Wasseraufbereitung im Wohnmobil: Silberionen oder Chlor?
Verunreinigtes Wasser möchte niemand trinken, zu groß die Gefahr, zu erkranken. Doch auch bei frischem unbehandelten Wasser können sich im Wohnmobiltank schnell Bakterien vermehren und zu Durchfallerkrankungen führen. Daher zeigen wir dir hier, was es mit der Wasseraufbereitung mit Silberionen oder Chlor im Wohnmobil auf sich hat.
- 1. Wie lange ist Wasser haltbar?
- 2. Frischwasser im Tank: Schützen oder aufbereiten
- 2.1. Desinfektion mit Silberionen – Gut und sinnvoll oder sogar gefährlich?
- 2.2. Desinfektion mit Chlor – die bessere Alternative?
- 2.3. Vergleich: Silberionen oder Chlor besser zur Wasseraufbereitung?
- 3. Fazit
Wie lange ist Wasser haltbar?
”Wasser kommt aus dem Hahn und Strom aus der Steckdose.” Auf beide Annehmlichkeiten müssen Camper im Zweifel verzichten. Während man den Strom tatsächlich noch auf so gut wie jedem Campingplatz bekommt oder durch Solarpanels selbst ”erzeugen” kann, sieht es mit sauberem Wasser schon anders aus. Ein Stromkabel ist noch schnell verlegt, aber eine Wasserleitung? Einen festen Wasseranschluss gibt es für Campingfahrzeuge so gut wie nicht. Der Druck in der Leitung ist auch teilweise zu hoch, als dass man sorglos jedes Wohnmobil an einen festen Wasseranschluss anschließen sollte.Aber die Wohnmobilhersteller haben vorgesorgt und meist große Wassertanks für Frischwasser und Brauchwasser in Wohnmobile eingebaut. Das ist eine praktische Sache. Wer 80 oder sogar mehr Liter Frischwasser mit sich führt, dürfte so einige Tage mit dem Wasservorrat auskommen.
Ist das Wasser auch tatsächlich über längere Zeit ? Für viele stellt sich die Frage gar nicht. Diese Leute schmunzeln auch über die Haltbarkeitsdaten auf Mineralwasserflaschen. Frei nach dem Motto: „Angeblich 7.000 Jahre durch Gesteinsschichten gelaufen und jetzt nur noch ein Jahr haltbar? Das ist ein Marketinggag, um den Verkauf zu fördern!“ Doch das stimmt nicht. Denn mag Wasser in seiner natürlichen Umgebung auch Jahrmillionen lagerfähig sein, verändert es sich beim Kontakt mit Licht und Luft. Es reagiert auch mit den Oberflächen, mit denen es in Berührung kommt.
Daher bist du sicher überrascht: Mehr als 3 Tage solltest du kein abgezapftes Wasser zum Trinken verwenden – auch nicht, wenn du es in einen sauberen Behälter (zum Beispiel eine Trinkflasche) abgefüllt und verschlossen hast. Denn das Abfüllen reicht schon, damit viele Viren, Bakterien oder Schwebstoffe in das Wasser gelangen. Und diese vermehren sich dann gerne sehr schnell. Licht, Luft und Wärme tun dann ihr Übriges.
Fülle am besten nur so viel Wasser in den Frischwassertank, wie man für die nächste Station braucht. Das ist auch ökonomischer. Schließlich ist Frischwasser ein Ballast, der ins Gewicht fällt und sich auch auf den Durchschnittsverbrauch auswirkt. Selbst, wer nur reines Leitungswasser in den Tank füllt, wird damit rechnen müssen, dass sich Mikroorganismen darin breit machen. Der Tank ist nie richtig sauber zu kriegen und trocknet auch so gut wie nie vollständig aus. Ein idealer Nährboden für Keime.
Frischwasser im Tank: Schützen oder aufbereiten
Doch wer möchte schon immer nur ein wenig Wasser mit sich herumführen und alle zwei bis drei Tage mit dem Wohnmobil an die Versorgungsstation? Daher müssen sich alle, die einen größeren Frischwasservorrat bunkern wollen, Vorsorge treffen. Wenn die Keimbelastung im Wasser ein Problem ist, sollte man also Mittel und Wege suchen, diese Keime zu reduzieren. Hier sind zwei Möglichkeiten bei Campern sehr verbreitet: Frischwasserbehandlung mit Chlor oder Silber. Es wird immer wieder heiß diskutiert, was besser ist. Wir sagen es dir.
Desinfektion mit Silberionen – Gut und sinnvoll oder sogar gefährlich?
Silber wirkt bakterizid und fungizid. Das heißt, es tötet Keime ab. Diese Wirkung ist seit vielen Jahrhunderten bekannt. Alexander der Große soll sein Wasser ausschließlich in Trinkgefäßen aus Silber aufbewahrt haben. Nun ist der Herrscher aber auch an einer Vergiftung gestorben. Das sollte uns vielleicht einen Hinweis darauf geben, dass wir auch den Rat der Wasserdesinfektion mit Silber nicht unbedingt befolgen sollten.Silberionen kein zugelassener Trinkwasserzusatz
Silber oder Silberionen zur Wasseraufbereitung und -desinfektion sind seit 2017 in Deutschland aus der §11-Liste (Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren für Trinkwasser), einer vom Umweltbundesamt herausgegebenen Liste als Zusatz zu § 11 der Trinkwasserverordnung gestrichen worden. Und das nicht ohne Grund. Denn Silber schadet nicht nur den Bakterien und Viren, sondern auch den menschlichen Zellen.
Es liegt nur an einer Gesetzeslücke, dass Silberionen für die Herstellung von Trinkwasser durch öffentliche Wasserversorger verboten ist, Privatleute jedoch die Silberionen weiterhin im Handel beziehen können. So kann man im Campingshop völlig legal Silberionen kaufen. Und ja, diese Silberionen befreien das Wasser von Keimen.
Tatsächlich geht die Wissenschaft nach aktuellem Stand davon aus, dass Silberionen durch die Zellwände in den menschlichen Organismus eintreten und dort Schäden verursachen können.
Selbst, wer das Wasser aus dem Frischwassertank nicht für die Zubereitung von Tee oder Kaffee oder zum Trinken benutzt, ist gefährdet. Die Silberionen werden auch über die Schleimhäute beim Duschen oder über Verletzungen an den Händen beim Händewaschen aufgenommen.
Vorteile und Nachteile der Wasseraufbereitung mit Silberionen
- Langanhaltende Desinfektion
- Wasser bleiben wochenlang “frisch”
- Viele verschiedene Produkte auf dem Markt
- In Deutschland kein zugelassener Zusatzstoff für Trinkwasser, nur für den Privatgebrauch nutzbar
- Vermutlich kann Silber auf Dauer Vergiftungserscheinungen auslösen
Desinfektion mit Chlor – die bessere Alternative?
Eine andere Form der Desinfektion von Trinkwasser ist da ebenso geläufig: die Nutzung von Chlor. Man kennt das aus südlichen Ländern – dort hat das Leitungswasser häufig einen Chlorgeruch oder -geschmack. Bis zu einer bestimmten Konzentration ist Chlor für die Desinfektion von Trinkwasser geeignet, ohne den menschlichen Körper zu gefährden. Doch auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift.
Welche Konzentration ist erlaubt?
Die Konzentration von Chlor im Wasser darf 0,07 Milligramm pro Liter (Quelle: DVGW) nicht überschreiten. Sonst wird es gefährlich. Und auch unappetitlich. Wie gesagt, das Frischwasser hat beim Chlor immer einen Beigeschmack und Geruch, der stark an Schwimmbad erinnert. Für die Zubereitung von Nahrungsmitteln ist dieses Wasser zwar geeignet, beeinflusst aber das Geschmackserlebnis. Allerdings sollte mindestens
Und mit der Konzentration von Chlor im Trinkwasser hat man als Camper auch so seine liebe Not. Es ist kaum möglich, die exakte Dosierung zu bestimmen. Weder kann man garantieren, dass der Trinkwassertank vollkommen leer ist, noch kann man meist exakt messen, wie viel Wasser man einfüllt.
Vorteile und Nachteile der Wasseraufbereitung mit Chlor
- Bei passender Konzentration sichere Trinkwasserdesinfektion
- Wirkt auch nach dem Einsatz im Tank nach
- Konzentration teilweise schwer bestimmbar
- Hinterlässt Geruch und Geschmack im Wasser
- Langfristig zu hohe Konzentration kann krebsauslösend sein
Vergleich: Silberionen oder Chlor besser zur Wasseraufbereitung?
Somit steht fest: Mit Keimen belastetes Wasser ist schlecht. Mit Chlor oder Silberionen desinfiziertes Wasser ist jedoch auch keine optimale Alternative. Wer also unbedingt seinen Frischwassertank bis zum Rand mit Wasser füllen muss, um längere Zeit autark zu stehen, der sollte grundsätzlich auf eine gute Tankhygiene achten und bei der Nutzung von Chlor die Grenzwerte nicht überschreiten.
Wie du den Frischwassertank gut reinigst, zeigen wir dir in diesem Artikel: Frischwassertank im Wohnmobil reinigenDazu kann gehören, das Frischwasser jeweils nicht länger als für die Dauer der Nutzung im Tank zu belassen. Das gilt vor allem für die Zeit nach dem Urlaub: Wasser ablassen, ist hier die Devise. Bei längerer Stehzeit, wie zum Beispiel über die Wintermonate, kann man durchaus den Frischwassertank mit einer Chlorlösung spülen. Hier sollte man jedoch darauf achten, diese Lösung nicht im Tank stehenzulassen, sondern diesen wieder zu entleeren, um ihn in diesem Zustand überwintern zu lassen. Kräftiges Durchspülen nach den Wintermonaten nicht vergessen.
Fazit
Wir sagen: Besser Trinkwasser in Extrabehältern oder Flaschen mitführen. Ansonsten bleibt die Regel, dass man Wasser für die Nahrungszubereitung oder Trinkwasser am besten nicht aus dem Wassersystem des Wohnmobils entnimmt, sondern in gesonderten Behältnissen mit sich führt. Mineralwasserkästen aus Plastik sind eine sinnvolle Alternative und wiegen kaum mehr als das Wasser selbst. Und wer die Kosten reduzieren will, kann auch auf billigeres Wasser in Gallonen zurückgreifen. Das ist zwar immer noch viel teurer als das Wasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz, aber man ist auf der sicheren Seite. Man kann diese Gallonen dann für den jeweiligen Gebrauch öffnen und ansonsten ohne Bedenken über längere Zeit lagern. Und die Gesundheit sollte einem schon ein paar Euro wert sein. Zumal die Zusätze für die Desinfektion eines Trinkwassertanks ja auch nicht umsonst zu haben sind.
Darüber hinaus gibt es mechanische Wasserfilter, die Schwebstoffe, geruchsbildende Stoffe, Viren und Bakterien aus dem Wasser filtern. Diese können teils direkt an den Wasserhahn angeschlossen werden. Wichtig ist aber auch, das Duschwasser zu filtern, da Krankheitserreger auch über die Atemluft übertragen werden können.
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