Wohnmobil in der Garage

Saisonkennzeichen für Wohnmobile: Lohnt sich das?

Wird ein KFZ nur eine bestimmte Zeit im Jahr genutzt, kann es sich im Sinne der Kostenreduzierung lohnen, das Fahrzeug für die Zeiten der Nichtnutzung abzumelden. Besonders bequem geht dies mit den sogenannten Saisonkennzeichen. Diese haben sich bei Motorrädern und Cabrios seit Langem bewährt. Ob Saisonkennzeichen auch für dein Wohnmobil eine rentable Lösung wären, erklärt dir der folgende Artikel.

Was ist ein Saisonkennzeichen?

Normalerweise sind KFZ für das ganze Kalenderjahr zugelassen. Jedoch nutzen aktuell über 2,5 Millionen Fahrzeugbesitzer, insbesondere Motorradfahrer (53,8 % der Saisonkennzeicheninhaber), in Deutschland sogenannte "Saisonkennzeichen". Tendenz steigend.

Mit im Trend schwimmen in der Statistik etwa 150.000 Wohnmobile. Anders dargestellt hat sich etwa ein Viertel der Wohnmobilisten Deutschlands für ein Saisonkennzeichen entschieden. (Datenquelle: Kraftfahrt-Bundesamt)

Das Saisonkennzeichen wurde zum 1. März 1997 eingeführt. Fahrzeuge mit diesem dürfen nur in dem gekennzeichneten Zeitraum gefahren werden. Und nur in diesem. Nach Ablauf der Ruhezeit kann das Fahrzeug wieder wie gewohnt genutzt werden. Ab- und Anmeldeformalitäten entfallen komplett.

Von wann bis wann gilt das Saisonkennzeichen?

Es gibt einen minimalen und einen maximalen Gültigkeitszeitraum für Saisonkennzeichen. Dieser liegt zwischen zwei und elf Monaten. Der Gültigkeitszeitraum wird auf dem Nummernschild durch kleine Zahlen ausgewiesen, die durch einen waagrechten Strich getrennt sind. Die obere Zahl gibt den Monat des Beginns an. Die untere den Monat des Zulassungsendes, inkl. dieses Monats.

Ein Nummernschild mit dem Aufdruck 04/10 weist folglich einen Zulassungszeitraum vom 1. April (04) bis zum 31. Oktober (10) aus. Auch in der KFZ-Zulassungsbescheinigung Teil 1 (früher KFZ-Schein), wird die Gültigkeitsdauer eingetragen.

Zulassungsdauer bei Saisonkennzeichen:
  • 6 Monate: 11 %
  • 7 Monate: 44 %
  • 8 Monate: 33 %
(Datenquelle: Kraftfahrt-Bundesamt; Werte gerundet)

Wie und wo bekomme ich ein Saisonkennzeichen?

Ein Saisonkennzeichen bekommst du bei deiner zuständigen Kfz-Zulassungsstelle. Du bringst die notwendigen Papiere mit, zahlst die Gebühr (ca. 30 €), bekommst einen Eintrag in die Zulassungsbescheinigung Teil 1, lässt neue Nummernschilder drucken (ca. 25 €), lässt diese anschließend mit der Zulassungs- und der HU-Plakette siegeln und fertig.

Dieser Verwaltungsakt ist unproblematisch. Problematisch könnten dagegen mancherorts in den Zulassungsstellen unangenehm lange Wartezeiten werden. Im ungünstigsten Fall kannst du dir einen Tag Urlaub für den Behördengang nehmen.

Folgende Unterlagen brauchst du bei der Zulassungsbehörde zur Beantragung eines Saisonkennzeichens:
  • deinen Personalausweis oder Reisepass
  • die Zulassungsbescheinigung Teil II, ehemals "Fahrzeugbrief"
  • die aktuelle Zulassungsbescheinigung Teil I, ehemals "KFZ-Schein"
  • die bisherigen Nummernschilder, sofern dein Womo nicht sowieso "außer Betrieb" gesetzt ist
  • die elektronische Versicherungsbestätigung "eVB" mit Angabe des Saisonzeitraumes
  • ein SEPA-Lastschriftmandat zum Einzug der Kraftfahrzeugsteuer
  • den Nachweis einer gültigen Hauptuntersuchung (HU-Prüfbericht). Dieser Nachweis ist nur dann erforderlich, wenn sich die Fälligkeit der nächsten HU nicht aus der aktuellen Zulassungsbescheinigung Teil I ergibt.
  • Die neuen Nummernschilder werden bei in der Regel in oder nahe der Zulassungsstelle angesiedelten Schilder-Druckfirmen angefertigt.

Anmeldungszeitraum von Saisonkennzeichen ändern

Den Anmeldezeitraum zu ändern ist grundsätzlich möglich, jedoch mit Zeitaufwand und Kosten verbunden. Zunächst musst du deine zuständige Kfz-Zulassungsstelle aufsuchen. Zur Gebühr für die Anpassung des Gültigkeitszeitraums von ca. 30 € kommen etwa 25 weitere Euro für neue Nummernschilder, denn schließlich muss auch auf denen die neue Gültigkeitsdauer eingeprägt werden.

Zur Änderung des Gültigkeitszeitraums wird auch eine neue eVB-Nummer verlangt.

Tipp zur Änderung:Saisonkennzeichen lohnen sich dann, wenn du dich für mehrere Jahre auf einen Zulassungszeitraum festlegen kannst und willst. Bist du unsicher, ob der Zeitraum gleich bleibt oder möchtest du spontan sein, sind sie nichts für dich.
Wie wird gerechnet?Saisonkennzeichen orientieren sich an Monaten, nicht an Tagen. Insofern ist es nicht möglich einen Zulassungszeitpunkt innerhalb eines Monats zu definieren. Die Zulassung beginnt immer am ersten Tag und endet am letzten des eingetragenen Monats.

Wie viel Geld kann ich mit Saisonkennzeichen sparen?

Der Grundgedanke hinter Saisonkennzeichen ist die Kostenreduzierung in Zeiten einer vollständigen Nichtbenutzung des Wohnmobils. Diese kalkuliert sich für die Kfz-Steuer und die Versicherung nach der Anzahl der Zulassungsmonate.

Pauschal ausgedrückt orientierst du dich an dieser Formel:
Jahreskosten / 12 * Anzahl der Zulassungsmonate = neue (Jahres-)Kosten mit Saisonkennzeichen

Ist ein Saisonkennzeichen immer günstiger?

Keinesfalls ist das Saisonkennzeichen immer die günstigere Wahl! Zum einen sollte der Zulassungszeitraum mindestens sechs Monate betragen, denn nur dann verbessert sich bei unfallfreier Fahrt die Schadenfreiheitsklasse, je nach Versicherungsanbieter. Ein Blick in deine Versicherungsunterlagen ist also vor der Entscheidung für ein Saisonkennzeichen unumgänglich!

Da das Wohnmobil außerhalb des Zulassungszeitraumes in keinster Weise im öffentlichen Verkehrsraum bewegt oder auch nur geparkt werden darf, benötigst du für die Ruhepause einen entsprechenden Stellplatz.

Was ist ein “entsprechender Stellplatz”?

"Entsprechend" bedeutet dabei das Abstellen, während der gesamten abgemeldeten Zeit, in einer passenden Garage/Halle/Carport oder auf einem umfriedeten Grundstück. "Umfriedet" meint durch Zaun, Hecke oder Mauer vor unberechtigtem Betreten geschützt. Musst du einen solchen Ort erst mieten, kann die Kosten-/Nutzenrechnung gegen das Saisonkennzeichen ausfallen.

Ist ein Wechselkennzeichen besser als ein Saisonkennzeichen?

Wechselkennzeichen gibt es in Deutschland seit 2012. Damit kann man zwei Fahrzeuge abwechselnd mit demselben Kennzeichen fahren. Das alles ohne vorher festgelegten Nutzungszeitraum. Selbstverständlich dürfen die beiden Fahrzeuge niemals gleichzeitig betrieben werden.

Was sich spontan gut anhört, hat leider einen Haken: In Deutschland fällt, anders als beispielsweise in Österreich, für beide Fahrzeuge der volle Steuersatz an. Lediglich bei den Versicherungsbeiträgen wären Einsparungen möglich. Wobei nicht jede Versicherung entsprechende Angebote vorhält.

Ein Saisonkennzeichen ist im Vergleich zum Wechselkennzeichen wohl meist die bessere Wahl.

Saisonkennzeichen oder das Fahrzeug an- und abmelden?

Saisonkennzeichen geben einen absolut starren Nutzungszeitraum vor. Mit der konventionellen Ab- und Anmeldung des Fahrzeugs ist man dagegen stets flexibel. So kann man früher in die Saison starten oder diese länger ausweiten, natürlich beides auch anders herum.

Das ist der Vorteil. Auf die Negativseite der Überlegung schlagen der v. a. zeitliche Aufwand für die entsprechenden Behördengänge sowie ca. 20 € Gebühren, die bei jedem An- und Abmeldevorgang zu berappen sind.

Einfluss eines Saisonkennzeichens auf die KFZ-Versicherung

Gleich vorweg: Das ist von Versicherungsgesellschaft zu Versicherungsgesellschaft unterschiedlich.

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass auch bei einem vorübergehend abgemeldeten KFZ die Versicherung nicht zwangsläufig automatisch endet. Sie geht bei vielen Versicherungsunternehmen in eine beitragsfreie Ruheversicherung über. Diese beinhalte eine Haftpflichtversicherung und eine Umweltschadenversicherung. Kaskoversicherungen laufen ebenfalls weiter. Dein Wohnmobil ist dann z. B. trotz offizieller Abmeldung gegen Vandalismus, Diebstahl und Unwetter-/Naturschäden (Sturm, Hagel und Blitzschlag sowie Marderbiss) in seiner Winterruhe versichert.

Eine Ruheversicherung ist bei vielen, aber nicht bei allen Versicherungsgesellschaften Praxis. Auch wird zwischen verschiedenen Fahrzeugen ein Unterschied gemacht.

Vorab nachfragen:

Frag auf jeden Fall bei deinem Versicherer vor Erwerb eines Saisonkennzeichens nach, ob dein Fahrzeug versicherungstechnisch in der Ruhephase abgedeckt ist!

Haftungsausschluss: Die Versicherungsbedingungen sind von Anbieter zu Anbieter häufig sehr unterschiedlich und können sich von Versicherung zu Versicherung enorm unterscheiden. Wir übernehmen keinerlei Haftung für möglicherweise im Einzelfall nicht versicherungsabgedeckte Schäden. Eigeninitiative und ein Blick in die Versicherungsunterlagen sind für dich leider unumgänglich.
Saisonkennzeichen und TÜV:

Was ist, wenn der Termin für die Hauptuntersuchung (HU) außerhalb des Zulassungszeitraumes liegt?

Außerhalb des Zulassungszeitraumes darf das Fahrzeug auf keinen Fall im öffentlichen Raum bewegt werden. Die Fahrt zum TÜV (o. Ä.) stellt dabei keine Ausnahme dar. Liegt der Termin für die HU in diesem Zeitraum, stellst du erst im ersten Monat nach der Betriebspause dein Wohnmobil bei der Prüfstelle vor.

Halte diese Frist ein, denn im Falle eines Unfalls erlischt ansonsten dein Versicherungsschutz und du haftest für die Schäden mit deinem gesamten Vermögen.

Vor- und Nachteile von Saisonkennzeichen

Vorteile
  • Ersparnis an Kfz-Steuer
  • Ersparnis an Kfz-Versicherung
  • Kauf von Winterreifen kann unnötig werden, sollten diese im Stilllegungszeitraum Pflicht sein
Nachteile
  • Absolutes Fahrverbot im öffentlichen Verkehrsraum
  • Absolutes Halteverbot im öffentlichen Verkehrsraum. Parken ist nur auf Privatgrund zulässig.
  • Spontane Wohnmobilausflüge sind nicht mehr möglich.

Entscheidungshilfe pro/contra Saisonkennzeichen

Dein Reiseverhalten wird in erster Linie über die Sinnhaftigkeit eines Saisonkennzeichens für dein Wohnmobil bestimmen.

Wintercamping

Sollte Wintercamping für dich überhaupt nicht infrage kommen, dann ist es durchaus eine Überlegung wert, dein Wohnmobil von November bis einschließlich März sprichwörtlich "aus dem Verkehr zu ziehen" und Kfz-Steuer und Versicherung zu sparen.

Dir muss allerdings klar sein, dass in dieser Zeit jegliche Teilnahme des Fahrzeugs am öffentlichen Straßenverkehr ausgeschlossen ist.

Parksituation

Wenn du damit leben kannst musst du noch klären wo dein Reisemobil in der "Ruhesaison" parkt. Geht dies kostenlos auf deinem Grund, spricht nichts gegen ein Saisonkennzeichen. Musst du dagegen eine stattliche Miete für einen Winterstellplatz bezahlen, kann der Schuss nach hinten losgehen und du würdest günstiger fahren, dein Womo nicht mit Saisonkennzeichen zu versehen und wie üblich den öffentlichen Raum zum Parken nutzen zu können.

Versicherung

Vergiss auf keinen Fall den Versicherungsaspekt! Die Bandbreite verschiedenster Versicherungsmodelle bringt Laien wie Profi zum Verzweifeln. Kläre deshalb im Vorfeld beim Versicherungsagenten deines Vertrauens genau den Versicherungsschutz für dein Wohnmobil während der Stillegungszeit!

Fazit

Ein Saisonkennzeichen kommt dann für dich infrage, wenn du gewillt bist, dich auf mehrere Jahre in Sachen Nutzungsdauer deines Wohnmobils festzulegen. Diese sollte aus Versicherungsgründen mehr als sechs Monate pro Jahr betragen. Außerdem musst du dir bewusst sein, dass ein Saisonkennzeichen "absolute Stilllegung" bedeutet. Ausnahmslos! Spontane Wochenendausflüge sind dann bis zum kalendarischen Erreichen des Zulassungszeitraumes nicht mehr möglich.

Es gibt auch Wohnmobilisten, die das durch ein Saisonkennzeichen gesparte Geld für einen witterungsgeschützten Winterstellplatz investieren und finanziell 0 : 0 aus der Sache heraus gehen. Warum nicht? Die Entscheidung für oder gegen ein Saisonkennzeichen sollte in jedem Fall gut durchdacht sein.

FAQ

Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Saisonkennzeichen für Wohnmobile: Lohnt sich das?'

Ab wie vielen Monaten Abmeldung kann sich ein Saisonkennzeichen rentieren?

Die Zulassungsdauer sollte mindestens sechs Monate betragen, denn nur dann verbessert sich bei unfallfreier Fahrt die Schadenfreiheitsklasse deiner Kfz-Versicherung. Jede Abmeldung unter einem halben Jahr kann also Sinn machen.

Was darf man außerhalb der Zulassungs-Saison mit dem Wohnmobil tun?

Ganz einfach: im öffentlichen Verkehrsraum nichts, nicht einmal parken. Auf Privatgrund: was immer du möchtest.

Und wenn ich in der Stillegungszeit trotzdem 'mal spontan losfahren möchte?

Dann bist du mit einem nichtangemeldeten Fahrzeug ohne Versicherungsschutz unterwegs. Du begehst eine Straftat, keine Ordnungswidrigkeit, und kannst somit strafrechtlich verfolgt werden. Im Falle eines Unfalls haftest du mit deinem Privatvermögen für alle Schäden.

Sind die Ausführungen dieses Artikels auch auf andere Fahrzeuge als auf Wohnmobile zu übertragen.

Auf jeden Fall - "Ja!" Was für Womos gilt, das gilt in gleicher Form für alle anderen Fahrzeuge, die in irgendeiner Art jahreszeitlich oder aus anderen Gründen periodisch einsatzgebunden sind: Motorräder, Cabrios, Anhänger, Wohnwagen, ausgesprochene "Winterfahrzeuge" (zur Schonung des Sommerautos), Young- und Oldtimer, Sommer-Spaßvehikel, und viele mehr.

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