Wohnmobile mit H-Kennzeichen

H-Kennzeichen für Oldtimer-Wohnmobile: Voraussetzungen, Beantragung, Versicherung, Kosten, Vorteile und Nachteile

Wenn das eigene Wohnmobil 30 Jahre oder älter ist, kann man dafür ein H-Kennzeichen beantragen. Damit gehen einige Vorteile für den Fahrzeughalter einher, es gibt aber auch Nachteile. Wir erklären, welche Voraussetzungen zum Erhalt eines H-Kennzeichens erfüllt werden müssen, wie man es beantragt und was dafür oder dagegen spricht.

H-Kennzeichen: Besonderheit im Land der Autoliebhaber

Oldtimer in Deutschland: 2011 - 2021

Eins ist klar - kaum eine Nation ist so autoverliebt wie die Deutschen. Da wird geputzt, poliert, geschraubt und montiert was das Zeug hält und oft genug ist das Auto oder eben das Wohnmobil auch im höheren Alter noch top gepflegt. Seit 1997 gibt es in Deutschland das H-Kennzeichen, mit dem der "Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes" Rechnung getragen wird. Wer ein Fahrzeug besitzt, das mindestens 30 Jahre alt ist, kann dieses Kennzeichen bei der zuständigen Zulassungsstelle beantragen.

Wie sehr die Deutschen ihre Oldtimer lieben, zeigt eine Statistik, die von 2011 bis 2021 erhoben wurde.

Man sieht daran, dass sich die Zahl der Fahrzeuge mit H-Kennzeichen kontinuierlich steigert und dass mittlerweile 584.509 von ihnen auf den Straßen unterwegs sind. Die Wohnmobile sind in dieser Zahl eingeschlossen und nicht selten sieht man auf einem Campingplatz das ein oder andere Reisemobil mit H-Kennzeichen, das zwar natürlich nicht der neuesten Mode entspricht, aber in einem äußerst gepflegten Zustand ist.

H-Kennzeichen für Wohnmobile: die Voraussetzungen

Wie fast alles in Deutschland gibt es auch bezüglich des H-Kennzeichens Regeln und Bedingungen, die erfüllt werden müssen. Diese Voraussetzungen sind ganz klar in §23 der StVZO (Straßenverkehrszulassungsordnung) geregelt. Wenn Sie ein älteres Wohnmobil besitzen oder sich mit dem Kauf eines entsprechenden gebrauchten Reisemobils befassen und über ein H-Kennzeichen nachdenken, gelten die folgenden Bedingungen, die sich von denen für PKW nicht unterscheiden.

Bedingungen für das H-Kennzeichen:
  • Das Wohnmobil muss mindestens 30 Jahre alt sein. Als Stichtag dazu gilt der Tag der Erstzulassung, der im Fahrzeugschein dokumentiert ist. Wer dieses Jahr (2021) ein H-Kennzeichen beantragen möchte, muss Besitzer eines Wohnmobils mit einer Erstzulassung im Jahr 1991 oder früher sein.
  • Wichtig ist, dass das Wohnmobil sich im Originalzustand befindet. Das heißt konkret, dass mindestens 90% des Wohnmobils aus Originalteilen bestehen muss. Sind Teile ersetzt worden, muss es sich dabei unbedingt um originalgetreue Ersatzteile handeln. Wenn einzelne Teile fehlen, die den Charakter des Fahrzeugs ausmachen, zum Beispiel Außenspiegel oder eine ganz spezielle Stoßstange, sollte man sich vor Beantragung des H-Kennzeichens unbedingt um originalen Ersatz bemühen - auf Schrottplätzen wird man mit Glück fündig.
  • Das Wohnmobil muss unbedingt frei sein von technischen Mängeln, also alle Bedingungen der StVZO ohne Ausnahme erfüllen.
  • Auch die Optik spielt eine Rolle. Sind an dem Wohnmobil grobe Beschädigungen zu erkennen, rückt die Erteilung eines H-Kennzeichens schnell in weite Ferne. Auch Rost ist ein Ausschlusskriterium. Handelt es sich um typische Gebrauchsspuren, die sich beim einem Fahrzeug von 30 oder mehr Jahren nicht vermeiden lassen, ist das hingegen kein Problem.
  • Zeitgenössischer Zustand - das bedeutet, dass das Fahrzeug so aussehen sollte, wie es damals gebaut wurde. Wer Ausbauten nachgerüstet hat oder generell im Wohnmobil etwas umgebaut hat, hat nur dann Chancen auf die Erteilung eines H-Kennzeichens, wenn diese zum originalen Zustand des Fahrzeugs passen bzw. es diese schon gab, als das Wohnmobil gebaut wurde. Ein eingebauter Induktionsherd oder ähnliche "modische" Nachrüstungen sind da eher kontraproduktiv. Man muss aber dazu sagen, dass es hier keine konkreten Regeln gibt - was der eine Gutachter noch als zeitgenössisch durchgehen lässt, fällt beim anderen vielleicht auf Anhieb durchs Raster.

H- Kennzeichen für Wohnmobile: so wird es beantragt

Der erste Schritt zum H-Kennzeichen ist ein Gutachten, das sogenannte Oldtimer-Gutachten - ohne geht gar nichts. Dazu wendet man sich an einen amtlich zugelassenen Kfz-Gutachter oder einen adäquaten Sachverständigen. Dann wird der Zustand des Wohnmobils ausgiebig geprüft, als Grundlage dienen die Bedingungen, die das Fahrzeug laut StVZO zwingend erfüllen muss.

Ist der Gutachter mit dem Zustand des Fahrzeugs einverstanden, wird das entsprechende Dokument ausgestellt. Da die Sachverständigen bei einigen Punkten einen gewissen Entscheidungsspielraum ausnutzen dürfen, empfehlen wir unbedingt, sich rechtzeitig umzuhören, mit welchen Prüfern andere Wohnmobilisten gute Erfahrungen gemacht haben.

Außerdem muss das Wohnmobil technisch geprüft werden und seine Reisetauglichkeit festgestellt werden. Dies geschieht im Rahmen einer Hauptuntersuchung laut §29 der StVZO und kann vor oder nach der Erstellung des Gutachtens an den üblichen Stellen wie direkt beim TÜV oder in einer Werkstatt gemacht werden. Die Hauptuntersuchung vor der Beantragung des H-Kennzeichens ist unabhängig davon, ob wie lange die letzte dieser Art zurückliegt. Auch, wenn das Wohnmobil noch "TÜV hat", wie umgangssprachlich gesagt wird, muss erneut eine Hauptuntersuchung gemacht werden.

Ist auch das erledigt, dann kann man getrost einen Termin bei der Zulassungsstelle am Wohnort vereinbaren.

Checkliste für die Beantragung des H-Kennzeichens

In unserer Checkliste steht alles, was dort vorgelegt werden muss, um Erfolg bei der Beantragung des H-Kennzeichens zu haben.

Checkliste H-Kennzeichen beantragen:
  • Personalausweis (wer einen Reisepass vorlegen möchte, braucht zusätzlich eine aktuelle Meldebescheinigung)
  • Oldtimer-Gutachten
  • Nachweis über die erfolgreiche Hauptuntersuchung des Wohnmobils
  • elektronische Versicherungsbestätigung (diese evB-Nummer ist beim KFZ-Versicherer auf Anfrage erhältlich)
  • Teil 1 und Teil 2 der Zulassungsbescheinigung (dabei handelt es sich um den früher so bezeichneten Fahrzeugschein bzw. den Fahrzeugbrief)
  • SEPA-Lastschriftmandat zum Einzug der Kfz-Steuer
  • die alten Nummernschilder des Wohnmobils (nur, wenn es vorher nicht stillgelegt war)

Oftmals ist es mittlerweile möglich, das Wunschkennzeichen für sein Wohnmobil gegen eine kleine Gebühr vorher online zu reservieren. In diesem Fall kann man es auch bereits vorher herstellen lassen (meist deutlich günstiger als direkt auf der Zulassungsstelle) und zum Termin mitnehmen. Wer das nicht möchte, entscheidet sich beim entsprechenden Termin für ein noch nicht vergebenes Kennzeichen.

Kennzeichenlänge beachten:

Maximal 8 Stellen auf dem Kennzeichen sind zulässig - wer also ein Kennzeichen mit 7 Stellen hatte, kann auch mit der Zulassung als Oldtimer sein altes Kennzeichen mit zusätzlichem H am Ende behalten. Wer bereits ein achtstelliges Kennzeichen hatte, darf oder muss sich für eine neue Kombination entscheiden.

Versicherung für H-Wohnmobile

Nicht immer ist es möglich, bei seinem bisherigen Versicherer zu bleiben, denn nicht jede Versicherungsgesellschaft bietet Policen für Wohnmobile mit H-Kennzeichen an. Ist eine Versicherung gefunden, sollte man sich in aller Ruhe über die Versicherungsbedingungen informieren, denn diese können zum Teil stark variieren.

Über die folgenden Fallstricke muss man sich vor Abschluss der Versicherung im Klaren sein, um späteren Enttäuschungen oder schlimmstenfalls nicht übernommenen Leistungen vorbeugen zu können.

Wichtige Faktoren für die Versicherung:
  • Altersgrenze: Es ist nicht unüblich, dass man 25 Jahre alt sein muss, wenn man Versicherungsnehmer bei einem Wohnmobil mit H-Kennzeichen sein möchte.
  • Festlegung auf einen Fahrer: Wer immer selbst fährt, hat damit kein Problem. Auch vom Ehepartner darf das Wohnmobil meist ohne weitere Bedingungen gefahren werden. Ist man aber öfter mit Freunden unterwegs und möchte sich beim Fahren abwechseln, muss man das in den Versicherungsbedingungen explizit vereinbaren, was häufig mit höheren Kosten verbunden oder sogar unmöglich ist.
  • Notwendigkeit eines Erstfahrzeugs: Soll nur das Wohnmobil mit H-Kennzeichen versichert werden, stellen sich viele Versicherungen quer. Meist muss zusätzlich zum Oldtimer ein Erstfahrzeug im Besitz des Versicherungsnehmers sein.
  • Kilometerbegrenzung: Da Schäden während längerer Fahrten umso wahrscheinlicher werden, je älter das Wohnmobil ist, setzen viele Versicherer auf eine Kilometerbeschränkung. Wer aber nur 3.000 oder 5.000 Kilometer im Jahr fahren darf, dessen Reiseträume können schnell ausgeträumt sein - oder man hat bei einem Schaden und nachweislich höherer Laufleistung keinen Versicherungsschutz.
  • Fahrten ins Ausland: Auch die sind manchmal vom Versicherungsschutz für Oldtimer ausgeschlossen. Gerade mit einem Wohnmobil möchte die meisten Reisenden aber auch ins Ausland fahren. Hier gilt es, einen Versicherer zu finden, der in seinen Bedingungen auch Auslandsfahrten mit einschließt.

Kosten für das H-Kennzeichen

Generell lässt sich sagen, dass sich die Kosten für die Oldtimer-Zulassung eines Wohnmobils im Rahmen halten. Allerdings ist das nur dann so, wenn vor der Erstellung des Gutachtens keine teuren Wartungs- oder Instandsetzungsarbeiten am Reisemobil mehr durchgeführt werden müssen, die für ein weiteres Fahren mit normalem Kennzeichen nicht unbedingt notwendig wären. Wer noch viel Geld in das Mobil investieren muss, sollte sich im Klaren sein, dass mögliche Einspareffekte durch das H-Kennzeichen sich dann schnell relativieren.

Mit folgen Kosten muss man in etwa rechnen:
  • Gutachten: 100 bis 200 EUR je nach Aufwand
  • Hauptuntersuchung: 100 EUR
  • Ummeldung auf der Zulassungsstelle: 30 bis 100 EUR abhängig vom Bundesland
  • Nummernschilder: 15 bis 30 EUR (gegebenenfalls kommt dazu noch die Reservierungsgebühr für das Wunschkennzeichen)

Vorteile und Nachteile des H-Kennzeichens für Wohnmobile

Vorteile von H-Kennzeichen

Einer der größten Vorteile ist sicher die oft nicht unerhebliche Ersparnis bei der Kfz-Steuer. Wohnmobile mit H-Kennzeichen werden unabhängig von ihrer Größe oder ihrem Fabrikat immer pauschal mit 191,73 EUR (Stand 17. September 2021) besteuert. Da zahlen einige Besitzer alter Wohnmobile ohne H-Kennzeichen doch erheblich mehr Steuer.

Auch bei der Versicherung gibt es spezielle und günstige Angebote für Wohnmobile mit H-Kennzeichen, sodass man oft weniger zahlt als für die bisherige Kfz-Versicherung mit Vollkasko. Achten Sie aber vor Versicherungsabschluss unbedingt auf die Versicherungsbedingungen und holen Sie zum Vergleich mehrere Angebote ein - sonst wird der erhoffte Vorteil aufgrund der Vorgaben des Versicherers schnell zum Nachteil.

Um in die sogenannte Umweltzonen der Städte einfahren zu dürfen, benötigt das Fahrzeug eine grüne oder gelbe Plakette. Genau die bekommen ältere Fahrzeuge, vor allem wenn sie wie Wohnmobile mit Diesel betrieben werden, oft nicht. Fahrzeuge mit H-Kennzeichen sind da eine Ausnahme und dürfen die Umweltzonen in Deutschland ohne Einschränkungen befahren.

  • Günstigere Kfz-Steuer
  • Günstige Versicherung (Konditionen beachten)
  • Befahren der Umweltzonen erlaubt

Nachteile von H-Kennzeichen

Bevor man sich für sein Wohnmobil um ein H-Kennzeichen bemüht, sollte man sich auch über die Nachteile informieren. Auch nach der Zulassung als Oldtimer darf dieses nämlich nicht so um- oder ausgebaut werden, dass sein zeitgenössisches Aussehen darunter leidet. Notwendige Restaurierungsarbeiten am Wohnmobil können schnell ins Geld gehen und sind mitunter bei alten Fahrzeugen zeitintensiv. Wer kein Talent zum und Spaß am Basteln hat, kann sich oft über hohe Werkstattrechnungen freuen - da ist der Einspareffekt durch die günstigere Steuer schnell aufgefressen.

  • Zeitgenössisches Aussehen muss dauerhaft erhalten bleiben
  • Restaurierung oft teuer

Fazit

Wenn das alte Wohnmobil in einem guten Zustand ist, kann man über die Beantragung eines H-Kennzeichens nachdenken. Schließlich bringt das bei der Steuer einen finanziellen Vorteil mit sich, das Fahren in Umweltzonen ist dann unproblematisch möglich und auch bei der Versicherung kann man sparen, wenn man die Versicherungsbedingungen vergleicht und einen Vertrag abschließt, innerhalb dessen sich die persönlichen Reiseträume realisieren lassen. Wer aber moderne Um- oder Ausbauten hat vornehmen lassen oder wessen Wohnmobil mehr als die gewöhnlichen Gebrauchsspuren aufweist, der bekommt bei der Beantragung des H-Kennzeichens Probleme. Die aufzuwendenden Restaurierungskosten stehen dann meist in keinem Verhältnis zu den möglichen Einspareffekten - es sei denn, man kann den Großteil der Arbeiten selbst übernehmen.

FAQ

Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'H-Kennzeichen für Oldtimer-Wohnmobile: Voraussetzungen, Beantragung, Versicherung, Kosten, Vorteile und Nachteile'

Ich habe ein Saisonkennzeichen für mein Wohnmobil, kann ich zusätzlich ein H-Kennzeichen bekommen?

Ja, das ist seit 2017 möglich und vor allem wegen der doppelten Steuerersparnis interessant.

Mein Wohnmobil ist zwar 35 Jahre alt, aber nicht mehr im ursprünglichen Zustand - bekomme ich trotzdem ein H-Kennzeichen?

Nein, dazu muss sich das Wohnmobil zum größten Teil im Originalzustand befinden.

Gibt es organisierte Möglichkeiten, sich mit anderen Besitzern von Wohnmobilen mit H-Kennzeichen zu treffen und sich auszutauschen?

Ja, am bekanntesten sind der Camping-Oldie-Club (COC, https://www.cocev.de) und der Oldie-Camping-Club-Deutschland (OCCD, https://www.oldie-camping.de), bei beiden sind auch Besitzer von historischen Wohnwagen willkommen.

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