Mit Hund in Rerik

Wintercamping an der Ostsee: Mit dem Wohnmobil im Winter an die deutsche Ostseeküste

Viele Wohnmobilisten lieben die Ostsee. Aber im Winter – geht das? Seit vielen Jahren fährt unsere Autorin Esther regelmäßig am 2. Weihnachtsfeiertag bis wenigstens Mitte Januar an die Nord- oder Ostsee. Dort ist sie – wider Erwarten – nicht alleine, sondern gerade „zwischen den Jahren“ sowie an Silvester und Neujahr ein Wohnmobil unter sehr vielen. Ihre Erfahrungen mit Winterurlaub an der Ostsee teilt sie in diesem Artikel mit euch.

Das ist die deutsche Ostseeküste

Die deutsche Ostseeküste – vormals in BRD und DDR geteilt und jeweils nur teilweise zugänglich – kann heute komplett von der dänischen Grenze im Westen bis zur polnischen im Osten befahren werden, wobei sie den beiden Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zugeordnet ist. Darüber hinaus ist es sogar möglich, sowohl über die dänische als auch die polnische Grenze weiterzufahren und eine komplette Ostseeumrundung mit dem Wohnmobil vorzunehmen.

Route entlang der Ostsee

Kleinschrittig bedeutet die deutsche Ostseeküste von West nach Ost: Flensburg – nahe der dänischen Grenze –, über die Kieler Förde, die Insel Fehmarn, in die Lübecker Bucht, die Wismarer Bucht mit der Hansestadt Wismar, vorbei oder an der oder auf die Insel Poel, zur Hansestadt Rostock, zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und der vorgelagerten Boddenlandschaft, zur nächsten Hansestadt Stralsund, zur Insel Rügen, weiter ins Stettiner Haff mit der Insel Usedom (teilweise zu Polen gehörend) und an die polnische Grenze in der Nähe von Stettin auf polnischer Seite.

Dabei misst die deutsche Ostseeküste rund 750 km, hinzu kommen noch einmal über 1.500 km Haff- und Boddenküste, also insgesamt fast 2.250 km deutsche (Ostsee)Küste. Die Strände sind sehr vielfältig, wobei uns das im Winter eigentlich völlig egal sein könnte, denn schließlich machen wir keinen Badeurlaub.

Das findest du an der Ostsee

Zugefrorene Ostsee (Rerik)

Eigentlich ist die Ostseeküste aufgrund ihrer teils gigantischen Steilküste bekannt und beliebt, aber du findest genauso gut Sand- und Kiesstrände. Einige Strände sind für den Tourismus hergerichtet, viele jedoch auch zum Glück naturbelassen. Inseln, Buchten und Bodden prägen ebenso das Küstenbild.

Zu sehen und zu erleben gibt es sommers wie winters Vielerlei: weiße Bäderarchitektur in mondänen Seebädern, malerische Fischerdörfer mit reetgedeckten Häusern, aber auch historisch wichtige Hansestädte mit typischer Backsteingotik, Schlösser, Museen und Denkmäler, Museumsschiffe sowie zahlreiche weitere Zeitzeugen und natürlich eine atemberaubende Landschaft. Bezüglich der Natur ist der Ostseeraum ebenfalls einmalig: Viel Grün, teils direkt bis an den Strand, Naturparks/Naturschutzgebiete, wo du vor allem die heimische Vogelwelt beobachten oder wunderschöne Spaziergänge unternehmen kannst.

Übrigens ist die Ostsee – deren internationaler Name „Baltisches Meer“ lautet – mit das größte Brackwassermeer der Welt, was bedeutet, dass du hier im Vergleich zur Nordsee kaum etwas von den Gezeiten merkst, also das Meer (fast) immer da ist. Außerdem ist dadurch der Salzgehalt relativ gering, was wir vor ein paar Jahren im Januar spürten, denn die Ostsee friert zu – zumindest im weiteren Uferbereich.

Die Ostsee im Winter

Was bedeutet es, im Winter mit dem Wohnmobil an der Ostsee unterwegs zu sein? Allgemein formuliert: Viel Gutes, aber auch ein paar Dinge, die man nicht unbedingt braucht.

Wer die Ostsee kennt, weiß, dass du hier viel erleben und sehen kannst, und das 365 Tage im Jahr. Dennoch gibt es ein paar Unterschiede, die zwischen einer Ostseetour mit dem Wohnmobil im Winter und einer zu anderen Jahreszeiten bestehen.

Vorteile
  • kein Massentourismus in Städten
  • kein Schlangestehen an Museumskassen oder vor Sehenswürdigkeiten
  • einsame, freie Strände, an denen nicht nur du, sondern auch dein Hund Gefallen hat
  • keine überlaufene Stell- und Campingplätze
  • niedrigere Preise
  • freundliche, weil nicht gestresste Menschen in Touristen-Hotspots
  • wundervolle Winterspaziergänge durch einsame Landschaft
  • relativ leere Straßen, was besonders auf Rügen auffällt, wo es im Sommer gerade auf der Alleenstraße manchmal sehr eng wird
  • viel mehr Parkmöglichkeiten an Sehenswürdigkeiten und in Städten – auch für größere Wohnmobile
  • interessante Veranstaltungen wie schöne Weihnachtsmärkte oder Anbaden
Nachteile
  • manche Lokalitäten befinden sich ebenso wie Camping- und Stellplätze im „Winterschlaf“ und haben geschlossen
  • Öffnungszeiten von Sehenswürdigkeiten und Museen sind eventuell minimiert, manche sogar temporär ganz geschlossen
  • Umbauarbeiten werden bevorzugt in den Winter gelegt
  • Kein typisches Badewetter
  • häufiger Gasflaschentausch (bei Nutzung einer Gasheizung), was aber generell für Ausfahrten im Winter gilt
Sommer kann jeder!

Ich will einem Ostsee-Urlaub im Sommer nichts absprechen, allerdings gibt es einige Fakten, die mir dann nicht so zusagen:

  • Wenn du Pech hast, ist das Wetter schlecht. (Ja, passiert im Winter auch, aber da rechnet man damit, im Sommer will ich Sonne und Wärme haben.)
  • Die Strände sind stellenweise stark (über)bevölkert und für Hunde meistenteils verboten.
  • Hotspots – sowohl was Stell- und Campingplätze anbelangt als auch Sehenswürdigkeiten, Innenstädte, Cafés und Restaurants – sind überbelegt oder gar ausgebucht.
Ansonsten gibt es natürlich im Sommer auch zahlreiche Vorteile, die sich in erster Linie auf Badeurlaub und Temperaturen beziehen. Mediterran-warm wird die Ostsee aber auch im Hochsommer nicht.

Voraussetzungen für Camping-Urlaub ab der Ostsee

Die Voraussetzungen für einen winterlichen Aufenthalt an der Ostsee entsprechen teilweise den Allgemeingültigen für eine generelle Wohnmobiltour im Winter:

Das solltest du vorher prüfen:
  • Das Wohnmobil muss winterfest – zumindest jedoch wintertauglich – sein.
  • Du benötigst entsprechende Kleidung (je weiter östlich du kommst, umso kälter wird es.), was bedeutet, vollere Schränke an Bord.
  • Du benötigst – vor allem für die Heizung – ausreichend Gas. Sorge unterwegs rechtzeitig für Nachschub! Ein Elektroheizofen als Reserve ist ratsam, darf aber nicht überall in Betrieb genommen werden.
  • Informiere dich bereits vor der Abreise, wann wo welche Übernachtungsplätze geöffnet haben. Bedenke, im Winter wird es früher dunkel und die Platzsuche in fremder Gegend bei Dunkelheit ist alles andere als schön.
  • Unbedingt Winterreifen oder Allwetterreifen mit entsprechenden Symbolen aufziehen und für alle Fälle Schneeketten an Bord haben. Man weiß ja nie!
  • Auf ein Fahrrad verzichte ich persönlich, denn hier pfeift der Wind im Winter oft recht heftig.
  • Dafür nehme ich lieber mehr Essensvorräte mit, dann brauche ich an entlegenen Orten nicht nach einer Einkaufsmöglichkeit suchen, die vielleicht nur mit Rad erreichbar wäre.
  • Wenn du unterwegs bist, spare keinesfalls mit der Heizung. Uns waren in einem Winter, als es draußen -10° C und noch kälter war, und wir vor einer Wanderung die Heizung auf niedrigste Stufe stellten, bei unserer Rückkehr die Wasserleitungen eingefroren. Zum Glück hatten wir keinen Schaden, allerdings mussten wir die nächsten Tage mit Mineralwasser Kaffee kochen, Zähne putzen etc. beziehungsweise uns auf einem Campingplatz stationieren.

Empfehlungen für winterliches Ostseecamping

Im Folgenden möchte ich dir aus meiner eigenen, persönlichen Erfahrung heraus ein paar besonders lohnende Ziele im Winter an der Ostsee nennen. Aber ich bin sicher, du findest noch weitere, vielleicht sogar noch schönere und interessantere. Die Ziele sind übrigens in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.

Orte, Plätze, Landschaften

Boltenhagen

Großes Event: Anbaden in Boltenhagen

Im kleinen, aber hübschen, Ostseebad Boltenhagen war ich über Silvester schon mehrfach. Das sogenannte Anbaden am Neujahrstag ist hier ein richtiges Volksfest: Unzählig viele Mutige, verkleidet oder in natura, wagen den Gang in die nur wenige Grad „warme“ Ostsee. Ansonsten hat der Ort eine gute Infrastruktur, nette Cafés und Restaurants, einen weit über Weihnachten hinaus stattfindenden Weihnachtsmarkt sowie zwei Stell- und einen Campingplatz am Ortsausgang.

Lenster Strand/Grömitz

Ein wunderschöner Ort, um auf einem sehr komfortablen Wohnmobilstellplatz auch im Winter zu stehen und lange Winterspaziergänge am nahen Strand zu unternehmen. Fußläufig bist du – immer am Strand beziehungsweise auf dem Deich entlang – in etwa einer halben Stunde in Grömitz. Hier erwarten dich u.a. ein Erlebnisbad, eine Seebrücke, eine Tauchglocke zum Abtauchen in die Grömitzer Unterwasserwelt sowie zahlreiche Restaurants und andere Lokalitäten. Zum Shoppen ist Grömitz ebenfalls prima geeignet. Besonders anziehend finde ich die ortsansässigen Fischgeschäfte und Fischrestaurants.

Großenbrode

Das Ostseeheilbad Großenbrode ist vielleicht nicht der bekannteste Ort und ich möchte dort im Sommer auch nicht abgemalt sein, da ich denke, dass es aufgrund des schönen Sandstrands, der zahlreichen Wellness- und Kureinrichtungen, der guten Lokalitäten sowie der Nähe zu Fehmarn hier recht lebhaft zugehen wird. Aber im Winter hat es was. Sogar zwei Stellplätze! Wobei mir der minimalistischere direkt am Meer besser gefällt als der eher luxuriös angehauchte. Ich war schon an und um Silvester herum hier und kann nur sagen: Einige Restaurants hatten geschlossen, die Stellplätze waren gut belegt, die Einwohner entspannt und freundlich – kurz und gut, es war „urwüchsig“ und erholsam.

Heiligenhafen

Vom außerhalb der Stadt liegenden großen Wohnmobilstellplatz am Binnensee, unweit des Meeres, gelangst du sowohl zum wunderschönen, langen Strand, der im Winter beinahe ganz dir gehört, als auch zu Fuß oder per Bus direkt nach Heiligenhafen mit einer sehr schönen Altstadt.

Maasholm

Ein wunderschönes, charmantes Fischerdörfchen an der Schleimündung mit malerischen kleinen Häuschen. Fantastische Möglichkeiten für Spaziergänge und ein schöner Stellplatz direkt im Hafen mit nettem Platzwart und viel Service. An der benachbarten Imbissbude bekommst du sehr leckere Gerichte, die wir uns oft holten und gemütlich im Wohnmobil mit Blick auf die Schleimündung verspeisten. Allerdings wirkt der Ort im Winter fast wie ausgestorben, viele Gaststätten, aber auch Läden, haben eingeschränkte Öffnungszeiten oder sind gar geschlossen. Aber die Schönheit des Ortes, der Umgebung sowie die Ruhe und der Erholungswert überwiegen.

Tipp:

Nimm ein paar Lebensmittelvorräte mit, Gas gibt es am Platz.

Rerik

Wer die winterliche Einsamkeit liebt, dem gefällt es auf dem Camping- oder auch Stellplatz in Rerik besonders gut. Wir selber waren schon mehrmals dort. Zwar ist hier der „Hund begraben“, aber genau das macht es aus. Der Weg zu Fuß in den Ort mit relativ guter Infrastruktur und wunderschönem Hafen beansprucht etwa 35-45 Minuten. Verlockender jedoch sind die Strände, hier wechseln sich Naturstrand mit wunderschöner Steilküste aber auch feiner Sandstrand ab. Wir waren einmal dort, als das Thermometer teilweise bis zu -15° C die Nacht zeigte und erlebten eine zugefrorene Ostsee.

Mit Hund in Rerik

Scharbeutz

Man mag es oder man mag es nicht. Jedenfalls gibt es hier einen kilometerlangen Sandstrand, der im Winter ideal für Hundespaziergänge ist. Die angrenzende Ostsee-Therme sorgt für Wellness und Gosch – das ursprünglich aus Sylt stammende berühmte Fischrestaurant – sorgt für Gaumenfreuden. Einen gut frequentierten Stellplatz sowie einen im Winter geöffneten Campingplatz gibt es in Strandnähe. Der örtliche Weihnachtsmarkt ist klein aber schön, mit Musik, Buden, Kunsthandwerk, Essen und Trinken. Geöffnet hat er bis zum 1. Januar.

Timmendorf OT Timmendorf Strand (Insel Poel)

Bewegte See auf der Insel Poel

Die Insel Poel an sich ist sehenswert, allein schon die Überfahrt über den Damm verspricht eine interessante Naturlandschaft. Dass Poel ein beliebter Erholungsort ist, merkt man auch im Winter, aber dennoch herrschen Ruhe und Gelassenheit. Interessant sind u.a. das Naturschutzgebiet Langenwerder, der Poeler Schlosswall, die historischen Wallanlagen und die Dorfkirche von Kirchdorf sowie für mich ganz besonders Timmendorf Strand mit dem Wahrzeichen der Insel, dem Leuchtturm, sowie einem Stellplatz, der jedoch bei Nässe ziemlich matschig ist. Er liegt unmittelbar in der Nähe des kleinen, schönen Hafens, des Leuchtturms sowie zweier unterschiedlicher, langer Strände. Zudem findest du in Timmendorf Strand die so typischen kleinen, schmucken, teils reetgedeckten Häuschen nebst etlichen Restaurants und Cafés.

Travemünde

Travemünde ist einer meiner Lieblingsaufenthaltsorte im Winter. Mittlerweile gibt es zwei Stellplätze: einer unten im Ort und einer außerhalb auf dem Kowitzberg. Gerade an der Steilküste in der Nähe des Stellplatzes Kovitzberg lässt es sich fantastisch spazieren gehen. Selbst im Winter ist dort – besonders bei klirrender Kälte und strahlend blauem Himmel – jedoch einiges los.

Die Einkehr ins Erlebniscafé Hermannshöhe ist dabei ein Muss. Hier sitzen wir immer wieder gerne draußen, selbst bei Minusgraden, genießen – in Decken eingemummelt – einen Pharisäer oder ähnliches und blicken auf die großen Schiffe, die hier von der offenen Ostsee in die Travemündung ein- und ausfahren. Unten im Ort kannst du shoppen, leckere Fischbrötchen und andere Fischspezialitäten essen, am Sandstrand oder unterhalb der Klippen am Naturstrand spazieren gehen oder nach Priwall übersetzen, um die Viermastbark Passat – heute ein Museumsschiff – zu bestaunen.

Steilküste bei Travemünde

Spezielle Sehenswürdigkeiten

Laboe

Das Marine-Ehrenmal und das als Museum umfunktionierte Unterseeboot U 995 befindet sich in der Kieler Bucht in Laboe. Achtung: Im Winter gibt es eingeschränkte Öffnungszeiten. Einen Stellplatz findest du oberhalb des Marine-Ehrenmals.

Peenemünde/Usedom

Besonderes Interesse erweckt bei mir der Hafenbereich, wo es auch einen Stellplatz gibt. Hier befinden sich das Museumsschiff Hans Beimler, das Maritim-Museum Hohenwarthe mit dem sowjetischen U-Boot U 461 und nebenan die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, Geburtsstätte der Raumfahrt.

Inseln/Halbinseln

Fehmarn

Über die Fehmarnsundbrücke gelangst du von der Gemeinde Großenbrode aus direkt auf die Insel Fehmarn. Wenn du magst, kannst du von dort aus mit der großen Fähre noch nach Dänemark übersetzen. Aber Achtung: Bei Sturm – und der wütet im Winter häufiger – kann die Brücke für LKWs und Wohnmobile gesperrt werden. Fehmarn selber ist eine schöne Insel mit schönen Stränden. Besuchen solltest du, wenn du gerne große Schiffe siehst, unbedingt den großen Hafen Puttgarden. Ich persönlich mag besonders Burg mit seinem schönen Ortskern und dem idyllischen Fischerhafen, wo das U-Boot-Museum und ein begehbares U-Boot liegen. Hier auf dem Parkplatz darfst du sogar übernachten. Ansonsten musst du nachschauen, welche Campingplätze im Winter geöffnet haben. Ich weiß von zweien östlich der Brücke: einer im Fehmarnsund und einer am Wulfener Hals. Beide im Winter einsam, aber goldrichtig.

Fischland-Darß-Zingst

Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist im Sommer von Tourismus überlagert, im Winter findest du jedoch Ruhe und Erholung pur. Sie liegt zwischen Bodden und Ostsee, gegenüber Dänemark. Nicht nur die verschiedenen Strände, auch die unverwechselbare Natur laden zu Winterwanderungen ein. Vielerorts gibt es bildhübsche Kapitänshäuser sowie Fischer- und Matrosenkaten zu bestaunen. Interessant sind auch das Deutsche Bernsteinmuseum und das Freilichtmuseum Klockenhagen mit einer Bocksmühle. Besonders malerisch – im wahrsten Sinne des Wortes – ist die Künstlerkolonie in Ahrenshoop. Wohnmobilstellplätze und Campingplätze gibt es einige, auch solche, die im Winter geöffnet haben. Sie sind sowohl von der Lage als auch von der Ausstattung und vom Service unterschiedlich.

Stürmische Ostsee: Im Winter typisch

Rügen

Die beliebte Ostseeinsel Rügen ist ein wahrer Touristenmagnet mit zahlreichen Naturschönheiten, aber auch anderen Sehenswürdigkeiten. Ein Muss sind der Nationalpark Jasmund mit imposanten Kreidefelsen, der Königsstuhl, die Alten Buchenwälder und das Kap Arkona mit der Ruine Jaromarsburg aus dem 9. Jahrhundert (leider nur noch von außen zu besichtigen) sowie dem Militärmuseum im Marineführungsbunker.
Aber auch Prora mit dem 4,7 km langen, aus DDR-Zeiten stammenden „Koloss von Rügen“, das Jagdschloss Granitz, die Feuersteinfelder oder die Seebrücken in Binz und Sellin solltest du dir nicht entgehen lassen. Eine Fahrt mit dem „Rasenden Roland“, einer nostalgischen dampfbetriebenen Schmalspurbahn, ist auch im Winter ein schönes Erlebnis.

An der sonst so vielbesuchten Schaabe, einer beinahe 12 km langen Nehrung mit vorgelagertem Wäldchen, kannst du kilometerweit über den naturbelassenen, feinen Sandstrand – mit oder ohne Hund – spazieren gehen. Bei all dem punktet in erster Linie die Tatsache, dass lange Schlangen vor Kassen oder Massenanstürme an beliebten Orten ausbleiben. Und auch die wunderschöne Alleenstraße kann gefahrloser befahren werden. Stell- und Campingplätze gibt es auf der Insel viele, leider haben in den Wintermonaten jedoch nicht alle geöffnet. Kap Arkona, das Jagdschloss Granitz sowie die Stubbenkammer bieten für uns jedoch Parkplätze.

Kreidefelsen auf Rügen

Usedom

Usedom, eine Insel in der Pommerschen Bucht, gehört zu einem kleinen Teil zu Polen, größtenteils jedoch zu Deutschland. Hier können die Winter recht kalt und oft auch weiß sein, was aber seinen ganz besonderen Reiz bei Strandspaziergängen hat. Dann nämlich sind die im Sommer stark frequentierten Strände so gut wie leer und Hundebesitzer können sich mit ihren Vierbeinern besonders freuen, denn der Leinenzwang ist im Winter aufgehoben.

Ein besonderes Event erwartet dich alljährlich in zahlreichen Orten in Form des Eisbadens: Hartgesottene, Kälteresistente stürzen sich – meist lustig kostümiert oder spärlich bekleidet – unter dem Jubel zahlreicher Schaulustiger in die oft nur knapp über 0° C kalte Ostsee. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Bäderarchitektur entlang der fast 6 km langen Strandpromenade von Bansin bis Ahlbeck, die Schmetterlingsfarm Trassenheide, der Tierpark Wolgast oder die idyllischen Dörfchen im Hinterland mit reetgedeckten Häusern, Herrenhäusern und Windmühlen.

In den mondänen Kaiserbädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin, aber auch in Zinnowitz kannst du em>„übers Meer laufen“, zumindest ein Stück, nämlich auf den Seebrücken. Besonders empfehlenswert ist der Besuch des sogenannten „Polenmarktes“ – offiziell Grenzmarkt – in Świnoujście/Swinemünde, den du in nur 900 m Fußmarsch vom Grenzparkplatz Ahlbeck aus erreichst. Übrigens gibt es auf Usedom einige – leider nicht alle im Winter geöffnete – Stellplätze und Campingplätze.

Größere Orte/Städte

Kiel

Die Hafenstadt Kiel liegt in der Kieler Förde und ist End- beziehungsweise Ausgangspunkt der weltweit meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße – des Nord-Ostsee-Kanals. Die quirlige Stadt hält auch im Winter zwei Stellplätze sowie viel Abwechslung bereit. So kannst du beispielsweise auf der Holtenauer Straße auf etwa 1,5 km Länge in rund 150 Geschäften shoppen oder in den zahlreichen Cafés, Bars und Restaurants schlemmen.
Wer Sightseeing bevorzugt, widmet sich dem ältesten Gebäude Kiels, der Nikolaikirche, oder dem Rathaus, dessen 107 m hoher Glockenturm dem des Markusdoms in Venedig nachempfunden wurde. Oder wie wäre es mit dem Computer- oder Schifffahrtsmuseum? Es gibt insgesamt sehr viel zu sehen. Eine Übernachtungsmöglichkeit findest du unter anderem im Hafenbereich, mit Blick auf große Schiffe und in die Schleusen Kiel-Holtenau.

Lübeck

Lübeck, einst Hauptstadt der Hanse, ist aufgrund der ausgeprägten Backsteingotik, vor allem jedoch wegen des weltberühmten Holstentors (1478) und des historischen Cafés Niederegger, wo man das weltweit bekannte Lübecker Marzipan erhält, bekannt. Die historische Altstadt, wie eine Insel von Wasser umgeben, ist eine einzige Sehenswürdigkeit. Hier kannst du nicht nur im Buddenbrookhaus auf den Spuren der berühmten Familie Mann wandeln. Der Museumshafen, das zum Museum gewordene Hanseschiff „Lisa von Lübeck“, die wie Lebkuchenhäuser erscheinenden Salzspeicherhäuser, der Dom, das Elternhaus unseres einstigen Bundeskanzlers Willy Brandt – heute Museum –, die durch Marlene Dietrich berühmt gewordene Kneipe „Blauer Engel“, das und noch viel mehr gilt es zu besuchen. Zum Shoppen geht „man“ in die Höxstraße. Einen großen Stellplatz – allerdings im Winter ohne Ver- und Entsorgung – gibt es auch.

Stadtansicht Lübeck (im Sommer)

Stralsund

Die Hansestadt Stralsund liegt am Strelasund, unmittelbar an der Rügenbrücke, in deren Nähe sich auch ein von mir favorisierter Stellplatz mit angrenzendem Wohnmobilhändler befindet. Stralsund besitzt eine wunderschöne Altstadt mit typischen hanseatischen Kaufmannshäusern, kleinen Katen, zahlreichen Kirchen, malerischen Gassen und dem wunderschönen Alten Markt. Besuchen solltest du unbedingt das Deutsche Meeresmuseum sowie die Gorch Fock, beide im Hafenbereich, der an sich schon sehenswert ist.

Blick auf Stralsund vom Hafen aus

Wismar


Die Hansestadt Wismar ist geprägt von typischer Backsteingotik. Ein Muss ist der quadratische (100 m x 100 m) große Marktplatz mit der kunstvollen, reich verzierten „Wasserkunst“ (von 1602 bis 1897 zentrales Wasserreservoir), dem Bürgerhaus „Alter Schwede“ sowie weiteren historischen Gebäuden. Am Westhafen, unweit des Wohnmobilstellplatzes, lag bei meinem letzten Winterbesuch 2019 die „Global Dream“, das weltgrößte Passagierschiff, in der Werft. Fertiggestellt sein soll sie 2025. Wer es also noch sehen möchte…

Fazit

Wem die Ostsee im Sommer zu voll ist oder wer ohnehin auf warmes Meer verzichten kann, findet zwischen Flensburg und Usedom zahlreiche schöne Stellplätze, herrliche Strände oder (mehr oder weniger) bekannte Sehenswürdigkeiten. Achte nur darauf, dich im Vorfeld deiner Reise über Öffnungszeiten oder Infrastruktur vor Ort zu informieren – nicht alle Camping- und Stellplätze oder Restaurants haben im Winter die gleichen Öffnungszeiten wie unter der Saison.

FAQ

Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Wintercamping an der Ostsee: Mit dem Wohnmobil im Winter an die deutsche Ostseeküste'

Wo ist es an der Ostsee im Winter am schönsten?

Die Ostsee lohnt sich definitiv zu jeder Jahreszeit und ist auch im Winter besonders schön. Ob Insel oder Festland dir besser gefällt, entscheidest du selbst, aber die Sandstrände, der Bodden oder Seebrücken sind bei Sonne, Schnee oder Wind ein echtes Erlebnis. Auf dem Fischland-Darß oder auf Rügen ist der Winter im Wohnmobil immer schön.

Haben Restaurants an der Ostsee im Winter geöffnet?

Viele Restaurants, Cafés oder andere Lokale haben an der Ostsee auch im Winter geöffnet. Da es gerade rund um Weihnachten reichlich Tourismus gibt, musst du ihm Wohnmobil nicht immer selbst kochen, sondern kannst auch einmal Essen gehen. Informiere dich trotzdem vorher und regelmäßig über Öffnungszeiten und Winterschließzeiten, denn einige Eigentümer schließen für mehrere Tage oder Wochen.

Haben im Winter Campingplätze an der Ostsee geöffnet?

Viele Campingplätze und Stellplätze an der Ostsee sind auch im Winter zugänglich. Schau vorab immer, ob dein gewünschter Campingplatz wirklich offen ist und ob du vorbuchen musst.

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