Entsorgung vom Grauwasser

Tipps zur Ver- und Entsorgung in Frankreich

Frankreich, das Traumland vieler Wohnmobilisten: Zum einen ist es eines der wohnmobilfreundlichsten Länder überhaupt, zum anderen unwahrscheinlich abwechslungsreich. Gigantische Berge, zwei unterschiedliche Meere, wilde Natur aber auch weltoffene Metropolen, all das findet man hier. Hinzu kommt ein engmaschiges Netz an Stell- und Campingplätzen sowie an Ver- und Entsorgungsstationen.
Mit dem Wohnmobil reisen kommt auch hier der absoluten Freiheit ziemlich nah: Kaum Verpflichtungen und dank der offenen Grenzen die Möglichkeit, überall hinreisen zu können, wo man möchte. Trotzdem ist man nicht von allen Verpflichtungen entbunden, denn auch das Wohnmobil fordert seine Bedürfnisse ein: Es will ver- und entsorgt werden. Und das ist für Frankreich-Neulinge nicht immer ganz so einfach, obwohl hier eines der größten und dichtesten Ent- und Versorgungsnetze zu finden ist. Denn bedauerlicherweise gilt immer noch: Vereintes Europa, aber leider keine vereinten Ver- und Entsorgungsstationen.

Im Folgenden widmen wir uns den 4 W-Fragen bezüglich Frankreichs:
  • Was bedeutet ver- und entsorgen?
  • Wo kann man ver- und entsorgen?
  • Wie sehen Ver- und Entsorgungsstationen aus und wie funktionieren sie?
  • Wie viel kostet es?
Zum Abschluss gibt es noch ein paar zusammenfassende Tipps und Infos, um die französischen Sani-Stationen besser verstehen zu lernen und bedienen zu können.

Was bedeutet ver- und entsorgen?

Entsorgungsstation

Zu jedem Wohnmobil gehören neben einem Kraftstofftank noch weitere Tanks, nämlich mindestens einer für Frischwasser, einer fürs Abwasser – auch Grauwasser genannt – sowie einer für die Fäkalien.

Vom Frischwassertank aus werden die Dusche, die Waschbecken in Küche und Bad sowie die Toilettenspülung aber auch der Warmwasserboiler versorgt. Im Grauwassertank sammeln sich schließlich alle gebrauchten Wasserreste aus zuvor beschriebenen Quellen. Der Fäkalientank, auch Schwarzwassertank genannt, sammelt Urin und Kot sowie das Toilettenspülwasser. Bei den meisten geschieht das in einem kleineren Tank unterhalb der Toilette, der per Hand ausgeleert wird.

Ver- und Entsorgung, gerne auch als V&E oder VE abgekürzt sowie als Sani-Station bezeichnet, bedeutet demnach nicht nur, dass das Wohnmobil mit dem passenden Kraftstoff aufgetankt wird, sondern auch, dass Frischwasser aufgefüllt und Grauwasser abgelassen werden müssen. Zudem ist es notwendig, regelmäßig die Kassetten-Toilette oder den Fäkalientank zu leeren. Manchmal ist es außerdem wichtig, dem Wohnmobil ein wenig mit dem Aufladen der Batterie über Landstrom behilflich zu sein. Bleibt natürlich noch die regelmäßige Müllentsorgung.

Für alles gibt es auch in Frankreich spezielle Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten, die sich manchmal nur geringfügig von den unseren unterscheiden. Aber eben nur manchmal…

Entleeren des Fäkalientanks

Wo kann man ver- und entsorgen?

Üblicherweise muss man auch nicht lange suchen, denn in den meisten Fällen steht bereits am Ortseingang ein Hinweis. Es ist das gleiche Zeichen wie bei uns: viereckiges Schild mit weißem Untergrund und blauem Rahmen, worauf das Piktogramm eines Wohnmobils zu sehen ist, von dessen Unterseite aus ein Pfeil nach unten zu einem Ablass zeigt.

Tipp: Liste als PDF:

Der DoldeMedien-Verlag – u.a. Herausgeber der Zeitschrift „Reisemobil International“ sowie des „Bordatlas“ – bietet eine Liste als PDF-Datei zum kostenlosen Downloaden, wo nahezu alle Stationen Deutschlands und Europas nach Postleitzahlen sortiert zu finden sind. Anzusehen unter folgendem Link: Download

Wie sehen Ver- und Entsorgungsstationen aus und wie funktionieren sie?

Aire de Service pour Camping-Cars

Wie bereits erwähnt, sind weder innerhalb Europas noch innerhalb eines Landes die Ver- und Entsorgungsstationen gleich. Das macht die Handhabung – besonders für Neulinge – nicht gerade einfacher. Speziell in Frankreich lässt die Qualität beinahe alles zu, auch wenn es sich im Laufe der letzten Jahre enorm verbessert hat. Dennoch findet man weiterhin Plätze mit einem einfachen Loch im Boden, das gleichzeitig für Fäkalien und Grauwasser ist, sowie mit einem Wasseranschluss an einem normalen Holzpfosten, wo ein Schlauch hängt, mit dem die Franzosen sowohl ihren Frischwassertank auffüllen als auch die Toiletten-Kassette ausspülen.

Es existieren sogar mittelalterlich anmutende Anlagen, wo man sein Wasser mittels einer Handpumpe selber pumpen muss. Eines ist jedoch sicher: Die Wasserqualität ist fast nirgendwo so gut wie in Frankreich, wo zahlreiche Quellen die Haushalte und die V&E-Anlagen speisen.

Natürlich gibt es auch „normale“ sowie sehr luxuriöse Sani-Stationen. Die gängigsten sind das weiße oder auch silberfarbene „Euro Relais", die blaue „Flot bleu“ oder die oft ebenfalls silberfarbene „Aire Service", wobei „Aire Service" generell auch darauf hinweist, dass sich hier eine V&E-Station befindet.

Bezahlung mit Jetons

Station Sanitaire

Bei diesen Stationen muss man häufig fürs Frischwasser mit speziellen Jetons – also Chips – bezahlen, die man als Deutscher in der Regel nicht hat, da wir ja eher 1-Euro- und 50-Cent-Münzen sammelt. Zum Leidwesen aller Frankreich-Fans sind diese Jetons noch nicht einmal einheitlich, so dass in eine „Flot bleu“ kein Jeton vom „Euro Relais" passt und umgekehrt.

Jetons gibt es meistens in den Bar-Tabac – eine Art Bar mit Lottoannahme, Rauchwaren, Zeitschriften etc. –, im Touristenbüro (L'Office de Tourisme, kurz OTSI), das auch fast jeder Ort hat, oder in einem der örtlichen Geschäfte. Häufig stehen die Verkaufsstellen auch an der Sani-Station angeschrieben.

Neuere, größere Plätze bieten eine zusätzliche Säule an, wo man – meist bezahlbar mit Karte – Jetons kaufen kann. So gesehen bereits schon vor vielen Jahren in Moulins in der Auvergne oder am Mittelmeer in Saint-Pierre-la-mer in Fleury d'Aude. Immer mehr wird jedoch auch dazu übergegangen, dass nur mit Kreditkarte bezahlt werden kann. Normale Euro-Karten werden nicht immer akzeptiert.

Klingt für Außenstehende und Neulinge sicherlich fürchterlich kompliziert, ist es aber nicht. Man muss sich nur mit dem System vertraut machen.

So funktionieren V&E-Stationen in Frankreich

An den jeweiligen V&E-Stationen können in der Regel zwei Wohnmobile gleichzeitig ver- und entsorgen – auch wenn es dabei eng wird, denn es sind zwei Wasserhähne, zwei Ablässe mit Klappdeckel, zwei Steckdosen (nicht immer vorhanden) und eine lange Rinne für den Grauwasserablass vorhanden.

Frischwasserentnahme

Wer an den französischen Wasserhähnen Frischwasser entnehmen möchte, muss mit Komplikationen rechnen, wenn er nicht vorbereitet ist, denn die Wasseranschlüsse sind verschieden oder sogar ohne Gewinde. Sollte kein Schlauch am Wasserhahn vorhanden sein oder will man lieber seinen eigenen nehmen – was sinnvoll ist –, ist es von Vorteil, wenn man verschiedene Adapteranschlüsse an Bord hat. Diese erhält man daheim im Baumarkt.

Wassersäulen ohne Wasserhahn sind ebenfalls keine Seltenheit. Hier muss ein Kupplungsadapter her, der mit der Gardena-Kupplung am Schlauch verbunden werden muss. Erst dann kann man das Ganze einstecken und das Wasser fließt. Im Prinzip eine sehr hygienische Sache, denn man muss weder irgendeinen Hahn noch einen Knopf berühren. Um den Füllvorgang zu beenden wird die Schlauchkupplung einfach wieder abgezogen. Dieses System impliziert, dass keiner auf die Idee kommen kann, hier seine Kassette einfach so zu reinigen.

Trinkwasser erkennen:Wo „l’eau non-portable“ steht, sollte das Wasser nicht zum Trinken genommen werden. Trinkwasser ist mit „L’eau portable“ ausgeschildert.

Trinkwasser Kein Trinkwasser
l’eau non-portable L’eau portable

Trinkwasser = L’eau portable

Kein Trinkwasser = l’eau non-portable

Strom & Steckdosen

CCE Stecker und Adapter

Auch die Sache mit dem Strom ist nicht immer einfach. Zunächst einmal: Es gibt nicht an jedem Stellplatz Strom, auch nicht an allen Ver- und Entsorgungsstationen. Wenn an den einzelnen Relais Steckdosen sein sollten, dann höchstens eine oder zwei.

Falls Strom vorhanden ist und man sein Wohnmobil anschließen möchte, funktioniert das in den meisten Fällen mit dem gleichen CEE-Stecker wie daheim. Manchmal jedoch gibt es noch Steckdosen des Typs E oder C. Im Prinzip passen unsere deutschen Stecker mit diesen französischen Steckdosen zusammen, wenn da nicht zu den beiden runden Löchern noch zusätzlich ein hervorstehender Stift wäre. Also unbedingt darauf achten, dass der deutsche Schukostecker ein Typ-F-Stecker mit Loch ist. Dann passt es!

Wie viel kostet V&E in Frankreich?

Auch hier kann man nicht generalisieren, man kann jedoch ungefähre Kosten nennen. Zunächst einmal sind immer noch etliche Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten kostenlos. Wenn ein Stellplatz Geld für die Übernachtung nimmt, sind auch hierbei V&E frei. Lediglich diejenigen, die den Platz nur zum Ver- und Entsorgen anfahren, müssen bezahlen. Dazu können sie im Regelfall eine Stunde bleiben und zahlen bis zu 4 €.
Sollte dennoch ein Preis für die V&E erhoben werden, ist dieser als moderat zu bezeichnen.

Bezahlt wird entweder mit Bargeld, häufiger jedoch mit Jetons und verstärkt mit Kreditkarte. Dass beides extra abgerechnet wird – Übernachtung sowie V&E – kommt sehr selten vor. Es gibt natürlich auch noch einige andere Varianten. So befindet sich beispielsweise in der Auvergne in St-Pourçain-sur-Sioule ein wunderschöner, kostenloser Stellplatz, der jedoch für Ver- und Entsorgung 5 € berechnet, wobei dies ein Einheitspreis ist, und somit auch fürs reine Entleeren und Säubern der Toiletten-Kassette gilt. Strom wird hier mit Münzen bezahlt. Unterm Strich steht man dort jedoch immer noch billiger als an beinahe jedem Stellplatz in Deutschland.

Auf Campingplätzen sind die Kosten für V&E im Übernachtungspreis enthalten. Strom wird jedoch häufig extra berechnet. Das gilt auch für viele Stellplätze, wobei es durchaus einige gibt, wo auch der Strom kostenlos ist.

Konkret bedeutet das:
  • 100 l Wasser kosten, wenn überhaupt, zwischen 1 € - 3 €.
  • Der Strompreis ist sehr unterschiedlich, wobei es Abrechnungen nach Verbrauch oder auch Tages- und Stundentarife gibt.
  • Entsorgung kostet in der Regel nichts.
  • Jetons gibt es für 1 € bis 3 €, je nachdem für welche Sani-Station sie sind.

Eine Art Ausnahme bilden die Plätze des Betreibersystems „Camping-Car-Park“. Hier muss man eine einmalige Gebühr von 4 € bezahlen, um eine Art Mitgliedsausweis in Form einer Scheckkarte zu bekommen. Diesen „Pass’Étapes“ kann man beliebig aufladen und in ganz Frankreich an den entsprechenden schönen Stellplätzen „abarbeiten“. Wobei die Stellplatzkosten im Schnitt bei bis zu 10 € liegen, Ver- sowie Entsorgung an den meist sehr modernen Anlagen ebenso wie WLAN und nicht selten Strom eingeschlossen.

Was man unbedingt wissen sollte – Tipps & Tricks

Ver- und Entsorgung in Frankreich: Ein Überblick:
  • Vorm Ver- und Entsorgen sich immer genau am Platz orientieren, was wo hingehört, um Verwechslungen bezüglich Abflüsse, Schläuche, Wasser etc. zu vermeiden.
  • Instruktionen gibt es an modernen Stationen am Display auch auf Deutsch.
  • Keine Angst, sollte man mal was nicht verstehen: Franzosen – speziell die französischen Wohnmobilisten – sind sehr hilfsbereit.
  • Eine Kreditkarte ist ein Muss, denn manchmal bekommt man selbst Frischwasser für 1 € nur mit dieser Karte.
  • Jetons gibt es in der Bar-Tabac, im Office du Tourisme, in Bäckereien oder anderen Läden vor Ort; manchmal steht an der Versorgungsstation angeschrieben, wo sie erhältlich sind.
  • Nicht jeder Jeton passt in jedes Relais. Daher: Wer länger oder öfters in Frankreich ist, sollte sich von jeder Sorte Jetons für den Fall aller Fälle 2-3 Stück als Reserve holen.
  • Strom gibt es nicht an jeder V&E und auch nicht an allen Stellplätzen.Punkt1
  • Für die Stromentnahme einen deutschen Stecker des Typs F mit Loch mitnehmen.
  • Zur Frischwasserentnahme unbedingt einen Satz verschiedener Adapteranschlüsse sowie einen Kupplungsadapter, der mit der Gardena-Kupplung am Schlauch verbunden werden kann, bereits in Deutschland kaufen und an Bord haben.
  • Empfehlenswert ist die Mitnahme eines eigenen Schlauchs, schon alleine aus hygienischen Gründen (Gilt für alle Länder, auch Deutschland!)
  • Für Situationen, wo man nicht direkt an die Versorgungsstation ranfahren kann, empfiehlt sich die Mitnahme einer Gießkanne oder eines Wasserkanisters (platzsparend sind die zusammenfaltbaren) mit Einfüllstutzen.
  • Generell kann man das Frischwasser in Frankreich ohne Bedenken trinken, da es vielerorts direkt aus einer Quelle kommen.

Fazit

In diesem Sinne möchten wir noch einmal betonen, wie wohnmobilfreundlich Frankreich ist, da es uns ein engmaschiges Netz an Ver- und Entsorgungsstationen beschert. Wer sein Wohnmobil einmal kennt und weiß, welche unterschiedlichen Optionen es für die V&E gibt, wird hier schnell durch den “Dschungel” blicken. Da die Kosten meist gering sind, können Sie sich Zeit lassen, alles genau zu inspizieren.

FAQ

Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Tipps zur Ver- und Entsorgung in Frankreich'

Wo kann ich mein Abwasser vom Wohnmobil entsorgen?

Die Ver- und Entsorgung ist an speziellen V&E-Stationen, beispielsweise auf Campingplätzen, auf Stell- oder sogar Parkplätzen möglich. Frankreich hat ein umfassendes Netz an V&E-Stationen.

Wie viel kostet die Ver- und Entsorgung?

Wasser ist günstig oder sogar kostenlos. Strom kostet etwa 5 Euro, allerdings ist nicht an allen V&E-Stationen eine Ladesäule vorhanden.

Wie bezahlt man die Ver- und Entsorgung in Frankreich?

Üblich ist an V&E-Stationen die Bezahlung mit Jetons (Achtung: unterschiedliche Anbieter haben unterschiedliche Jetons!), teilweise aber auch einfach per Kreditkarte. Münzeinwurf ist eher selten.

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