Wohnmobil auf Citroën Jumper-Basis
Er kommt bei den Zulassungszahlen immer mehr an den Fiat Ducato heran: der Citroën Jumper. Springt der Jumper im Jahr 2022 vielleicht sogar am Platzhirsch vorbei? Die Fahrzeuge auf Basis eines Citroën Jumper können den Boom bei den Freizeitfahrzeugen scheinbar am besten für sich nutzen. Woran das liegt und was den Jumper gerade in letzter Zeit so agil gemacht hat, zweigen wir dir hier.
Ist der Citroën Jumper auf dem neuesten technischen Stand?
Es gibt ihn seit 1994. Der Citroën Jumper wird seitdem in Kooperation mit Fiat in Sevel in Italien hergestellt. Doch er ist kein altes Fahrzeug, höchstens ein erfahrenes. Inzwischen gibt es ihn in der dritten Generation. Diese, bisher aktuelle Version, existiert aber immerhin auch schon seit 2014.
Den Fiat Ducato ist aktuell als Serie 8 erhältlich. Auch er wird in Sevel hergestellt – klar, von Fiat. Den Ducato gibt es seit 1982.
In den letzten Jahren wurde weiter an der Motorentechnologie gearbeitet. Wie bei den meisten Fahrzeugen ist es jedoch gar nicht mehr nötig, höhere Leistungen zu erreichen. Auch die Verbräuche verhalten sich in den letzten Jahren sehr konstant. Moderne Verbrennungsmotoren haben wohl die Grenzen des physikalisch Möglichen ausgereizt. Was sich allerdings tatsächlich geändert hat, sind die Emissionswerte. Hier wurde in den letzten Jahren viel Entwicklungsaufwand hineingesteckt. Das ist eine zwangsläufige Folge der politischen Vorgaben. Alle Citroën Jumper Motoren erfüllen derzeit die aktuelle Notwendigkeit, die „6D-Final“. Diese ist für Neuzulassungen seit Januar 2021 obligatorisch und wird selbstverständlich auch von einem Jumper eingehalten. Insofern gilt: Ja, der Jumper wird von modernen Aggregaten angetrieben.
Wie gut sind die Motoren und gibt es Unterschiede zwischen Fiat, Peugeot und Citroën?
Was die Motoren angeht, wird vielfach über vermeintliche Unterschiede zwischen den Modellen Fiat Ducato, Citroën Jumper und Peugeot Boxer berichtet. Und ja, es gibt sie – zumindest zwischen Fiat Ducato und den dann doch sehr ähnlichen Modellen von Peugeot sowie Citroën. Es werden aber tatsächlich verschiedene Motoren verbaut. Diese sind jedoch vom Hubraum und ihrer Leistungscharakteristik her so ähnlich, dass es schwerfällt tatsächlich signifikante Unterschiede auszumachen. Ein Laie kann und muss sich mit diesen Spitzfindigkeiten nicht auseinandersetzen. Was wirklich zählt, sind Zugkraft und Verbrauch.
PS: Welche Wahl ist die beste?
Alle Motoren haben grundsätzlich genug Kraft und sind sparsam. Bei Citroën werden aktuell die Blue HDI 2,2 Liter Dieselmotoren verbaut. Sie haben (je nach elektronischer Steuerung) mal 120, 140 oder 165 PS, die sie aus dem gleichen Hubraum schöpfen. Dass derartige Eingriffe in die Motorsteuerung einen Einfluss auf die Langlebigkeit der Motoren haben, ist nicht bekannt.
Was jedoch bei jeder Fahrt zu erleben ist, sind die Unterschiede in der Durchzugskraft der Motoren und – spätestens beim nächsten Tankstopp – der Verbrauch. Während es den 120-PS-Motor in Wohnmobilen so gut wie nicht mehr gibt, ist die 140-PS-Version oftmals die kleine und kostengünstige Basisversion. Wer sich jedoch auf dem Campingplatz mit Jumper-Fahrern unterhält, bekommt oft zu hören, dass die 140 PS als zu gering eingeschätzt werden. Daher ist die 165-PS-Version beim Citroën Jumper als Basisfahrzeug für die meisten der Favorit.Verbrauch
Beim Verbrauch sind sich die Motoren jedenfalls ähnlich. Wir sind einen Citroën Jumper mit der 165-PS-Version, Heavy-Fahrwerk und 640 Zentimeter Länge einige tausend Kilometer gefahren und liegen bei sagenhaften 8-9 Litern auf 100 Kilometern. Ähnliches berichten Fahrer mit der 140-PS-Maschine. Auch hier zeigt sich: die Motoren sind modern und sparsam ausgerichtet. Die teilweise erheblichen Unterschiede zwischen Wohnmobilen und Kastenwagen bei den Verbräuchen hängen stets erheblich mit dem Aufbau und dem transportierten Gewicht zusammen.
Klar ist ebenfalls: Wer auf der Autobahn stets das Gaspedal durchdrückt, um mit den Pkws auf der linken Spur mitzuhalten, wird das ebenfalls an der Zapfsäule spüren. Und noch ein Hinweis zu den Herstellerangaben beim Verbrauch: Es bleibt ein ewiges Rätsel, wie die Hersteller auf ihre geringen Verbrauchswerte kommen. Realistisch und vielfach von Campern bestätigt, sollte man mit Durchschnittswerten zwischen acht und zwölf Litern rechnen – je nachdem, wie stark man den Motor fordert.
Elektronische Helfer für mehr Fahrstabilität
Doch kommen wir zu den elektronischen Helferlein, die das Fahren erleichtern und sicherer machen. Hier geht so einiges. Wirklich hilfreich und gut sind solche Features, wie eine zuschaltbare Traktionskontrolle oder eine Bergabfahrhilfe, die es auch für den Citroën Jumper gibt. Sie lassen sich bei geringen Geschwindigkeiten zuschalten und erleichtern das Anfahren und das Meistern extremer Gefälle bei losem oder glitschigem Untergrund. Es ist, wie mit so vielen elektronischen Zusatzausstattungen: im Alltag belächelt und für nicht notwendig erachtet, ersparen sie einem doch so manchen Schaden und gefährliche Situationen. Wer auf der Ausstattungsliste an diesen Features vorbeikommt und diese im kostengünstigen Paketpreis mitbuchen kann, der sollte das auf jeden Fall tun. Vielleicht werden Sie nie diese Knöpfe drücken müssen, aber wenn Sie es tun, werden Sie froh darum sein.
Das Fahrzeuginnere – ist der Jumper ergonomisch gut gebaut?
Schauen wir ins Innere des Cockpits. Hier ist alles aufgeräumt und modern. Die Sitzposition ist sowohl für den Fahrer als auch für den Beifahrer sehr gut. Durch den Drehteller, der bei Campingmobilen obligatorisch verbaut ist, um den Sitz für das Campen nach hinten zu drehen, sitzt man leicht erhöht. Das ist aber kein Problem und schränkt das Sichtfeld nach oben hin nur minimal ein.
Unter dem Fahrer- und Beifahrersitz befindet sich in den allermeisten Fällen sowohl die Batterie für das Fahrzeug als auch für den Aufbau. Diese, sowie die zugehörigen Sicherungen, sind also gut zu erreichen.
Entscheidende Frage: welches Fahrwerk soll es sein?
Der Citroën Jumper fährt entweder auf einem Light- oder einem Heavy-Fahrwerk. Beide unterscheidet, dass das Heavy-Fahrwerk auf der Hinterachse eine stärkere Blattfeder hat sowie über kräftigere Bremsen verfügt. Doch viele fragen sich, ob sie das überhaupt brauchen. Schließlich lässt sich die Light-Version auch auf die 3,5 Tonnen an maximalem Gesamtgewicht auflasten. Und das ohne Veränderungen am Fahrzeug und nur durch einen Eintrag bei den Fahrzeugpapieren. Ebenso dagegen spricht die Erfahrung zahlreicher Nutzer, dass das Fahrzeug mit dem Heavy-Fahrwerk extrem hart ist und jedes Schlagloch oder Bodenrille unmittelbar ins Fahrzeug weitergibt. Das Scheppern und Klirren von Gläsern und Tellern in den Schränken ist eine obligatorische Begleitmusik bei Heavy-Fahrern.Vorteile des Heavy-Chassis
Aber natürlich hat ein Heavy-Fahrwerk auch seinen Grund und seinen Nutzen. Und dieser liegt wieder einmal im Bereich der Sicherheit. Während das Light-Fahrwerk mit 3,5 Tonnen am technischen Limit ist, hat das Heavy-Fahrwerk noch sprichwörtlich „Luft nach oben“. Brenzlige Fahrsituationen oder ein Aufschaukeln bei Ausweichmanövern werden beim Schwerlastfahrzeug vermieden. Auch die stärkeren Bremsen tun ihr Übriges. Wer die Alpen nicht nur über den Brenner gleiten und die Landschaft von der Autobahn aus erleben, sondern durch die zahlreichen Weindörfer Südtirols fahren möchte, der wird bei den kilometerlangen steilen Abfahrten eine starke Bremsanlage schätzen lernen.
Last, but not least: Das Heavy-Fahrwerk ist mit größer dimensionierten Felgen und Reifen ausgestattet. Die Bremsen müssen schließlich ihren Platz finden. Damit ergibt sich auch ein optischer Vorteil.
Fahrwerke im Preisvergleich
Die Preisdifferenz zwischen den beiden Fahrwerken liegt bei rund 1.000 Euro. Hier unterscheiden sich Händlerangebote und die derzeit inflationsbedingten Preisanpassungen teilweise. Mal ist das Heavy-Fahrwerk in einem Paketpreis inkludiert, mal wird es als Extra ausgewiesen. Egal, wie der Händler rechnet, sollte man das Heavy-Fahwerk aus Sicherheitsgründen lieber mitordern. Für wen allerdings die 3,5 Tonnen eher eine theoretische Grenze sind, die ganz sicher nie ausgereizt wird, für den ist das Light-Fahrwerk genau richtig.Unterschiede der verschiedenen Fahrwerke
- 3,3 Tonnen Gesamtgewicht
- „Papier“-Auflastung (ohne technische Änderungen) auf 3,5 Tonnen möglich
- 15 Zoll Bereifung
- Standard-Bremsanlage
- 3,5 Tonnen Gesamtgewicht
- „Papier“-Auflastung (ohne technische Änderungen) auf 3,85 Tonnen möglich
- 16 Zoll Bereifung
- Verstärkte Bremsanlage
Fahrzeuglängen – machen sie einen erheblichen Unterschied?
Kommen wir zum Heck des Fahrzeugs. Dies wird nämlich in verschiedenen Varianten angeboten. Ja, Sie lesen richtig. Aber ist das Heck nicht immer das Gleiche? Sind sogar die Unterschiede zwischen einem Fiat, Peugeot oder Citroën nur auf die Beschriftung begrenzt? Ja, auch das ist richtig. Aber wenn es um die Länge der Fahrzeuge geht, findet diese Verlängerung ausschließlich im Heck statt.
Das ist wichtig, zu wissen. Denn „vorne“ also im Cockpit oder im Bereich zwischen den Achsen findet keine, bzw. kaum eine Raumveränderung statt. Es gibt zwar vier verschiedene Aufbaulängen beim Citroën Jumper, aber nur drei verschiedene Fahrwerke. Und die Kurzversion mit einer Gesamtlänge von knapp fünf Metern wird so gut wie nicht als Wohnmobil angeboten. Gängig sind Fahrzeuglängen von 5,40 Metern, 6 Metern und 6,40 Metern. Die beiden Langversionen ruhen auf einem gemeinsamen Fahrwerk mit einem Achsabstand von 4035 Millimetern.
Die „540er“-Version hat ein kürzeres Fahrwerk mit einem Radstand von 3450 Millimetern. Der Unterschied: 58,5 Zentimeter. Ergo: Beim 540er hat man damit zu rechnen, dass es auch in der Dinette enger zugeht. Überlegt man sich, entweder ein 600er oder 640er Modell zu nehmen, spielt diese Raumverlängerung nur noch bei dem Platz in den Betten eine Rolle. Daher werden 600er in der Regel als Querschläfer und 640er als Längsschläfer angeboten.
Selbstverständlich ist es rein physikalisch besser, wenn ein möglichst kurzer Aufbau mit einem möglichst langen Radstand einher geht. Also hat die 600er-Version wohl theoretische Vorteile in Sachen Fahrstabilität und Nickbewegungen des Fahrwerks. Das ist jedoch im Alltag nicht spürbar. Ein 640er Jumper fährt genauso sicher und seelenruhig über wellige Landstraßen, wie sein etwas kürzeres Pendant. Hier ist die Wahl der Gewichtsklasse des Fahrwerks also weiterhin die wichtigere Entscheidung.
Fazit: Was würden wir empfehlen?
Der Citroën Jumper als Basisfahrzeug ist eine absolut sichere Bank. Und eine kostengünstigere Alternative zum Fiat Ducato ist er zusätzlich. Die Motorenvielfalt ist ausreichend. Die angebotenen Fahrwerke und Fahrzeuglängen bieten genügend Vielfalt. Qualitätsunterschiede zwischen Fiat, Peugeot oder Citroën sind in der Kastenwagenklasse auch nicht festzustellen. Der Jumper ist somit ein Topangebot für alle, die keinen Mehrpreis für ein Fiat-Logo ausgeben wollen.
FAQ
Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Wohnmobil auf Citroën Jumper-Basis'
- Welche Schwachstellen hat der Citroen Jumper?
Grundsätzlich ist der Jumper ein solides Fahrzeug, das eine lange Lebensdauer haben kann. Erfahrene Citroen-Fahrer berichten von Pfeifen aus dem Getriebe, einem Ruckeln beim Beschleunigen oder Problemen beim Rußpartikelfilter. Dazu können schwergängige Bremsscheiben oder andere kleinere Schäden kommen. Wer sein Fahrzeug aber pflegt, regelmäßig wartet und immer kontrollieren lässt, kann lange Freude daran haben.
- Wie viel kostet ein Citroen Jumper?
Einen Jumper bekommt man 2022 ab etwa 30.000 Euro, allerdings in der kürzesten und niedrigsten Variante. Je nach Ausstattung, Länge und Höhe ist der Preis dann entsprechend höher. Wird der Jumper Kastenwagen zum Wohnmobil umgebaut, kosten diese Wohnmobile auf Citroen-Basis häufig ab 40.000 Euro.
- Wie groß ist der Tank beim Citroën Jumper?
In den Tank des Citroen Jumper passen 90 Liter Diesel hinein. Das ist auch für längere Fahrten oder die Nutzung einer Dieselheizung praktisch.
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