Kastenwagen im Regen

Fahrsicherheitstraining mit dem Wohnmobil

Immer mehr Wohnmobile sind auf unseren Straßen unterwegs – darunter zahlreiche Fahrer, die als unerfahrene Neulinge gelten. Dass für sie ein Wohnmobil-Fahrsicherheitstraining sinnvoll ist, steht wohl außer Frage. Aber, so fragen sich viele „alte Wohnmobil-Hasen“, ist ein solches Training auch sinnvoll, wenn man bereits mehrere Jahre mit dem Wohnmobil unterwegs ist? Was ein Wohnmobil-Training beinhaltet, welche Voraussetzungen du dafür erfüllen musst und ob es für dich lohnt, erklären wir dir hier.

Wozu ein Wohnmobil-Fahrsicherheitstraining?

Unfälle vermeiden: Sicher fahren

Hauptsächlich dient ein derartiger Kurs dazu, dass der Lenker eines Wohnmobils ein besseres Gespür für sein Fahrzeug erhält, lernt, sich in bestimmten – manchmal gefährlichen – Situationen richtig zu verhalten und somit sicherer für sich und die anderen Verkehrsteilnehmer unterwegs ist.

Auch unsere Autorin fährt seit beinahe 40 Jahren – unfallfrei! – Wohnmobil und fühlt sich als sichere Fahrerin, die ihr Fahrzeug beherrscht. „Man“ weiß, wie man sich in der ein oder anderen heiklen Situation verhalten sollte. Ob man jedoch wirklich richtig reagiert, wenn plötzlich ein Kind vors Fahrzeug läuft, wenn die Fahrbahn glatt ist oder dich der Seitenwind packt, das weiß man nie genau. Theorie ist eben nicht Praxis, brenzlige Situationen nicht planbar. Bei einem Fahrsicherheitstraining jedoch werden derartige Situationen durchgespielt und du kannst ausprobieren, üben und lernen!

Zusammenfassung:

Ein Wohnmobil-Fahrsicherheitstraining bringt Wohnmobil und Fahrer näher zusammen. Der Fahrer lernt sein Fahrzeug besser kennen, einzuschätzen und zu beherrschen, sodass er im Ernstfall – hoffentlich – Schlimmeres verhindern kann.

Ist ein Wohnmobil-Fahrtraining sinnvoll?

Der ADAC und andere Fachleute beantworten diese Frage mit einem klaren ”Ja”. Nicht, weil sie damit Geld verdienen möchten, sondern, weil es im immer dichter werdenden Verkehr immer wichtiger wird, sicher unterwegs zu sein. Dabei geht es um die eigene Sicherheit, aber auch um die der anderen.

Normalerweise stellt eine Urlaubsreise so gut wie nie Problem bezüglich der Sicherheit dar, aber wie leicht kann es dennoch einmal zu brenzligen Situationen kommen. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit hier bei nur 1-2 Prozent liegt, ist es dennoch besonders wichtig, dass man sein Fahrzeug auch in Notsituationen beherrscht.

Erhöhte Position verändert das Fahren

Viele von uns können riskante Situationen mit dem PKW hervorragend meistern, schließlich gibt es an Bord ja auch helfende Assistenzsysteme wie den Side-Assist oder das ESP. Zahlreiche der neueren Wohnmobile besitzen ebenfalls Assistenzsysteme, aber auch diese müssen gekonnt genutzt werden. Und überhaupt reagiert ein Wohnmobil komplett anders als ein PKW.

Wer schon einmal ein Wohnmobil gesehen hat, das in einen Unfall verwickelt war, der weiß, dass viele Fahrzeuge beinahe so stabil wie ein Joghurtbecher sind. Ich will niemandem Angst machen, aber wer sein Auto beherrscht, gerät viel, viel seltener in derartige Situationen, einem total demolierten Wohnmobil entsteigen zu müssen. Fahrfehler können fatale Folgen haben – beim Wohnmobil schlimmere als beim PKW.

Unterschiede beim Fahren zwischen Wohnmobil und PKW

Das Fahrverhalten von PKW und Wohnmobil ist in manchen Situationen grundverschieden.

Daher ist es wichtig, folgende Dinge zu wissen:
  • Ein Wohnmobil hat einen anderen, hohen Schwerpunkt und schaukelt sich daher bei abrupten Brems- und Lenkmanövern schnell auf, bricht unkontrolliert aus und kippt schlimmstenfalls um.
  • Der Bremsweg eines Wohnmobils ist länger.
  • Die Sitzposition in einem Wohnmobil ist eine andere, sodass man mehr Tote Winkel hat. Allein die Tatsache, dass man nach hinten heraus und manchmal sogar auf der Beifahrerseite mangels Fensters nichts sieht, schränkt den Blickwinkel enorm ein.
  • Das Ausweichen an einem plötzlichen Stauende ist schwieriger, weil sich das Wohnmobil nicht so schnell abbremsen lässt, und gefährlicher, weil man mit dem Wohnmobil oft zwischen LKWs eingekeilt ist.
  • Das Fahrverhalten eines Wohnmobils ist bei Schnee und Eis ein anderes. Ein besonders großes Problem besteht darin: Gerät das schwere Fahrzeug einmal ins Rutschen, so ist es extrem schwierig, es wieder in die richtige Spur zu bringen.
  • Wohnmobile – besonders Alkovenfahrzeuge – sind wesentlich windanfälliger. Das gilt besonders auf Brücken und beim Überholen von LKWs.
  • Das Fahrverhalten bei Aquaplaning oder Spurrillen ist ein ganz anderes. Man kann sagen: „Es schaukelt wie ein Schiff.“
  • Die besonderen Dimensionen – Höhe, Breite, Länge und Gewicht – stellen besondere Anforderungen an den Fahrer. Das bezieht sich nicht nur aufs Parken, sondern auch aufs Fahren von Kurven und Kehren, Fahren an Engstellen wie Baustellen etc.

Wer veranstaltet wo Wohnmobil-Fahrsicherheitstrainings?

Unterschiedliche Automobilclubs – allen voran der ADAC und der ACE (Autoclub Europa) – bieten Fahrsicherheitstrainings für Wohnmobilfahrer an. Weitere Veranstalter sind die Deutsche Verkehrswacht und mancherorts der TÜV. Immer häufiger findet man auch Angebote von Wohnmobilherstellern, aber auch von Versicherungsgesellschaften, vor.

Dabei richten sich die Offerten an Interessenten unterschiedlichster Fahrerfahrungen. So gibt es Kurse für Neulinge, für erfahrene Wohnmobilfahrer und sogar spezielle Fahrsicherheitstrainings für Frauen.
Die Schulungen finden an unterschiedlichen Standorten in Deutschland statt. Alle unterliegen jedoch den Normen des DVR – des Deutschen Verkehrssicherheitsrats – und dürfen nur auf speziell dafür angelegten Fahrsicherheitsgeländen durchgeführt werden. Auch die Kursleiter unterliegen den Vorgaben des DVR, von dem sie beurkundet werden.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Um ein Wohnmobil-Fahrsicherheitstraining absolvieren zu können, bedarf es lediglich einer gültigen Fahrerlaubnis, die dich berechtigt, ein entsprechendes Wohnmobil zu fahren. Achte unbedingt darauf, ob du das angebotene Wohnmobil – falls du nicht dein eigenes mitbringst –bezüglich des zulässigen Gesamtgewichts auch fahren darfst.

Bei den meisten Angeboten werden keine bestimmten Vorkenntnisse erwartet. Es ist jedoch ratsam, vor der Anmeldung abzuklären, ob du dein eigenes Fahrzeug mitbringen musst beziehungsweise darfst oder ob du eines gestellt bekommst. Idealerweise durchläufst du das Training auf deinem eigenen Wohnmobil, wenn du eines besitzt. Wer Wohnmobil-Mieter ist, muss entweder abklären, ob er mit dem gemieteten Teil anreist oder aber möglichst ein ähnliches Fahrzeug zur Verfügung gestellt bekommt.

Kurzfassung:

Wichtigste Voraussetzung ist eine für dieses Fahrzeug gültige Fahrerlaubnis. Manche Angebote verlangen das Mitbringen des eigenen Wohnmobils.

Was steht auf dem Lehrplan eines Wohnmobil-Fahrsicherheitstrainings?

Grob gesprochen, bringen Kursleiter den Teilnehmern in Theorie und Praxis den richtigen Umgang mit dem Wohnmobil bei. Der detaillierte Inhalt variiert je nach Anbieter, dennoch sind die wichtigsten Themen überall gleich. In erster Linie geht es darum, das Fahrzeug sicher zu beherrschen – auch in Notsituationen. Idealerweise geht der Veranstalter zusätzlich auf die Wünsche und Probleme der Teilnehmer ein.

Generelle Programmpunkte sind:
  • Richtige Sitzposition sowie richtige Einstellung der Spiegel und korrekte Lenkradhaltung
  • Maßnahmen vor Fahrtantritt (Überprüfung des Fahrzeuges etc.)
  • Vorausschauendes Fahren und rechtzeitiges Erkennen von Gefahren
  • Richtige Einschätzung der Wohnmobil-Abmessungen
  • Richtiges Bremsen auf unterschiedlichem Untergrund, bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen, bei verschiedenen Geschwindigkeiten und in einer Kurve sowie Üben einer Vollbremsung
  • Sicheres Durchfahren von Kurven
  • Gekonntes Ausweichen
  • Rangieren
  • Rückwärtsfahren
  • Slalom fahren
  • Durchfahren von Engpässen
  • Stabilisieren des Wohnmobils
  • Fahren unter verschiedenen Witterungsverhältnissen
  • Richtiges Beladen, Sicherung der Ladung, mögliche Zuladung sowie Probleme beim Überschreiten des zulässigen Gesamtgewichts
  • Handhabung von Fahrassistenzsystemen und deren Einfluss auf das Fahr(er)verhalten
  • Fahrzeugtechnik, Fahrphysik sowie zahlreiche Tipps und Tricks

Ablauf und Gebühren

Was kostet ein Wohnmobil-Fahrsicherheitstraining?

Fahrtraining allein oder mit Beifahrer

Zunächst einmal muss angemerkt werden, dass ein derartiges Training (leider) nicht verpflichtend ist und somit selbst finanziert werden muss. Was die konkreten Kosten anbelangt, sind sie je nach Anbieter, Region und Zeitraum unterschiedlich. Man muss mit etwa 110 € bis 160 € pro Einheit rechnen. Hinzu können eventuelle Versicherungs- und Verpflegungskosten kommen.

Mit etwas Glück erhältst du einen Rabatt, beispielsweise als Mitglied beim ADAC für dessen Angebot. Aber auch Wohnmobilhersteller bieten Vergünstigungen für Fahrer ihrer Modelle oder Versicherungen für ihre Versicherungsnehmer. Ein Preisvergleich lohnt sich immer.

Mit welchem zeitlichen Rahmen ist zu rechnen?

Das Fahrsicherheitstraining wird in der Regel innerhalb eines Tages oder aber auch verteilt auf zwei Tage angeboten. Es ist von insgesamt 6-8 Stunden auszugehen.

Gruppengröße

Die Fahrsicherheits-Trainingskurse werden normalerweise in einem kleinen Rahmen von etwa 6 bis 12 Teilnehmern abgehalten, sodass jedem ausreichend Zeit zur Verfügung steht, mit dem Kursleiter individuelle Fragen und Probleme zu klären.

Es gibt Angebote, bei denen du eine zweite Person als passiven Beifahrer dazubuchen kannst. Das ist praktisch, wenn du beispielsweise immer mit der gleichen Person unterwegs bist. Der Beifahrer lernt mit und kann dich später auf Reisen unterstützen.

Kommunikation

Meist erhältst du als Teilnehmer ein Funkgerät, sodass du im praktischen Teil stets in Kontakt mit dem Kursleiter stehst, der dir Anweisungen geben kann, mithilfe dessen du aber auch Fragen an ihn richten und Rückmeldung gebenkannst.

Fazit

Ein Wohnmobil-Fahrsicherheitstraining ist keinerlei Versicherung, dass du stets unfallfrei unterwegs sein wirst, es ist jedoch ein gutes Gefühl zu wissen, wie man in brenzligen Situationen handeln sollte und dass man es auch kann. Theoretisches Wissen alleine lässt nämlich nicht immer richtig reagieren! Und mal ehrlich: Wer probiert schon auf freier Strecke, wie sein Fahrzeug bei einer Vollbremsung reagiert? Trotz Wohnmobil-Fahrsicherheitstraining gilt jedoch immer: Setze dich ausgeruht und entspannt hinters Steuer und fahre vorausschauend sowie defensiv.

FAQ

Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Fahrsicherheitstraining mit dem Wohnmobil'

Welche Voraussetzungen muss ich für ein Wohnmobil-Fahrsicherheitstraining mitbringen?

Du musst im Besitz einer für das entsprechende Fahrzeug gültigen Fahrerlaubnis sein. Achte auf die Gewichtsklasse!

Absolviere ich den Kurs mit meinem eigenen oder mit einem fremden Wohnmobil?

Das kann unterschiedlich sein. Informiere dich vorab beim Anbieter. Manchmal werden Wohnmobile für das Fahrtraining gestellt, in anderen Fällen reist du mit dem eigenen Wohnmobil an.

Warum sollte ich als erfahrener Wohnmobilfahrer ein solches Fahrsicherheitstraining durchlaufen?

Zum einen schadet es nicht, dein Wissen aufzufrischen, zum anderen erfährst du hierbei den adäquaten Umgang mit dem Wohnmobil in brenzligen Situationen, die dir so noch nie passiert sind.

Wer bietet derartige Fahrsicherheitstrainings für Wohnmobilfahrer an?

Es gibt unterschiedliche Anbieter. Dazu gehören u.a. der ADAC, der ACE, verschiedene Wohnmobilhersteller, aber auch der TÜV und Versicherungen.

Kann ich sicher sein, dass das Angebot seriös und der Fahrtrainer kompetent genug sind?

Ja, denn die angebotenen Kurse unterliegen den Vorgaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), werden auch nur auf speziell dafür angelegtem Gelände ausgeführt und von beurkundeten Trainern geleitet.

Gibt es eine Alters- oder Geschlechterbeschränkung?

Nein, wenn man mal davon absieht, dass du 18 Jahre alt musst, um den entsprechenden Führerschein besitzen zu können. Manche Initiatoren bieten sogar spezielle Wohnmobil-Fahrsicherheitstrainings für Frauen an.

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