Unfall mit dem Wohnmobil

Im Wohnmobil sicher unterwegs: Sicher Wohnmobil fahren & Unfälle vermeiden

Ein Wohnmobil ist ein Kraftfahrzeug und damit grundsätzlich all' den Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt, mit denen sich auch ein Autofahrer auseinandersetzen muss. Dieser Artikel beschäftigt sich mit Themen der Fahrsicherheit und Unfallvermeidung. Er gibt Tipps und Anregungen, Fahrer und Wohnmobil mittels geeigneter Vorsorgemaßnahmen topfit für die Straße zu machen.

Gefahren im Straßenverkehr

Unfälle: Das will niemand!

Laut Statistischem Bundesamt ereigneten sich 2020 rund 2,25 Millionen polizeilich erfasste Verkehrsunfälle. Dabei verunglückten 330.269 Menschen, 58.005 davon schwer. 2.719 Menschen ließen bei Verkehrsunfällen ihr Leben.

Die Zahlen zeigen eindrücklich, dass die Straße ein gefährlicher Ort ist. An dieser Tatsache können auch die ausgefeiltesten Sicherheitssysteme moderner Fahrzeuge nur geringfügig rütteln. Ein Restrisiko wird immer bleiben.

Doch der Blick auf die Statistik zeigt noch mehr: 81 % der Unfälle mit Personenschäden gehen auf menschliches Versagen zurück! Nicht einmal 1 % findet seine Ursache in technischen Mängeln. Die restlichen 18 % sind Unglücken zuzuschreiben, die weder durch den Fahrer noch durch die Technik hätten vermieden werden können.

Fahrfehler mit dem Wohnmobil vermeiden

Vier von fünf Verkehrsunfällen sind in Deutschland auf menschliches Versagen zurückzuführen. Überraschenderweise sind dabei weder Geschwindigkeitsüberschreitungen noch Abstandsverstöße oder Alkoholdelikte die häufigsten Unfallursachen, sondern Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren.

Besonderheiten beim Fahren im Wohnmobil

Wohnmobilisten aufgemerkt! Genau diese Unfallursachen treten beim Führen von Wohnmobilen gehäuft auf. Das ist den im Vergleich zum PKW größeren Abmessungen des Campingfahrzeugs geschuldet. Der Tote Winkel wächst, enge Kurven müssen mit entsprechender Fahrtechnik "ausgefahren" werden, um mit der Hinterachse nicht eine Kollision zu verursachen, ganz zu schweigen vom Rückwärtsfahren per Spiegel oder Kamera, das unbedingt geübt werden muss.

Fahrsicherheitstraining:

Der eindringliche Tipp der Redaktion ist: Nimm mit Deinem neuen Wohnmobil an einem Fahrsicherheitstraining teil! Angeleitet von einem Profi wirst Du mit den ungewohnten, weil großen Abmessungen Deines Reisegefährts im Schonraum vertraut gemacht. Der ADAC und einige Wohnmobilhersteller bieten solche Fahrtrainings an.

Auch erfahrene Wohnmobilisten tun gut daran zu Beginn der Campingsaison mit dem Beifahrer als "Einweiser" auf einem großen, leeren Parkplatz das eine oder andere Rangiermanöver zu wiederholen und zu üben.

Besonderheiten im Wohnmobil:
  • Hohe Sitzposition: guter Überblick
  • Außenspiegel sind wichtiger als beim Pkw
  • Längerer Radstand: größerer Wendekreis erfordert angepasstes Fahren
  • Hecküberhang schwenkt weiter aus
  • Fahrzeughöhe: Vorsicht bei Tunneln, Durchfahrten, etc.
  • Toter Winkel ist größer als beim Pkw
  • Anfälliger für Seitenwind
  • In Kurven höhere Kippneigung
  • Längerer Bremsweg als beim Pkw

Fahren im Alter: Reizthema, aber wichtig

Zwei Altersgruppen sind besonders häufig die Auslöser von Verkehrsunfällen: Fahranfänger und Senioren. Um es überspitzt auf den Punkt zu bringen:

“Die einen können es noch nicht, die anderen können es nicht mehr.”

Es ist ein biologisches Gesetz, dass die Fahrtauglichkeit im Alter immer mehr nachlässt. Beim einen Senior früher, beim anderen später. Nur wenige Rentner, und hier sind wir bei einem großen Anteil der Wohnmobilbesitzer, erkennen selbst ihre nachlassenden Fahrfähigkeiten. Meist merken das zuerst "die anderen".

Der verantwortungsbewusste Fahrzeugführer, egal ob in PKW oder Wohnmobil, wird ab einem bestimmten Alter seine Fahrtauglichkeit freiwillig überprüfen lassen und – wenn es nicht mehr geht – den Führerschein abgeben. So bitter das sein mag: C'est la vie.

Wohnmobil technisch topfit machen

Nicht einmal 1 % der Verkehrsunfälle mit Personenschaden geht in Deutschland auf technische Mängel am unfallverursachenden Fahrzeug zurück. Das zeigt den hohen technischen Standard unserer Autos. Wer sich also sowohl an die gesetzlichen und technischen Vorgaben der STVZO, als auch an die Wartungsvorgaben des Fahrzeug- und Wohnmobilherstellers hält, tut alles Notwendige in Sachen (Fahr-)Sicherheit.

Zulässiges Gesamtgewicht

Ist das Wohnmobil zu schwer, ist Schluss!

Ein besonderes technisches Augenmerk verlangt aber insbesondere das zulässige Gesamtgewicht. Schnell sind nämlich die "magischen" 3,5 t überschritten. Ein überladenes Fahrzeug wird zum Verkehrsrisiko für den Fahrer selbst und andere Verkehrsteilnehmer. Es ist nur allzu berechtigt, dass die Polizei mit saftigen Geldstrafen gegen überladene Wohnmobile vorgeht und in einigen europäischen Ländern "Übergewicht" die sofortige Stilllegung des Campers nach sich zieht.

Fahrzeug wiegen:

Bei Müll-Entsorgungsfirmen und/oder großen Recyclinghöfen finden sich oft Autowaagen. Für ein Trinkgeld in die Kaffeekasse darf man dort, wenn man höflich fragt, gerne sein reisefertig gepacktes Wohnmobil auf die Waage fahren.

Auflastung überlegen

Wird bei Deinem Wohnmobil das kritische Gesamtgewicht schnell erreicht solltest Du über den Einbau eines verstärkten Fahrwerks und einer technischen Auflastung nachdenken. Nicht nur um im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen zu bleiben, sondern auch um das Fahrverhalten und den Fahrkomfort Deines Wohnmobils zu verbessern. Ja, das ist eine teure Investition, die sich aber immer auszahlt.

Reifen für das Wohnmobil: Welche sind die richtigen?

Auch wenn technische Mängel nur geringsten Anteil an Verkehrsunfällen haben, ist es empfehlenswert sich mit dem Thema "Reifen" auseinanderzusetzen. Denn sie stellen 45 % der technischen Unfallursachen dar. Defekte an Beleuchtung (24 %) und an den Bremsen (23 %) rangieren deutlich dahinter.

Wohnmobile haben oft Saisonkennzeichen von März bis November, da sie über den Winter eingemottet werden. Folglich sind sie meist nur mit Sommerreifen ausgerüstet, was bei späten oder frühen Wintereinbrüchen natürlich zu Kalamitäten führt – und auch bei Fahrten ins Ausland, beispielsweise Frankreich, problematisch werden kann.

Tipp: AT-Reifen

Unser Autor empfiehlt klar den Kauf von AT-Reifen:

"AT" steht für "All Terrain". Dieser Reifentyp stammt ursprünglich aus der Geländewagenszene und ist so etwas wie "das Mädchen für alles", der Reifen für jeden Untergrund.

AT-Reifen haben eine MS-Kennung (MS = "Matsch und Schnee" / mud and snow) und sind damit gesetzlich zugelassene Winterreifen. Schnee auf dem Brenner auf dem Weg zum Osterurlaub an den Gardasee oder eben auch die Fahrt nach oder durch Frankreich sind damit kein Problem mehr.

Das grobe Profil mit sogenannten "Profilblöcken" und einem entsprechend großen "Negativanteil", will heißen tiefe Furchen im Profil, geht eine solide Verzahnung mit jedem Untergrund ein. Das gibt nicht nur auf der Straße, sondern auch auf der nassen Wiese des Campingplatzes oder der Schotterstraße auf dem Weg in die abgelegene Bucht auf Sardinien ein gutes Gefühl.

Dieses grobstollige Profil zieht sich bei vielen AT-Reifenmodellen von der Lauffläche aus auch ein Stück weit in die Reifenflanken hinein, was diese verstärkt und robuster macht. Genauso wie ein häufig vorhandenes Felgenschutzband, eine Gummiwulst neben dem Felgenrand, das beim Rangieren auch den einen oder anderen Bordsteinkontakt verzeiht, ohne dass die Felge Schaden nimmt.

Defizite im Rollwiderstand:
  • Kritiker von AT-Reifen weisen im Vergleich zu Straßenbereifung auf Defizite im Rollwiderstand hin, was ein gewisses Mehr an Spritverbrauch nach sich zieht und auf ein lauteres Abrollgeräusch. Letzteres gehört allerdings weitestgehend der Vergangenheit an. Moderne AT-Reifen laufen dank schräggestellter Profilblöcke auch bei Autobahnfahrten sehr ruhig.

Last but not least macht die energische Optik der AT-Reifen gerade Wohnmobile der Kastenwagenklasse zu Hinguckern und hebt diese aus der breiten Masse baugleicher Wohnmobile hervor.

Unbedingte Kaufempfehlung!

Vorteile von AT-Reifen:
  • Gesetzlich zugelassene Winterreifen
  • Solide Verzahnung mit jedem Untergrund
  • Stabil und verstärkend
  • Optisch herausstechend

Unglücke

Ein knappes Fünftel der Unfälle geht auf Ursachen zurück, die weder vom Fahrer noch von der Technik zu verantworten sind. Dabei stehen die Straßenverhältnisse, allen voran Glätte durch Regen, Schnee und Eis auf der Unfallstatistik ganz weit oben. Sichtbehinderung durch die Sonne führte zehnmal mehr zu Unfällen als Sichtbehinderung durch Nebel! 4.500 Mal kracht es aufgrund von Hindernissen auf deutschen Straßen, 2.500 Mal handelt es sich dabei um Wildtiere.

Hier trägt einzig und allein eine allzeit angepasste, vorausschauende Fahrweise zum mobilen Reiseglück bei. Bei den trägen Wohnmobilen noch viel mehr als bei den leichten und agilen PKWs.

Fazit

Die Statistik zeigt, dass Du als Fahrzeugführer mit großem Vorsprung Unfallursache Nummer 1 bist. Es liegt in Deiner Verantwortung den Paragraf 1 der STVZO allzeit umzusetzen.

Ҥ 1 STVZO
(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.”

FAQ

Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Im Wohnmobil sicher unterwegs: Sicher Wohnmobil fahren & Unfälle vermeiden'

Was ist die häufigste Unfallursache im Straßenverkehr?

Das ist mit weitem Abstand menschliches Versagen. Unaufmerksamkeit, Unsicherheit oder Ignoranz können hier lebensgefährlich sein.

Wie halte ich mein Wohnmobil technisch auf dem Laufenden?

Durch genaues Einhalten der Wartungsintervalle und Wartungsvorgaben von Fahrzeughersteller und Wohnmobilproduzenten.

Wie bereite ich mich auf das Fahren in meinem neuen Wohnmobil am besten vor?

Am besten mit einem professionell angeleiteten Fahrsicherheitstraining. Mindestens aber durch Üben auf dem leeren Großparkplatz mit Hilfe eines Einweisers.

Was muss ich vor Abfahrt in den Urlaub unbedingt überprüfen?

Das Gesamtgewicht deines Wohnmobils gehört zu den Punkten, die du vor Abfahrt auf jeden Fall überprüfen solltest. Übersteigst du das zulässige Gesamtgewicht (inklusive Gepäck, Mitfahrern, Lebensmitteln, Wasser, etc.), kann es teuer werden oder die Fahrt in den Urlaub enden, bevor sie richtig losgegangen ist. Überladene Wohnmobile sind gefährlich und die Fahrt damit deswegen verboten.

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