Kastenwagen oder teilintegriertes Wohnmobil?

Ausgebaute Kastenwagen erfreuen sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit unter Wohnmobilisten. Die Frage, ob ein Kastenwagen oder ein teilintegriertes Wohnmobil die bessere Wahl ist, beschäftigt viele angehende Camper. In diesem Ratgeber möchten wir Ihnen helfen, dir Vorteile und Nachteile gegeneinander abzuwägen und Denkanstöße zu liefern, um eine Auswahl zu treffen.

• 1. Der Kastenwagen: Unauffällig und flexibel
• 2. Der Teilintegrierte: Raumwunder mit Isolierung
• 3. Kastenwagen: Vorzüge des Kastenwagen
• 4. Türen: Kastenwagen versus Teilintegrierter
• 4.1. Türen am Kastenwagen
• 4.2. Türen beim Teilintegrierten
• 5. Flexibilität
• 5.1. Unauffälligkeit
• 5.2. Breite: Enge Straßen & City-Cruiser?
• 5.3. Parkmöglichkeiten
• 5.4. Anzahl Sitzplätze beim Fahren
• 6. Komfort
• 7. Fahrverhalten
• 8. Isolierung
• 9. Fahrradträger
• 10. Preise & Kosten
• 11. Checkliste: Welche Fragen sollte ich mir stellen?
• 12. Unser Rating
• 13. Fazit: Richtig oder falsch gibt es nicht!
• 14. Fazit

Der Kastenwagen: Unauffällig und flexibel

Beim Kastenwagen handelt es sich in der Basis um einen Transporter, in dem möglichst viel im Ursprungszustand gelassen wird. So sind die Karosserie, das Armaturenbrett, die Hecktüren, Schiebetüren, etc. exakt so, wie das Fahrzeug aus dem Werk des Herstellers kommt. Der jeweilige Wohnmobilhersteller sorgt dann für den Innenausbau, die Installation der Seiten- und Dachfenster, den Gaskasten und andere Punkte.

Der Kastenwagen ist in der Regel ca. 205 cm breit und steht in den Längen von 540 cm, 600 cm und 640 cm zur Auswahl. Ebenso gibt es zwei verschiedene Höhen: Das H2-Hochdach hat eine Außenhöhe von ca. 258 cm, das H3-Hochdach liegt dagegen bei 282 cm.

Durch seine kompakten Ausmaße ist der Kastenwagen bei Einsteigern sehr beliebt. Gerade bei Städtetrips spielt der Kastenwagen seine Stärken aus. Auch beim Preis liegt der Kastenwagen bei vergleichbarer Ausstattung oft unterhalb dem eines teilintegrierten Wohnmobils.

Die Schlafplätze des Kastenwagen befinden sich in aller Regel im Heck. Bei 6,40 m Fahrzeugen stehen oftmals Längsschläferbetten mit bis zu 200 cm langen Liegeflächen zur Verfügung. Bei 6,00 m und 5,40 m Fahrzeugen sind Querschläfer-Betten üblich, die aufgrund der Fahrzeugbreite in der Länge begrenzt sind. Marktüblich sind hier Bettlängen von ca. 194 cm.

Hier zeigt sich auch eine der größten Nachteile des Kastenwagens: Durch die vorgegebenen Maße in Breite und Höhe sind die Möglichkeiten für das Raumkonzept beschränkt. So ähneln sich die meisten Grundrisse der verschiedenen Kastenwagenhersteller sehr.

Der Teilintegrierte: Raumwunder mit Isolierung

Das teilintegrierte Wohnmobil setzt oftmals auch auf die Basis eines Fiat Ducato oder anderen vergleichbaren Fahrzeugs – also eines Kastenwagens. Hier wird jedoch nur das Fahrerhaus im Ursprungszustand gelassen. Hinter dem Fahrerhaus wird ein Korpus (in der Regel aus GFK: Glasfaserverstärkter Kunststoff) verbaut. Dieser Korpus verfügt über eine quadratische Bauform mit guter Kälte- und Wärmedämmung, das Fahrerhaus hingegen ist nicht gedämmt. Das gedämmte Fahrerhaus bleibt also den vollintegrierten Wohnmobilen vorbehalten.

Teilintegrierte Wohnmobile sind in der Regel der Kompromiss aus einem vollintegrierten Fahrzeug und einem Kastenwagen. Die üblichen Fahrzeuglängen gehen bei ca. 600 cm los und reichen bis etwa 800 cm.

Inzwischen gibt es auch die Klasse der “kompakten Teilintegrierten”, deren Breite im Vergleich zum Kastenwagen größer ist, die sog. “Durchfahrtsbreite” (gemessen an den Rückspiegeln) ist hier jedoch bei einigen Modellen identisch zu denen eines Kastenwagen. Ein Beispiel hierfür ist der Adria Compact.

Durch den GFK-Korpus des teilintegrierten Wohnmobils kann der Hersteller sehr flexible Raumkonzepte anbieten. Dies sieht man schnell bei der großen Auswahl an verschiedenen Grundrissen.

Kastenwagen: Vorzüge des Kastenwagen

Das sich der Kastenwagen als Wohnmobil immer mehr etabliert, merkt man spätestens beim Besuch einer Caravan-Messe. Doch was macht den Kastenwagen so beliebt?

Türen: Kastenwagen versus Teilintegrierter

Einen großen Unterschied zwischen beiden Wohnmobiltypen betrifft die Türen. Sowohl die seitliche Eingangstür als auch die Türen zu den Garagen sind grundlegend unterschiedlich.

Türen am Kastenwagen

Türen beim Teilintegrierten

Bei den teil- und auch vollintegrierten Wohnmobilen befindet sich die seitliche Tür – je nach Modelle und Grundriss – entweder weitere vorne oder hinten am Fahrzeug. Typisch sind hier “richtige” Türen mit Scharnier und einer vergleichsweisen kleinen Durchgangsbreite (im Vergleich zum Kastenwagen).

Flexibilität

Der Grad der gewünschten Flexibilität kann die Entscheidung ob Kastenwagen oder Teilintegriert ebenfalls stark beeinflussen.

Unauffälligkeit

In Punkto “Unauffälligkeit” ist der Kastenwagen wohl die beste Wahl. Dieser fällt im Stadtbild oder auf einem Parkplatz im Wald nicht sofort als Wohnmobil auf. Die optischen Ähnlichkeit zu einem Lieferwagen und die große Auswahl an verschiedenen Farben sind hierbei ein großer Vorteil. Auf einem Campingplatz hingegen bietet dies keinen großen Vorteil. Hier sollte man für sich entscheiden, wie wichtig einem persönlich dieser Vorteil ist.

Breite: Enge Straßen & City-Cruiser?

In der Stadt fühlt sich ein Kastenwagen so richtig wohl. Auf normal breiten Straßen fährt sich der Kastenwagen fast wie ein PKW und man kann recht stressfrei bei größerem Verkehrsaufkommen in der Blechlawine “mitschwimmen”. Bei teilintegrierten Wohnmobilen ist die Fahrzeugbreite oftmals deutlich größer und der Fahrer muss aufmerksamer fahren, den Rückspiegel in Kurven benutzen usw.

Parkmöglichkeiten

Beim Parken auf öffentlichen Parkplätzen, Supermärkten usw. spielen zwei wichtige Themen eine Rolle:

1. Wie lang ist mein Wohnmobil: Passe ich überhaupt noch auf einen normalen Parkplatz?
2. Wie breit ist mein Wohnmobil: Kann ich überhaupt noch meine Türen öffnen.

Bei Wohnmobilen über 6,00 m wird die Suche nach einem Parkplatz etwas aufwändiger, da das Fahrzeug über den Parkplatz hinausragt. Dies ist natürlich bei beiden Wohnmobil-Typen der Fall.

Auch die Breite spielt hier natürlich eine wichtige Rolle: Mit einem Kastenwagen kann man noch einfach Ein- und Aussteigen – bei einem breiteren Wohnmobil muss man hoffen, dass der Parknachbar einem wohlgesonnen ist und etwas Abstand hält.

Anzahl Sitzplätze beim Fahren

Kastenwagen verfügen in der Regel über drei oder vier Sitzplätze die gurtgesichert sind. Wer Platz für weitere Mitfahrer benötigt, wird um ein größeres Fahrzeug nicht herumkommen.

Komfort

Beim Komfort spielt in vielen Disziplinen das teilintegrierte Wohnmobil seine Stärken aus!

Kastenwagen:

• Sitzplätze für max. 4 Personen
• Beinfreiheit in der Sitzgruppe oftmals nicht für große Personen ausreichend
• Stehhöhe im Fahrzeug begrenzt durch das Basisfahrzeug (H2-Hochdach: ca. 190 cm)
• Lange Betten oftmals nur bei Längsschäfern
• Küche meistens mit 2-Flammenkocher
• Kastenwagen läuft bauartbedingt nach oben schmal zusammen, weshalb die Kopffreiheit etwas eingeschränkt ist.
• Ein SkyRoof sorgt für mehr Raumgefühl, kostet aber wertvollen Stauraum

Teilintegrierter:

• Je nach Grundriss großzügige Sitzgruppen für 4 und mehr Personen
• Verschiedene Sitzgruppen-Typen, beispielsweise L-Sitzgruppe
• Größe Fahrzeugbreite ermöglicht großzügigere Sitzgruppe, Bad und Küche.
• Variable Stehhöhen, je nach Grundriss/Modell
• Betten als Querschläfer oftmals länger als beim Kastenwagen
• Raumgefühl im vorderen Bereich oft großzügiger
• Küche oftmals mit 3-Flammenkocher
• Durchgangsbreite im Flur: Mit Hund, Kind oder mehreren Personen sind ein paar Zentimeter mehr Durchgangsbreite sehr praktisch
• Mehr Ablagemöglichkeiten im als im Kastenwagen

Fahrverhalten

Beim Fahrverhalten punktet der Kastenwagen durch seine unveränderte Form & Aerodynamik. Auch der CW-Wert, der maßgeblichen Einfluss auf den Verbrauch hat, ist hier deutlich besser im Vergleich zu einem GFK-Aufbau des klassischen Wohnmobils. Üblicherweise liegt auch der Verbrauch des Kastenwagens (auf 100 km) in etwa 1 - 2 Liter unter dem eines Teilintegrierten.

Isolierung

Eine gute Isolierung ist sowohl im Winter als auch im Sommer ein großer Vorteil. Im Winter wird es nicht so schnell kalt und man muss nicht ganz so intensiv heizen - im Sommer bleibt die Hitze länger draußen.

Der Kastenwagen mit seiner Blechhaut kann in Sachen Isolierung nicht mit einem teil- oder gar einem vollintegrierten Wohnmobil mithalten. Das Blech kühlt schneller ab bzw. heizt sich schneller auf.

Inzwischen haben viele Kastenwagen-Hersteller jedoch effektive Isolierungskonzepte. Je nach Hersteller wird kältebrückenfrei isoliert, mit Armaflex ausgekleidet und auch der Abwassertank kann bei vielen Modellen isoliert und beheizt werden, was bei einer Wintertour unerlässlich ist. Etwas Zugluft haben jedoch fast alle Kastenwagen, da die Heck- und Schiebetür nicht 100% dicht sind. Auch das Fahrerhaus ist nicht luftdicht.

Doch trotz der aufwändigen Dämmung des Kastenwagens, die manche Hersteller anbieten, ist der GFK-Korpus die leistungsstärkere Variante. Dieser ist zum einen dicht und Zugluft kann nicht entstehen. Ebenfalls ist die Dämmung der Außenhaut dicker.

Für Wintercamper ist der Teilintegrierte also oftmals die bessere Wahl.

Fahrradträger

Für viele Camper ist das Fahrrad oder E-Bike eines der wichtigsten Dinge auf Reisen. Diese werden mit einem Fahrradträger am Heck transportiert.

Für zwei normale Fahrräder reicht dies in aller Regel aus. Bei E-Bikes hingegen gelangt man hier schnell an die Beladungsgrenze.

Abhilfe können Fahrradträger schaffen, die an der Anhängerkupplung befestigt sind. Hierdurch schränkt sich jedoch die Zugänglichkeit der Heckgarage beim Kastenwagen ein.

Preise & Kosten

Die Anschaffungskosten für einen Kastenwagen sind bei vergleichbarer Ausstattung in der Regel geringer als bei einem teilintegrierten Wohnmobil. Durch die identischen Motoren ist die Höhe von Steuer und Versicherung hingegen identisch.

Der Wiederverkaufswert ist in der Regel bei allen Fahrzeugtypen sehr gut. Grundsätzlich lassen sich jedoch günstigere Fahrzeuge leichter verkaufen als sehr hochpreisige Modelle mit stark individualisierter Ausstattung.

Beim Dieselverbrauch ist der Kastenwagen im Vorteil: Der Verbrauch auch 100 km ist in etwa 1-2 l geringer als beim teilintegrierten Wohnmobil mit gleicher Motorisierung.

Checkliste: Welche Fragen sollte ich mir stellen?

• Anzahl Personen? Wie viele Sitzplätze & Schlafplätze brauche ich?
• Bin ich mit einem mittelgroßem / großen Hund unterwegs?
• Wie wichtig ist die Wintertauglichkeit?
• Bin ich eher Typ Campingplatz oder Freisteher?
• Aufenthalt: Bin ich mehr draußen oder drinnen?
• Koche ich drinnen oder draußen?
• Wie wichtig ist das Raumgefühl und Platzangebot?
• Reiseziel: Warme Länder, kalte Länder oder gemäßigt?
• Erfahrung mit großen Fahrzeugen: Wie souverän bin ich beim Fahren?
• Wie groß ist mein Budget?
• Wie wichtig ist die Stadttauglichkeit des Womos?
• Wieviel Zuladung benötige ich?
• Nehme ich Fahrräder mit?

Unser Rating

Fazit: Richtig oder falsch gibt es nicht!

Die Entscheidung hängt sehr stark von den persönlichen Fahr- und Campingverhalten ab. Prüfen Sie gründlich, welche Kompromisse Sie eingehen wollen und was Ihnen wirklich wichtig ist. Für zwei Personen bietet ein Kastenwagen eine sehr gute Möglichkeit. Für kleine und große Familien sind die Voll- und Teilintegrierten oftmals die besser Wahl.

Fazit

Mit einem teilintegrierten Wohnmobil kaufen Sie ein "Wohn-"Mobil, das neben umfassendem Wohn-Komfort als "Reise-"Mobil gleichzeitig eine hohe fahrtechnische Agilität verspricht. Diese elegante und kompakt gehaltene Reisemobilgattung ist in allen campingtechnischen Belangen nahe an der eierlegenden Wollmilchsau und deshalb nicht umsonst zurzeit der beliebteste Wohnmobiltyp auf dem Markt.
Anders ausgedrückt vereint der Teilintegrierte - wohl als vernünftigster Kompromiss - die Vorstellungen und Ansprüche der meisten Wohnmobilisten.