Wohnmobil mit Alkoven? Tipps & Ratgeber // Ist der Alkoven das passende Wohnmobil?
Auf dem Markt gibt es mittlerweile zig verschiedene Wohnmobil-Arten. Sie unterscheiden sich nicht nur vom Herstellernamen, von der Motorleistung und dem Fahrgestell her, auch das Platzangebot, die Raumaufteilung, die Flexibilität beziehungsweise Mobilität, der Komfort und letztendlich das Design und der Preis differieren. Das momentane Angebot ist derartig vielfältig, dass die Entscheidung schwerfällt. Viele fragen sich beim Kauf: Kastenwagen? Teilintegrierter? Vollintegrierter? Oder gar ein Alkoven? Wir erklären Ihnen, was ein Alkoven ist und welche Vorteile und Nachteile dieser Wohnmobiltyp mit sich bringt.
- 1. Was versteht man unter einem Alkoven?
- 2. Was unterscheidet ein Alkoven von anderen Wohnmobilen?
- 3. In welchen Größen gibt es Alkoven-Fahrzeuge?
- 4. Was kostet ein Alkoven im Vergleich zu anderen Wohnmobilen?
- 5. Wer fährt einen Alkoven?
- 6. Auf was ist beim Kauf eines Alkovens zu achten?
- 7. Vor- & Nachteile eines Alkoven-Fahrzeuges
- 8. Sicherheit im Alkoven
- 9. Fazit
Was versteht man unter einem Alkoven?
Jeder kennt die Piktogramme eines Wohnmobils auf verschiedenen Straßen- und Verkehrsschildern, die Zeichnungen in Cartoons und anderswo. Allen gemein ist, dass die klassische Konstruktion eines Reise- oder Wohnmobils, also ein Alkoven, zu erkennen ist. Was aber ist ein Alkoven-Wohnmobil?
Nimmt man das Wort genauer unter die Lupe, so besteht es aus drei Teilen: wohnen, mobil und Alkoven. Was unter „wohnen“ zu verstehen ist, dürfte jedem klar sein. „Mobil“ besagt, dass man sich bewegen – in unserem Fall – fortbewegen kann. „Wohnmobil“ ist somit gleichbedeutend mit sich (in einem Fahrzeug) fortzubewegen und zugleich darin zu wohnen.
Ein „Alkoven“ ist von seiner historischen Herkunft her eine „Bett- oder Schlafnische“, beziehungsweise Schlafkoje oder Wandbett. Zu finden waren sie auf Bauernhöfen oder in Dienstbotenstuben. Sie boten Wärme und eine gewisse Privatsphäre. Man schlief in sitzender Haltung in einem in der Regel 1,60 Meter langen „Alkoven“. Heute findet man Alkoven in LKWs oder Wohnmobilen. Sie bieten den Fahrern und/oder Mitfahrern einen Schlafplatz über dem Fahrerhaus (beim LKW auch mal hinter dem Fahrerhaus). Der Alkoven wird unter Wohnmobilisten auch gerne mal liebevoll als „Schlafnase“ bezeichnet.
Was unterscheidet ein Alkoven von anderen Wohnmobilen?
Gleichermaßen wie beim Teilintegrierten, wird beim Alkoven ein vom Basisfahrzeug unabhängiger Aufbau auf dieses montiert. Der markante Unterschied ist der, dass ein Alkoven-Wohnmobil besagte Schlafkabine über dem Fahrerhaus vorzuweisen hat. Das lässt das Fahrzeug – vor allem im Vergleich zum Vollintegrierten – wesentlich uneinheitlicher und wuchtiger erscheinen. Außerdem sind Alkoven-Fahrzeuge mit über 3 Metern, bis hin zu 3,60 Metern, höher als viele der anderen Wohnmobile.
Im Vergleich zu anderen Wohnmobilen gleicher Länge steht im Alkoven mehr Wohn- und Schlafraum zur Verfügung.
In welchen Größen gibt es Alkoven-Fahrzeuge?
Groß ist relativ: Was für den Alleinreisenden ein großes Wohnmobil ist, ist für eine Familie mit ein bis zwei Kindern ein kleines Wohnmobil. Ähnlich wie Teil- oder Vollintegrierte und auch Kastenwagen, gibt es Alkoven-Wohnmobile in unterschiedlichen Längen. Zu den kleinen, kompakten zählen solche mit einer Länge von 6,00 Metern bis 6,90 Metern. Zugelassen sind sie in der Regel für bis zu vier Personen. Will man mit mehreren Leuten reisen, findet man dafür unter den Alkoven solche mit bis zu 9 Metern Länge. Sie haben eine maximale Personenzulassung von sechs Leuten.
Was die Breite anbelangt, bewegen sich auch die Alkoven-Reisemobile innerhalb des gesetzlich für PKW vorgeschriebenen Wertes von bis zu 2,50 Metern. De facto sind sie zwischen 2,30 Meter und 2,40 Meter breit.
Bliebe noch das Gewicht. Aufgrund der „Schlafnase“ wiegt ein Alkoven-Fahrzeug mehr als ein anderes Wohnmobil, dennoch gibt es sie in den Klassen bis zu 3,5 Tonnen, über 3,5 Tonnen bis hin zu 7,5 Tonnen und über 7,5 Tonnen.
Was kostet ein Alkoven im Vergleich zu anderen Wohnmobilen?
Diese Frage ist nur schwer zu beantworten, da der Alkoven lediglich einen kleinen Anteil am Kostenfaktor spielt. Generell kann man jedoch sagen, dass ein Alkoven-Wohnmobil preislich vergleichbar mit einem Teilintegrierten ist und der Aufpreis für die Schlafkoje nur wenige tausend Euro beträgt, was bei dem recht hohen Gesamtpreis eines Reisemobils kaum ins Gewicht fällt.
Wer fährt einen Alkoven?
Generell kann man den Schluss ziehen, dass Menschen mit einem großen Bedarf an Stauraum gerne zu einem Alkoven-Mobil greifen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Stauraum auf Personen (Schlafraum) oder auf Gegenstände (als eine Art Büro oder zusätzliche Ablagerungsmöglichkeit) bezieht.
Gerade Familien mit mehreren – oder auch größeren mitfahrenden – Kindern benötigen extrem viel Platz, vor allem zum Schlafen. So gibt es beispielsweise für eine sechsköpfige Familie bislang keine Alternative, wenn sie gemeinsam Wohnmobilurlaub machen möchte, als zu einem Alkoven-Wohnmobil zu greifen. Große Alkoven-Mobile mit langem Radstand und großer Heckgarage sind dabei ideal.
Nicht selten sieht man Freiberufler, etwa Journalisten oder Schriftsteller, die ein Alkoven-Fahrzeug nutzen. Nirgendwo kann man nämlich besser alle Büro-Utensilien verstauen als in einem Alkoven. Sollte dieser gar noch eine angenehme Sitzhöhe haben, ist er der perfekte Arbeitsbereich, um ungestört von den anderen Mitreisenden seiner Tätigkeit nachzugehen.
Auf was ist beim Kauf eines Alkovens zu achten?
Neben all den anderen Dingen, die generell beim Kauf eines Wohnmobils ins Gewicht fallen, und die oft ganz persönlicher Natur sind, ist beim Kauf eines Alkovens auf folgende Dinge zu achten:
- Zuladungskapazität: Sie muss stimmen, denn in einem Alkoven „verschwindet“ schon mal schnell mehr zusätzliches Gewicht. Bei einem 3,5-Tonner-Alkoven ist das Limit bei einer vierköpfigen Familie schnell erreicht, wenn nicht gar überschritten.
- Führerschein: Fahrzeuge über 3,5 Tonnen (gleichgültig ob Alkoven oder nicht) dürfen nicht mit jedem Führerschein gefahren werden. Wer den Führerschein nach 1999 erworben hat, benötigt eine erweiterte Fahrerlaubnis.
- Kosten: Wer ein Alkoven fährt, muss mit höheren Kosten bezüglich des Spritverbrauchs sowie der Fähr- und Mautgebühren rechnen.
- Liegefläche: Die ideale Liegefläche hat – vor allem, wenn der Alkoven auch von Erwachsenen genutzt wird – die Maße 2 Meter mal 1,50 Meter. Zudem sind ein Lattenrost sowie eine gute Matratze von großem Vorteil.
- Kopffreiheit: Gerade hier unterscheiden sich die Alkoven: Es gibt solche, wo die Kopffreiheit sehr gering ist und man sich bereits beim Aufstehen allmorgendlich den Kopf anstößt, aber auch solche, in denen man gemütlich sitzen kann. Am angenehmsten ist eine Höhe von etwa 70 Zentimetern.
- Alter: Als Kind findet man es beinahe abenteuerlich, in einen Alkoven hineinzukrabbeln. Als Erwachsener wird es mit zunehmendem Alter und vermehrten Gebrechen immer mehr eine Herausforderung. Daher sollte man vor allem darauf achten, dass die dazu gehörige Leiter sicher und stabil ist und die eigene Konstitution das Besteigen einer derartigen Schlafkoje über längere Jahre hinweg erlaubt. Wichtig ist – auch für vielleicht „Momentan-Ausfälle“ wie Krankheit, Verletzungen etc. – eine Schlafalternative im unteren Bereich zu haben.
- Belüftung bzw. Sicht: Alkoven ganz ohne Fenster machen nicht nur dunkel, sie verhindern auch einen angemessenen Luftaustausch und wirken bedrohlich, da man keinerlei Sicht auf das hat, was draußen vor sich geht. Fenster sollten entweder am Kopfende oder in der Fahrzeugfront – was eine ideale Sicht auf die Landschaft verspricht – sein. Am besten ist noch ein zusätzliches Heki.
- Verarbeitung: Alkoven können sogenannte „Schwachstellen“ sein. Zum einen tritt hier gerne mal Feuchtigkeit ein, zum anderen findet man nicht selten Risse und/oder Unfallschäden, wenn die Höhe unterschätzt wurde. Das bedeutet: Augen auf beim Kauf eines gebrauchten Alkoven-Fahrzeuges!
- Fahreigenschaft: Alkoven-Fahrzeuge haben eine ganz eigene Fahreigenschaft. Der Windwiderstand ist erhöht, was zu gesteigerter Aufmerksamkeit führen sollte. Das trifft vor allem auf Brücken sowie beim Überholen von LKWs zu. Das Fahrzeug schwankt mehr und könnte in Extremsituationen sogar kippen. Außerdem ist erhöhte Aufmerksamkeit beim Parken geboten: Herabhängenden Ästen, Tunneln auf kleinen Bergstrecken, hervorstehenden Balkonen in engen Gassen im Süden sowie Begrenzungsbalken auf Parkplätzen, Mautstationen oder Tankstellen ist besondere Beachtung entgegen zu bringen.
- Sicherheit: Es ist darauf zu achten, dass eine Art Sicherheits-Sperrvorrichtung – etwa ein Netz – vorhanden ist, um vor allem Kinder vorm Herunterfallen zu schützen. Auch die bereits erwähnte sichere Befestigung der Leiter ist von großer Bedeutung.
Vor- & Nachteile eines Alkoven-Fahrzeuges
Wie beinahe fast alles, hat auch ein Alkoven seine Vor- und Nachteile.
- Mehr Platz bei gleicher Länge
- Effiziente, perfekte Raumausnutzung
- Privater Rückzugsort
- Zusätzlicher Schlafraum ohne Umbau
- Stauraum-Erweiterung
- Mitnahme mehrerer Personen bei geringen Außenmaßen, ideal für Familien
- Schattenspender & Sonnenlichtschutz für Fahrer und Beifahrer
- Zusätzlicher Kälteschutz fürs Cockpit
- Stehhöhe im Wohnbereich erhöht sich durch Alkovenbau
- Mehr Crash-Sicherheit für die Personen im Fahrerhaus
- Kuschel- und Geborgenheits-Feeling
- Ideal für Mittagsschläfchen oder wenn Kinder früher zu Bett gehen, da die anderen Mitfahrer nicht davon betroffen sind
- Erhöhter Luftwiderstand
- Höherer Spritverbrauch (ca. 1-2 Liter)
- Niedrigere Reisegeschwindigkeit
- Höheres Leergewicht
- Höhere Fähr-, Maut- und Spritkosten
- Fahrzeughöhe bewirkt erschwertes Parken unter Bäumen
- Höhenbalken versperren die Zufahrt zu manchen Parkplätzen
- Eingeschränkte Durchfahrtshöhe auf Nebenstrecken bei Brücken, Tunnel oder unter Balkons
- Eingeschränkte Sicht des Fahrers nach oben (z.B. an Ampeln)
- Ab einer bestimmten Fahrzeughöhe schleppt der ADAC das Wohnmobil nicht mehr auf dem Hänger ab
- Alkoven-Ecken sind unfallträchtige Punkte
- Passt nicht in jeden Unterstellplatz
- Höherer Schwerpunkt, schwankendere Fahreigenschaft
- Aufstieg für ältere Menschen oder Personen mit eingeschränkter Mobilität ist erschwert bis unmöglich
- Anfälliger bei Seitenwind
Sicherheit im Alkoven
Abschließend muss unbedingt noch erwähnt werden, dass während der Fahrt weder Personen noch schwere Gegenstände im Alkoven sein dürfen. Das wäre extrem gefährlich!
Fazit
Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, welchen Typ Wohnmobil er bevorzugt. Es gibt Wohnmobilisten, die finden Alkoven-Mobile eher antiquiert und verneinen sie wegen der höheren Kosten sowie des ihrer Meinung nach schlechteren Fahrverhaltens. Andere wiederum schwören auf Alkoven, allein schon ob der praktischen Vorzüge. Wer früher VW-Bus mit Aufstelldach oder festem Hochdach gefahren ist, für den spielt eventuell auch die emotionale Komponente eine Rolle. Das ideale Wohnmobil für alle gibt es nicht! Man kann höchstens ein für seine persönlichen Zwecke annähernd bestmögliches finden.
Vor dem Kauf eines Alkovens jedoch sollte man genau wissen, was man will, wobei folgende Überlegungen eine ausschlaggebende Rolle spielen können:- Bevorzugte Reiseziele (viele Fährfahrten verteuern beispielsweise die Reise)
- Mitfahrende Personen (ausreichende Schlafplätze)
- Platzbedarf (zusätzlicher Stauraum)
- Akzeptanz von Mehrkosten (Sprit, Maut etc.)
Beim Kauf eines Gebrauchtfahrzeuges ist besonderes Augenmerk auf die Schwachstellen des Alkovens zu legen, um nicht später ein böses Erwachen – vor allem bezüglich nicht vorhandener Dichtigkeit – zu haben.
FAQ
Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Wohnmobil mit Alkoven? Tipps & Ratgeber // Ist der Alkoven das passende Wohnmobil?'
- Wie hoch ist ein Alkoven Wohnmobil?
Wohnmobile mit Alkoven kommen auf eine Höhe zwischen ca. 3,00 m und 3,20 m. Teilintegrierte Wohnmobile erreichen die 3-Meter-Marke hingegen oft nicht.
- Wie hoch ist ein Alkoven innen?
Neuere Alkoven-Modelle kommen auf eine Höhe von etwa 78 bis 85 cm. Vor der Anschaffung eines Wohnmobils mit Alkoven sollte am Besten vorher getestet werden, ob die Höhe praktikabel ist. Mieten Sie sich am besten ein Alkoven für 1-2 Nächte, damit Sie die richtige Entscheidung treffen.
- Wie viele Schlafplätze gibt es im Alkoven-Wohnmobil?
In einigen Wohnmobilen ist im Alkoven der einzige Schlafplatz, hier gibt es dann ein Bett mit Platz für bis zu 2 Personen. In anderen Modellen gibt es vier oder sogar sechs feste Schlafplätze – hier sind im Alkoven dann zwei und die restlichen im weiteren Teil des Fahrzeugs untergebracht.
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