Dieselheizung oder Gasheizung - Heizen im Wohnmobil
Im August am Mittelmeer denkt kein Camper daran. Wer aber in der kühleren Jahreszeit sein Wohnmobil nutzen möchte, der braucht sie: eine effektive Heizung. Die Heizung verlängert Ihre Wohnmobilsaison. Bei Kälte ist das Heizen sowieso unumgänglich. Weniger wegen des behaglichen Raumklimas, sondern um unweigerlich entstehende Feuchtigkeit aus Ihrer Atemluft, regenfeuchter Kleidung etc. ins Freie zu transportieren. Im Sommer funktioniert das bei ordentlichem Lüften ohne Zuhilfenahme einer Heizung, denn die Luft ist sowieso warm. Und nur warme Luft nimmt ausreichend Wasserdampf auf. In den kälteren Jahreszeiten muss nachgeholfen werden. Ansonsten droht der gefürchtete Schimmel. Bei Minusgraden ist Heizungseinsatz sowieso ein undiskutierbares Muss, andernfalls frieren die Wasserleitungen ein.
- 1. Zwei Standards: Gas oder Diesel?
- 2. Was spricht für Gas?
- 2.1. Stromverbrauch
- 3. Was spricht für die Dieselheizung?
- 4. Heizen mit der Standheizung?
- 5. Brennstoffwechsel und doppelte Heizsysteme
- 6. Fazit
Zwei Standards: Gas oder Diesel?
Gasheizungen sind seit Jahrzehnten die übliche Auslieferungsvariante bei Campingfahrzeugen aller Art. Doch die Frage nach dieselbetriebenen Modellen wird zunehmend lauter. Man kommt um die Frage also nicht herum: Heize ich meinen Camper herkömmlich über ein gasbetriebenes System oder wähle ich die eher unübliche Dieselvariante?
Gleich vorweggenommen: Beide Konzepte werden Sie ausreichend mit wohliger Wärme umhüllen. Warum also die Aufregung? Ist die Auswahl des zum Heizen notwendigen Brennstoffs eine Glaubensfrage oder das Ergebnis einer wohlüberlegt getroffenen Vernunftentscheidung?Was spricht für Gas?
Gasheizungen sind billiger in der Anschaffung und im Grunde über Jahre wartungsfrei. Die Brennertechnik von Dieselheizungen muss je nach Modell dagegen nach einigen Jahren getauscht werden. Auch eine regelmäßige Inspektion in kürzeren Intervallen wird von den meisten Herstellern empfohlen. Damit punktet auf jeden Fall die Gasheizung.Außerdem laufen Gasheizsysteme im Vergleich zu Dieselheizungen komplett geräuschlos. Beim Dieselmodell muss man sich an die hörbare Anlaufphase und ein Dauerrauschen beim Betrieb gewöhnen. Beides stört im Wohnmobil weniger als außerhalb davon, solange Sie das Dieselaggregat nicht in Ihrer Schlafbereichnähe einbauen lassen. Campingnachbarn könnten sich davon genauso belästigt fühlen wie von den Abgasgerüchen, die bei der Dieselverbrennung zwangsläufig entstehen. Es gibt schon Campingplätze, die Dieselheizungen aus diesen Gründen nicht erlauben. Wer in erster Linie frei steht, den wird dieses Heizproblem kalt lassen.
Auch sind Gasheizungen unempfindlich gegenüber dem Betrieb in Höhen über 1500 Metern. In den Alpen oder Pyrenäen sind solche Höhenlagen schnell erreicht. Für eine Dieselheizung empfiehlt sich dort schon die Nachrüstung mit einem Höhenkit, das die Parameter der Pumpe anpasst. Bei 2000 Metern wird es trotz desselben für Diesel schwierig. Gasheizungen liefern dagegen in jeder Höhe unbeirrt wohlige Wärme. Kommt Ihre Dieselheizung mit der Höhe nicht mehr klar äußert sich dies u. a. durch üppige Rauchentwicklung. Das Gerät wird zur Nebelmaschine. Ein Hinweis darauf, dass für die Verbrennung zu wenig Sauerstoff zu Verfügung steht.
Stromverbrauch
Auch in Sachen Stromverbrauch sammelt die Gasheizung viele Punkte für sich. Außer für die Lüftung, die die aufgeheizte Luft in alle Bereiche Ihres Wohnmobils bläst, braucht sie keinen Strom. Eine Dieselheizung ist dagegen ein wahrer Stromfresser. Neben der unumgänglichen Lüftung benötigt sie zusätzlich Strom zum Vorglühen und für den Dauerbetrieb der Dieselpumpe.
Zur Verdeutlichung: Ein Gebläse liefert zunächst Luft in die Brennkammer. Ein Teil davon wird in eine Nebenkammer geleitete und dort mit einem Glühstift, ähnlich einer Diesel-Glühkerze, vorgeheizt. Erst wenn in der Kammer eine bestimmte Temperatur erreicht ist wird Kraftstoff hineingepumpt.Das alles kostet Strom. Eine normale Wohnmobil-Batterie ist mit dieser Belastung nach zwei bis drei Tagen leer, wenn sie nicht an Landstrom angeschlossen ist oder ein Solarmodul auf dem Dach ausreichend Stromnachschub erzeugt. Ungünstigerweise heizt man jedoch meistens bei fehlendem Sonnenschein... ein Teufelskreis!
Wenn Sie sich für eine Dieselheizung entscheiden denken Sie auch über die Option einer darin integrierten Elektroheizung nach, insbesondere wenn Sie planen in der kalten Jahreszeit Tage, vielleicht sogar wochenlang intensiv zu heizen. Mit einem Landstromanschluss umgehen Sie damit nicht nur die Stromproblematik einer Dieselheizung, sondern auch deren Geräusch- und Geruchsbelästigungen für Ihren Campingplatznachbarn.
Was spricht für die Dieselheizung?
Das große Plus einer Dieselheizung liegt in der Unabhängigkeit bei der Brennstoffversorgung gegenüber dem Gas. Werden Sie nur innerhalb Europas unterwegs sein, können Sie überall mit einer sichergestellten Brennstoffversorgung rechnen. Diesel sowieso – und auch Gas gibt es allerorts, wenn nicht die Problematik der Wiederbefüllung der Gasflaschen wäre.
Campinggas wird in Gasflaschen verkauft. Klar. Sie kaufen die Flasche, also den Gasbehälter oder sie bezahlen Pfand dafür. Beide Preise sind etwa gleich hoch und liegen je nach Anbieter zwischen 25 und 35 EUR für eine 5 kg-Flasche. Der Inhalt "Gas" kostet nur wenige Euros. Was aber, wenn im Ausland das Anschlusssystem ein völlig anderes ist und Ihre deutsche Gasflasche nicht befüllt werden kann?
Eine neue Flasche vor Ort zu kaufen, die dann daheim nicht wiederbefüllbar ist, ist keine wirkliche Option. In Europa kann sich der gut vorbereitete Wohnmobilist zumindest teilweise mit Adaptersets behelfen. Im nichteuropäischen Ausland wird es dagegen schwierig. Ein klarer Pluspunkt für Diesel, sollten Sie eine "Weltreise" planen. Diesel bedeutet nahezu uneingeschränkte Autarkie.
Auch können Sie eine Dieselheizung getrost während der Fahrt laufen lassen, um den Wohnbereich warm zu halten. Eine Gasheizung jedoch nur dann, wenn ein Crashsensor verbaut ist. Das "Laufenlassen" ist bei Diesel auch im Hinblick auf den Brennstoffvorrat kein Problem, sofern Ihr Dieseltank nicht auf Reserve dümpelt. Selbst im Dauerbetrieb auf Höchststufe werden Sie kaum mehr als wenige Liter pro Tag verbrauchen. Eine Gasflasche (5 kg) hält bei Volllast nur etwa 2 Tage.Dass die Flasche generell bei Regen und Sturm in tiefster Nacht leer wird gibt Murphy's Law vor. Außerdem ist am nächsten Tag "Flaschenschleppen" angesagt, was bei den größeren Gasflaschen in die Arme und auf die Nerven geht. Somit wird Diesel zusätzlich zur gewichtsärmeren Heizvariante. Bei Wohnmobilen mit geringer Zuladung ein nicht zu vernachlässigendes Argument.
Wer mit Gas heizen und trotzdem in Sachen "überall verfügbar" und "ich will keine Flaschen schleppen müssen" keine Abstriche machen möchte, der sollte sich den Einbau eines Gastanks überlegen. Dieser kann komfortabel an jeder LPG-Tankstelle aufgefüllt werden.
Heizen mit der Standheizung?
Trennen Sie sich bei Ihren Heizungsüberlegungen bitte auch von dem Gedanken ein Wohnmobil mit der Standheizung des Fahrzeugs zu heizen. Eine im Motorraum verbaute Standheizung bläst Warmluft in die Fahrgastzelle. Das mag bei sehr kleinen Wohnmobilen oder Vans gerade noch eine akzeptable Heizwirkung im Wohnbereich erzielen lassen. Doch schon bei mittelgroßen Campern ist Schluss damit. Das wäre so, wie wenn Sie zuhause Ihr Wohnzimmer mit Hilfe des Heizkörpers im Schlafzimmer auf Temperatur zu bringen versuchen.
Noch schlechter wird die Heizleistung bei Standheizungssystemen, die die Fahrgastzelle über das Medium Kühlwasser heizen. Ein vorerwärmtes Kühlwasser erfreut zwar den Motor und erspart ihm den Kaltstartstress, die Heizleistung insgesamt ist jedoch "gepuffert" und damit völlig unzureichend für Campingbelange.
Brennstoffwechsel und doppelte Heizsysteme
Nachrüstungsoptionen: Wenn Sie bereits eine Gasheizung im Wohnmobil haben und auf Diesel wechseln wollen ist dies grundsätzlich möglich. Insbesondere wenn Sie eine Dieselheizung alleine zum Erwärmen der Luft einbauen möchten werden Sie sich über die sehr kompakten Abmessungen dieses Heizsystems freuen. Anders sieht es natürlich aus, wenn in die Heizung ein Wasserboiler integriert ist.Es gibt auch Wohnmobilisten, die bauen sich zusätzlich zur Gasheizung eine Dieselheizung ein. Aus Redundanzgründen. Als Backup sozusagen. Ist das Gas einmal alle, switcht der perfekt vorbereitete Camper lässig auf einen anderen Brennstoff. Wer kann, der kann... wenn der Geldbeutel und die mögliche Zuladung mitspielen.
Apropos Geldbeutel und besonders wichtig für sparsame Selbstausbauer: Es gibt auch Ultra-Billig-Optionen von Dieselheizungen. China macht's möglich. 100 Euro sollen zum Erwerb schon ausreichen. Erfahrungsberichte bieten alles zwischen ekstatischer Begeisterung und jammervoller Verzweiflung. Wenn Sie sich auf das Fernost-Abenteuer einlassen wollen, dann gilt es grundsätzlich penibel die Zulassung des Gerätes zu überprüfen. Wenn Ihr Wohnmobil aufgrund eines Defekts des Billig-Chinateils abbrennen sollte und eine entsprechende Zulassung fehlt, zahlt keine Versicherung den entstandenen (Total-)Schaden.
- Sehen Sie die Heizung als das an was sie ist: ein Diener. Einschalten und warm. Mehr soll und muss sie nicht können. Nur die Funktion ist gefragt. Suchen Sie Ihr (Gebraucht-)Wohnmobil deshalb nicht nach dem Brennstoff der eingebauten Heizung aus! Alles Weitere wird sich finden.
- An nächster Stelle steht die Frage, welche Länder Sie mit Ihrem Wohnmobil bereisen wollen. Bleiben Sie in Europa ist die Entscheidung Gas oder Diesel mehr oder weniger Geschmackssache. Anders wenn Sie eine Weltumrundung planen oder sehr exotische Ecken unseres Planeten bereisen möchten. Dann ist Diesel wohl die bessere Variante in Sachen Brennstoffversorgung.
- Wer sich für ein Dieselmodell entscheidet und meist frei stehen möchte, der denkt bitte auch an den erhöhten Strombedarf. Eine große Batteriekapazität und ein Solarmodul sind Pflicht, wenn man tagelang an einem Ort stehen und heizen möchte.
- Für den Gasheizer könnte die LPG-Gastankflasche die Lösung sein, um unterschiedliche Adaptersysteme und das Gasflaschenschleppen zu umgehen.
Fazit
Ein grundsätzliches "richtig" oder "falsch" gibt es nicht in der Frage nach dem optimalen Heizsystem. Trotzdem ist es ratsam sich an die persönliche "eierlegende Wollmilchsau" so nah wie möglich heranzutasten. Bevor Sie sich zu tief in die verschiedenen Heizstoffprinzipien verstricken, überlegen Sie bitte auch andere Punkte, die über die Effektivität einer Heizung mitbestimmen. Da wäre z. B. der Einbauort.
Trotz Warmluftverteilung mittels Schläuchen über das ganze Wohnmobil ist das Heizaggregat selbst der "Hotspot". Ist dieses unter der Sitzbank eingebaut entsteht ein "Kachelofeneffekt". Auf dem Ofen zu sitzen spart definitiv Energie – egal ob in Form von Gas oder Diesel. Sie werden die richtige Brennstoffoption für Ihre Bedürfnisse und Ihr Wohnmobil finden, denn wir alle wissen: Auch ein Diesel kann Gas geben!
Feature | Gasheizung | Dieselheizung |
---|---|---|
Verbrauch allgemein | mittel | gering |
Verbrauch Winter | hoch | mittel |
Gewicht | ⭐ | ⭐⭐ |
Verfügbarkeit Brennstoff | ⭐⭐ | ⭐⭐⭐ |
Reisen in Europa | ⭐⭐ | ⭐⭐⭐ |
Reisen weltweit | ⭐ | ⭐⭐ |
Kosten Anschaffung | günstig | teuer |
Kosten Betrieb | günstig | günstig |
Geräusche | leise | laut |
Geruch | nein | möglich |
FAQ
Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Dieselheizung oder Gasheizung - Heizen im Wohnmobil'
- Was ist besser: Gasheizung oder Dieselheizung im Wohnmobil?
Beide Heizsysteme haben ihre Vorteile und Nachteile. Wichtig ist, eine persönliche Nutzenanalyse zu machen: Wohin fahre ich? Zu welcher Jahreszeit fahre ich? Wo werde ich stehen? Wer auf Autarkie setzt und auch im Winter viel heizen will, ist mit Diesel (plus Strom) gut versorgt. In vielen anderen Fällen ist Gas aber eine einfache Variante, die gut funktioniert.
- Wie viel kostet eine Dieselheizung im Wohnmobil?
Wer eine Dieselheizung einbauen möchte, muss mit etwa 1.000 Euro, eher mehr, rechnen.
- Welche Heizmöglichkeiten gibt es im Wohnmobil?
Grundsätzlich sind Gas oder Diesel die gängigen Methoden, das Wohnmobil zu erwärmen. Es gibt aber auch Fahrzeuge, die ausschließlich oder zusätzlich mit Strom heizen. Unseren umfassenden Heizungsvergleich finden Sie hier: Heizung fürs Wohnmobil
- Stinken Dieselheizungen wirklich so stark?
Im Gegensatz zu Gasheizungen entsteht hier definitiv ein Geruch. Der stört aber nicht alle Camper. Hier sollten Sie selbst überprüfen, ob Sie einen Geruch bemerken oder ob Sie dadurch nicht beeinträchtigt werden.
- Wie hoch ist die Geräuschbelastung bei Dieselheizungen?
Viele Dieselheizungen geben deutlich hörbare Geräusche von sich. Wer dabei nicht schlafen kann oder sich dadurch belästigt fühlt, kann nach modernen und leisen Modellen Ausschau halten. Die Geräusche der Heizung hängen übrigens auch davon ab, ob sie mit Umluft läuft oder nicht. Ist ein Gebläse verbaut, – das ist auch bei Gasheizungen möglich – steigt die Geräuschbelastung.
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