekten aller Art. Am besten schützt man sich mechanisch gegen die Plagegeister, die sich in der Abenddämmerung wie eine Dunstglocke über viele Urlaubsregionen, nicht nur im Mittelmeerraum, legen.
Mechanischer Schutz heißt konkret: Moskitonetze an allen Fenstern und Türen. Türen, die auf diese Weise nicht geschützt werden können (Fahrer- und Beifahrertüre), bleiben deshalb geschlossen.
Schutz ist auch auf chemische Weise möglich. Präparate zum Auftragen auf die Haut (Autan, etc.) kommen dann zum Einsatz, wenn mechanischer Schutz nicht möglich ist, z. B. wenn man den lauen Sommerabend im Freien vor dem Reisemobil verbringen möchte.
Mittel auf pflanzlicher Duftstoffbasis (Zitronella oder Chrysanthemen) zeigen eine "sanft abschreckende" Wirkung auf die Plagegeister, genauso wie Räucher-Produkte.
In manchen Regionen machen sich zugewanderte Stechmücken (Tigermücke) breit, die teilweise tropische Krankheiten wie das Denguefieber (für "Risikogruppen-Patienten" durchaus tödlich) übertragen können. Informationen dazu bieten in Deutschland die lokalen Gesundheitsämter. Im Ausland helfen Tourist-Infos weiter.
Nagetiere fernhalten
Eine Klasse größer sind Kleinnager wie Mäuse und Ratten. Diese suchen nur nach einem: Futter! Küchenhygiene und in stabilen Boxen nagersicher verpackte Lebensmittel machen das Wohnmobil für die possierlichen Tiere jedoch weitestgehend uninteressant.
Im aktiven Campingbetrieb wird ein Kleinnager sich schnell durch seine "Spuren" verraten: angenagte Lebensmittel und Kot (sieht bei Mäusen aus wie schwarze Reiskörner). Mausefallen oder die Katze vom Nachbarn schaffen Abhilfe.
Lebendfangfallen töten die kleinen Übeltäter nicht, so wie dies bei klassischen Schlag-Mause-/Rattenfallen üblich ist. Einmal gefangen können die Tierchen anschließend an einem für sie geeigneten Platz weit weg vom Stellplatz ausgesetzt werden.
Gefahr durch Marder
Ein Schaden ganz anderer Art droht dem Motorraum. Der Übeltäter: ein Marder. Es ist technisch unmöglich den Motorraum so abzudichten, dass Marder nicht hineinschlüpfen könnten. Ein warmer Motor ist ein überaus gemütliches Plätzchen zum Verweilen.
Das wäre weiter nicht schlimm. Wittert ein Mardermännchen jedoch den Geruch eines Konkurrenten, der sich vielleicht tags zuvor im Motor zu einem Schläfchen niedergelassen hat, kämpft er gegen den unsichtbaren Feind und beißt dabei in Rage auch in Kabel und Leitungen aller Art.
In einigen Fällen gehen die Fachleute auch davon aus, dass sich Marder von der Zusammensetzung mancher Gummischläuche magisch zum Reinbeißen animiert fühlen. Die Schäden sind im schlimmsten Fall, dass das Wohnmobil nicht mehr fährt und hohe Werkstattkosten, um die Bissschäden durch Neuteile zu ersetzen.
- Es gibt Duftpräparate im Fachhandel, die Marder vertreiben sollen. Das kann funktionieren.
- Genauso wie die technische Lösung, eine "Sirene" einzubauen, die Marder vertreibt. Das Gerät stößt dabei permanent einen Warnton aus, der für das menschliche Ohr unhörbar ist, Mardern allerdings "Hau ab!" signalisiert.
Unser Autor empfiehlt, zweimal im Jahr, und nach jedem Marderschaden, den Motor einer Motorwäsche unterziehen, um eventuelle Duftstoffe von Mardern zu beseitigen. Bewährt haben sich zusätzlich anschließend aufgetragene Motor-Konservierungen, wie z. B. EUROLUB Motorimprägnierung (1 l/17 €; Reicht für zahlreiche Anwendungen.) Deren chemischer Geruch ist unangenehm für die Tiere.
Wohnmobil vor Schimmel schützen
Pilze sind eine Lebensform irgendwo zwischen Pflanze und Tier. Sind sie im Kochtopf auf dem Womo-Herd durchaus willkommen, können in der Erscheinungsform "Schimmel" jedoch zum Horror werden. Ein von Schimmel befallenes Wohnmobil ist in der Regel ein wirtschaftlicher Totalschaden. Ist Schimmel erst einmal da, wird es schwierig ihn jemals wieder loszuwerden. Also setzt der versierte Camper auf Vorbeugung.
Pilze brauchen zum Wachsen Wasser. Der Schimmelpilz macht dabei keine Ausnahme. Da Schimmelpilz-Sporen überall in der Luft herumschwirren und sich auf allen Oberflächen breit machen, ist die einzige effektive Möglichkeit sie zu bekämpfen, ihnen das Wasser abzudrehen. Konkret heißt das: Sorge in Deinem Wohnmobil für Trockenheit!
Ähnlich wie in der Wohnung zuhause, wo ebenfalls Schimmelbefall droht, ist ausreichendes Lüften unumgänglich. Dabei ist Stoßlüften effektiver als Dauerlüften (gekipptes Fenster).
Ist Dein Wohnmobil über den Winter eingemottet helfen Luftentfeuchter Deinen Camper trocken zu halten. Solche kaufst Du meist billiger im Baumarkt als im Campingfachhandel!
Wohnmobil gründlich kontrollieren
Wird das Wohnmobil für den Winter eingemottet sollte man immer wieder nachkontrollieren, ob sich nicht Untermieter jeglicher Art eingenistet haben. Auch Kleinnager wohnen gerne warm und trocken. Sie scheuen sich auch nicht, die "Wohnmobil-Infrastruktur" mit ihren scharfen Zähnen zu bearbeiten und für eigene Zwecke zu nutzen. Besonders beliebt sind für den "Nestbau" Isolationsmaterialien aller Art.
Fazit
Wir Menschen sind nicht alleine auf der Welt. Auch beim Camping wird es immer wieder zu Begegnungen mit anderen Lebewesen kommen. Sehr schöne, wie das äsende Reh im Sonnenaufgang, aber auch unangenehme, wie der Befall des Wohnmobils durch Ameisen. Wer die Augen offen hält, kann rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen. Besondere Aufmerksamkeit sollte der "Winterruhe" des Wohnmobils zukommen. Regelmäßige Kontrolle ist unerlässlich in Sachen Schädlingsbekämpfung.
FAQ
Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Gefahren aus der Natur begegnen: Naturgewalten und Camping'
- Woher droht die größte Naturgefahr beim Campen?
Unwetter sind für Wohnmobilisten besonders gefährlich. Sie ziehen oft schnell auf und können durch Wind und Niederschläge erhebliche Schäden verursachen. Achte darum immer auf den Wetterbericht und einen sicheren Stellplatz.
- Wie begegne ich Gefahren durch Naturgewalten?
Durch aufmerksames Verfolgen der Nachrichten und eine gute Versicherung kannst du nicht nur vorbeugen, sondern auch finanzielle Vorsorge treffen, sollte dein Wohnmobil einmal von Schäden betroffen sein.
- Welche Tiere können im Wohnmobil Schaden anrichten?
In erster Linie sind es Ameisen, die sich in den Wänden und Böden einnisten können.
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