Geländewagen als Wohnmobil

Geländewagen zum Wohnmobil umbauen - die mobilste Campingvariante On- und Off-Road

Zum Kleinwohnmobil ausgebaute Geländewagen vereinen das Höchstmaß an motorisierter Mobilität mit den Vorzügen eines mitreisenden Zuhauses. Wo die Straßen aufhören beginnt für Geländewagen-Campingfahrzeuge die "artgerechte Haltung". Eine Sahara-Durchquerung, die Seidenstraße bis nach China oder auch nur der matschige, schlaglochübersäte Feld-, Wald- und Wiesenweg hin zum heimischen Badesee werden vom grobstolligen Profil großdimensionierter Reifen und mit Hilfe des Vierradantriebs sowie einer Geländeuntersetzung bezwungen. Der eigene Hausstand ist stets mit dabei. Dieser Artikel hilft Ihnen bei der Überlegung, ob ein zum Womo umgebauter Geländewagen für Ihre Reisezwecke in Frage kommt und welche Ausbautypen es gibt.

Zu Reisemobilen umgerüstete Gelände-LKW sind dabei bewusst ausgespart. Wir unterhalten uns hier ausschließlich über die PKW-Klasse unter den Geländefahrzeugen.

Diese Geländewagen eignen sich zum Umbau

Nur wenige Fahrzeuge, die serienmäßig als "Geländewagen" angeboten und verkauft werden, sind auch "richtige" Geländewagen. In den 1980er Jahren kamen Off-Road-Fahrzeuge in Mode und mauserten sich vom reinen Nutzfahrzeug für den harten Geländeeinsatz zum hippen Schickimicki-Must-Have. Deshalb ist nicht alles, wo "4x4" draufsteht auch für eine Wüstentour geeignet. Alleine die Optik reicht nämlich nicht aus, ein Fahrzeug geländetauglich zu machen.

Wer wirkliche Geländegängigkeit sucht, der bleibt bei Modellen hängen, die sowohl auf dem zivilen, als auch dem Behördenmarkt zu finden sind. Was für Militär und Katastrophenschutz taugt, das sollte auch den ambitioniertesten Ansprüchen eines Hobby-Querfeldeinfahrers genügen.

Das Siegerpodest und damit die Plätze 1 - 3 teilen sich der Mercedes G, der Land Rover Defender und die Toyota HZJ-Reihe.

Die besten Geländwagen für den Umbau zum Wohnmobil:
  • Der Mercedes G wird bei Steyr im Österreichischen Graz gebaut. Es gibt ihn mit Stern oder dem Steyr-Emblem zu kaufen. Die Preise sind identisch, also wählt man den Stern.
  • Der Land Rover Defender wird leider seit 2016 in seiner klassischen, kantigen Form, die die älteren Leser aus "Daktari"-Filmen kennen, nicht mehr produziert. Das Nachfolgemodell ist ein "Straßen-Offroader". Entsprechend hoch gehandelt werden gut erhaltene Vor-2016-Defender.
  • Die Toyota-HZJ-Reihe, auch unter der Bezeichnung "Buschtaxi" bekannt, ist das Afrika-Fahrzeug. Es verfügt über (fast) kein Bauteil, das ein Dorfschmied nicht reparieren könnte, wird behauptet. Ein Buschtaxi ist nur über den Import in Deutschland zu bekommen.

Gibt es "den besten" Geländewagen?

In Sachen Geländetauglichkeit schenken sich die drei auf den Siegerplätzen nichts. Lediglich im Preis liegt der Mercedes vorne. Allerdings wartet er auch mit einer zeitgemäßen elektronischen Ausstattung und jeder Menge Komfort auf.

Die drei Top-Geländewagen vereint technisch gesehen ein stabiler Leiterrahmen unter den zwei Starrachsen montiert sind. Es ist diese simple, seit Jahrzehnten bewährte, hoch robuste Bauweise, die diese Modelle zu den Besten ihrer Gattung macht.

Wer in der Aufstellung den legendären Jeep vermisst, dem sei gesagt, dass der Jeep, genauer gesagt das Modell Jeep-Wrangler, zwar genauso geländegängig wie die anderen Drei ist, jedoch in Sachen Größe hinterherhinkt. Ein Wohnmobil-Umbau ist nur mit sehr viel Aufwand zu realisieren, flexible Campinglösungen jedoch durchaus.

Sind "Möchtegern-Geländewagen" eine schlechte Wahl?

Alles andere auf dem offiziellen Markt ist zwar ein Fahrzeug mit Vierradantrieb, möglicherweise sogar mit Geländeuntersetzung und Differentialsperren, im Gesamtkonzept jedoch nicht mehr als ein Fahrzeug mit "Schlechtwegeeigenschaften" und nur zum sanften Offroaden geeignet.

Wem dieses Maß an Geländegängigkeit genügt, der bekommt ein komfortables Alltags- und Reisegefährt, das auch "mal" abseits der Straße unterwegs sein darf und zudem "cool" aussieht. Es muss nicht immer das Nonplusultra der Höchst-Geländegängigkeit sein. Ein Kompromiss ist oft die bessere Lösung.

Nutzungszweck: Brauche ich ein geländegängiges Wohnmobil?

Das hängt letztendlich immer vom geplanten Verwendungszweck ab. Wer niemals die Straße verlässt braucht kein geländegängiges Basisfahrzeug. Das kostet nur unnötig viel Geld.

Wer lediglich Vierradantrieb braucht, weil er beispielsweise viel auf schneebedeckten Straßen oder unbefestigten Feldwegen unterwegs ist, der benötigt keinen reinrassigen Geländewagen als fahrbaren Untersatz und ist vielleicht mit einem System wie "VW-Syncro" besser bedient.

Sieht die Reiseplanung jedoch vor sich jenseits jeglicher straßenbaulicher Infrastruktur zu bewegen, z. B. bei einem Wüstentrip, ist Geländewagentechnik unumgänglich. Vierradantrieb, Geländeuntersetzung, mindestens ein zentrales Sperrdifferential und entsprechend kleine Abmessungen der Fahrzeugüberhänge sind ein Muss.

Wer kauft geländegängige Wohnmobile?

Meist sind es finanziell gutgestellte Paare, die sich einen Geländewagen-Camper leisten. Die Familientauglichkeit ist aufgrund der beschränkten Ausbaumöglichkeiten bloß sehr bedingt gegeben. Häufig werden diese Fahrzeuge nur ansatzweise im Gelände gefordert. Der Durchschnittskäufer erfreut sich an dem Gedanken: "Ich könnte, wenn ich wollte!"

Wollen oder brauchen?

Beachten Sie bitte den Unterschied zwischen "Ich will" und "Ich brauche"! Ohne Zweifel ist es beruhigend und einfach schön, exquisite Geländewagentechnik vorzuhalten. Doch diese ist sehr teuer. Die Anschaffungskosten für einen erstklassigen Geländewagen, wie den Mercedes G, liegen beim Preis eines gutausgestatteten, vollintegrierten Wohnmobils. Und dann kommen erst noch die Kosten für den Wohnausbau dazu. Je nach Wünschen und Ansprüchen schnellen Reisemobile mit Geländewagentechnik deshalb spielend über die 100.000 €-Marke.

Vorteile und Nachteile von Geländewagen als Wohnmobil

Vorteile
  • Vollkommene Mobilität auf und neben der Straße
  • Hochkarätige Geländefahreigenschaften
  • Markantes Erscheinungsbild (Coolnessfaktor)
  • Übernachtungsplätze können angesteuert werden, die normalen Wohnmobilen verwehrt bleiben
Nachteile
  • Hohe Anschaffungskosten
  • Platzangebot für den Wohnbereich wird immer sehr eingeschränkt sein

Verschiedene 4x4-Campingkonzepte: Festeinbau oder flexibler Umbau?

Bevor man sich an den Kauf eines Geländewagens als Reisemobil macht sollte man sich darüber klar werden, ob das Fahrzeug ausschließlich für das Reisen verwendet werden oder darüber hinaus auch als Alltagsfahrzeug Dienst leisten soll. Dementsprechend entscheidet man sich für einen festen, dauerhaften Campingausbau oder für eine flexible Lösung, die nach der Reise aus dem Camper wieder einen PKW macht.

Dachzelt als flexible Lösung

Viele Reisende, die mit einem Geländewagen unterwegs sind, setzen auf Dachzeltlösungen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Im Fahrzeug selbst müssen keinerlei Umbaumaßnahmen vorgenommen werden. Geschlafen wird bequem und mit ausreichendem Platz im "ersten Stock". Das Reisegepäck findet sein Zuhause eine Etage tiefer, im Laderaum des Fahrzeugs.

Moderne Dachzeltkonstruktionen sind in wenigen Sekunden aufgebaut. Kurbelsysteme, wie z. B. bei den Hartschalendachzelten von Maggiolina oder auch aufblasbare Modelle, die über eine 12V-Pumpe in Form gebracht werden, sind kinderleicht zu bedienen. Auch klassische Klappmodelle sind schnell als Schlafstatt einsatzbereit gemacht.

Vorteile
  • Kein Umbau am Fahrzeug notwendig
  • Bequemes Schlafen
  • Kein allabendliches/ allmorgendliches Umräumen notwendig. Das Gepäck bleibt an seinem Platz im Auto.
  • Verhältnismäßig preiswerte Campinglösung
Nachteile
  • Das Fahrzeug fällt als Campingmobil auf.
  • Eine schnelle "Flucht" ist mit aufgestelltem Dachzelt nicht möglich.
  • Keinerlei sanitäre Ausstattung

Ohne Einbau im Auto schlafen

Dies ist die billigste Campingvariante in Sachen Reisen mit dem Offroader. Durch Umlegen oder Ausbau der Rücksitzbank entsteht eine Schlafebene. Luftmatratze und Schlafsack darauf und fertig. Nachteil: Das Reisegepäck und die Campingutensilien müssen jeden Abend nach vorne auf Fahrer- und Beifahrersitz geräumt werden. Am Morgen wiederholt sich diese Prozedur in umgekehrter Richtung.

Vorteile des Schlafens im 4x4
  • Campinglösung zum Nulltarif
  • Man fällt erst beim genauen Hinsehen als Camper auf.
  • Vom Sicherheitsaspekt her bleibt man im Fahrzeug und ist jederzeit abfahrbereit.
Nachteile des Schlafens im 4x4
  • Lästiges Umräumen des Gepäcks zweimal am Tag
  • Keinerlei sanitäre Ausstattung

Egal ob eine Dachzeltlösung oder "im Auto schlafen" – beide Varianten sind nur für warme Länder oder die Sommermonate geeignet. Lassen sich ein/zwei Regentage noch mit Improvisationstalent überbrücken, ist an eine längere Reise in feucht-kalte Regionen keinesfalls zu denken.

Geländewagen mit einfachem Campingausbau

Diese Campingvariante versucht das Problem des alltäglichen Gepäckumräumens zu lösen, wenn man vorhat im Fahrzeug zu schlafen. Das Prinzip bei allen diesen Umbauten ist es einen Zwischenboden zu schaffen. Unter diesem finden das Reisegepäck und die Campingausrüstung ihren Platz. Dieser Frachtraum ist entweder von oben über Klappen zugänglich und/oder von der Seite oder das Heck über die Türen. Perfektionisten arbeiten dabei mit Schubkastensystemen.

An der Karosserie werden keine Umbauten vorgenommen. Von außen ist der Geländewagen nicht als Campingmobil zu enttarnen.

Vorteile der Zwischenboden-Variante
  • Mit etwas Basteltalent kostengünstig zu realisieren
  • Man schläft sicher im Auto
  • Kein lästiges Umräumen, um den Schlafplatz nutzen zu können
  • Von außen fällt man nicht als Camper auf
Nachteile der Zwischenboden-Variante
  • Sehr eingeschränktes Platzangebot
  • Maximal Sitzhöhe, keinesfalls Stehhöhe
  • Kein Wohncharakter

Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass manche Geländewagencamper viel Geld in die Hand nehmen und das serienmäßige Dach ihres Fahrzeugs gegen ein Klapp- oder Hubdach tauschen. 10.000 € kann das gut und gerne kosten. Auf diese Weise bietet sich die Option "oben" zu schlafen, den unteren Fahrgastraum dagegen wohnmobilmäßig mit Küchenzeile, Sitzgelegenheit etc. auszustatten und in einem gewissen Bereich sogar Stehhöhe zu schaffen. Den Umbau nehmen Spezialfirmen oder begabte Bastler mit entsprechender Werkzeug- und Werkstattausstattung in Eigenregie vor.

Wohnaufbau auf Geländewagenbasis

Einen "radikalen" Schritt weiter geht die hier folgende Ausbauvariante. In die Karosserie des Geländewagens wird dabei massiv eingegriffen indem alles hinter der B-Säule, also hinter den Lehnen von Fahrer- und Beifahrersitz, abgebaut und durch eine Wohnkabine ersetzt wird. Auf diese Weise gewinnt man an Breite und Höhe und erreicht so die Innenmaße eines Camper-Vans, die entsprechende Ausbauoptionen realisieren lässt.

Vorteile eines Wohneinbaus
  • Wohnlichkeit ähnlich einem kleinen, teilintegrierten Wohnmobil.
  • Bei entsprechender Isolation Ganzjahrestauglichkeit.
Nachteile eines Wohneinbaus:
  • Extrem hohe Anschaffungskosten. Solche Umbauten werden von Spezial-Manufakturen ausgeführt. Jedes Modell ist quasi ein Einzelstück, das explizit den Wünschen des Kunden angepasst wird.
  • Sehr lange Lieferzeiten
  • Aufgrund der Größe des Aufbaus verringert sich die Geländegängigkeit (vgl. Rampenwinkel)
  • Das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs wird schnell erreicht. Mitunter ist eine kostenintensive Auflastung, z. B. mittels Luftfederung, notwendig.
  • Dieses Fahrzeugkonzept wird sofort als Camper enttarnt.

Pick-ups – Lösung für Sparfüchse

PickUp als Basis für den Ausbau

Wer für sich die Notwendigkeit eines vierradgetriebenen, hoch geländegängigen Campingmobils herauskristallisiert hat, vor den hohen Kosten dieses Fahrzeugkonzepts jedoch zurückschreckt, der findet vielleicht bei Pick-ups seine Heimat.

Pick-ups sind vollwertige Geländefahrzeuge, die den oben angesprochenen Geländewagen in nichts nachstehen, was ihre off-Road-Performance angeht. Es gibt sie als Zweisitzer, Fünfsitzer und in einer Zwischenlösung, die hinter Fahrer- und Beifahrersitz zwei Notsitze bietet, die sich allerdings nur für kleine Kinder eignen.

Pick-ups verfügen hinter der Fahrgastzelle über eine offene Ladefläche. Sie sind über den Daumen gepeilt etwa 30 - 40 % billiger als die entsprechenden, "vollwertigen" Geländewagen des gleichen Autoherstellers. Käufer sparen also viel Geld bei der Anschaffung des Basisfahrzeugs.

Ausgerüstet mit einem Hardtop lässt sich bei entsprechender Länge der Ladefläche darunter schlafen. Auch Dachzeltlösungen sind möglich. Desweiteren eignen sich Pick-ups mit entsprechend hoher Zuladungsmöglichkeit als Basisfahrzeug für Wohnkabinen, wie sie beispielsweise von der Firma Tischer hergestellt werden.

Vorteile eines Pick-ups als Basisfahrzeug
  • Erhebliche Preisersparnis gegenüber klassischen Geländewagenmodellen
  • Volle Geländetauglichkeit
  • In Kombination mit einer Wohnkabine entsteht ein höchst flexibles Campingfahrzeug, das außerhalb des Reisens, mit abgesetzter Wohnkabine, wie ein PKW als Alltagsfahrzeug genutzt werden kann.
Nachteile eines Pick-ups als Basisfahrzeug
  • Räumliche Trennung von Fahrgastzelle und Nutzlastbereich (Hardtop/Wohnkabine)
  • In Kombination mit einer Wohnkabine unbedingt das zulässige Gesamtgewicht beachten!

Off road und die Gesetzeslage

Freies Fahren im Gelände ist in der Bundesrepublik Deutschland überall untersagt. Wer sein 4x4 ausprobieren möchte darf dies legal in einem Off-Road-Park, z. B. in Langenaltheim, tun. Feld-/Wald- und Wiesenwege sind meist nur der Forst- und Landwirtschaft vorbehalten. Ohne Fahrerlaubnis geht hier gar nichts. Vergleichbares gilt für alle europäischen Länder.

Anders sieht es südlich oder östlich des Mittelmeers aus. Wo ordentliche Straßen fehlen wird Off-Roaden zu einem Muss. Doch auch dort sollte man gesunden Menschenverstand und Umweltbewusstsein walten lassen. Privatgrund wird genauso geachtet und erst mit Erlaubnis befahren, genauso wie Regionen mit empfindlicher Vegetation. Was aufgrund von Dürre möglicherweise Jahrzehnte zum Wachsen brauchte, sollte nicht den groben Stollen eines Geländereifens binnen Sekundenbruchteilen zum Opfer fallen.

Off-Road? Nicht dauerhaft!

Bitte seien Sie sich bewusst, dass serienmäßige Geländewagen nur bedingt für den dauerhaften Off-Road-Einsatz gebaut sind. Eine vorsichtige Fahrweise im Gelände hilft, Schäden zu vermeiden. Hochbeanspruchte Teile, wie z. B. das Fahrwerk oder die Reifen, werden vor der Reise durch entsprechend robuste Tuningteile ersetzt.

Fazit

Nicht-Geländewagenfahrer unter den Wohnmobilisten kommentieren 4x4-Reisemobile häufig mit den Worten: "Den Vierradantrieb brauchst Du nur für die letzten 50 Meter." Damit haben sie nicht Unrecht, denn das Gros der Geländewagen fährt zu 99,99 % auf Straßen. Nur um hin und wieder einen exotischen Übernachtungsplatz erreichen zu können wird dort, wo es erlaubt ist, der Vierradantrieb genutzt und von der Straße abgebogen. Diese bleibt meist in Sichtweite. Das ist sehr viel Geländewagentechnik für recht wenig an Geländefahren. Kosten und Nutzen geraten berechtigter Weise in ein Missverhältnis.

Wäre man da mit einem "ganz normalen Wohnmobil" nicht besser bedient? Alleine wegen dessen wohnlichen Charakters und dem Platzangebot? Wahrscheinlich schon – um logisch und sachlich zu bleiben.

Doch Sachlichkeit und Vernunft haben einen gewaltigen Haken, denn oft ist es das Unvernünftige, das richtig Spaß macht! Zu wissen was man könnte, wenn man wollte, ist kaum weniger befriedigend als dieses Machbare auch in die Tat umzusetzen. Träume von der exotischen Fernreise über staubige Holper-Pisten und hohe Sanddünen nehmen im hochgerüsteten und allen Eventualitäten strotzenden Ich-bin-unbesiegbar-Geländewagen mit Wohnaufbau reale Form und Gestalt an.

Und doch gibt es sie: die wirklichen Off-Road-Wohnmobilisten. Zugegeben eine Splittergruppe. Exoten irgendwo zwischen uraltem Land Rover mit abgenutztem Dachzelt auf der einen und sündteurem, hochtechnischem Spezialmobil modernster Bauart auf der anderen Seite. Mittelloser Überlebenskünstler trifft auf gutbetuchten Weltenbummler. Wahrscheinlich sitzen beide abends gemeinsam am Lagerfeuer und bestärken sich gegenseitig in ihrer Einstellung: "Ein normales Wohnmobil kommt für uns nicht in Frage!"

Kleines Lexikon technischer Geländewagen-Begriffe

Vierradantrieb

Das Wort erklärt sich von selbst, jedoch unterscheiden Geländewagenhersteller zwischen permanentem (dauerhaft eingeschaltet) und zuschaltbarem Allradantrieb. Bei letzterem wird das Auto im Straßenbetrieb nur über die Hinterachse angetrieben. Die Vorderachse wird erst bei Bedarf mit Motorkraft versorgt. Das hilft, Treibstoff zu sparen und den Verschleiß zu verringern.

Geländeuntersetzung

Reinrassige Geländewagen verfügen über eine sogenannte Geländeuntersetzung. Wird diese eingelegt werden alle Gänge "untersetzt". Eine Untersetzung ist vergleichbar mit dem kleineren Zahnradblatt vorne bei der Gangschaltung eines Rennrads oder Mountainbikes, während das Zahnradbündel am Hinterrad der "normalen" Gangschaltung entspricht.

Einfach ausgedrückt reduziert die Untersetzung bei gleicher Motordrehzahl die Rotation der Ausgangswelle des Getriebes. Der Geländewagen fährt dann zwar deutlich langsamer, hat aber mehr Power. So können schwere Lasten gezogen, steile Rampen erklommen oder sehr ruppiges Gelände bezwungen werden (Rockcrawling).
Auch die Bremswirkung des Motors steigert sich, was bei steilen Bergabfahrten von Vorteil ist. Man muss dann nicht mehr dauernd auf der Bremse stehen (Hitzeentwicklung), außerdem bleibt das Fahrzeug lenkbar (keine durch die Bremsen blockierende Räder).

Um ein Beispiel zu geben: Bei einem 6-Gang-Schaltgetriebe entspricht vom Fahrverhalten her der 4. Gang im Untersetzungsmodus etwa dem 1. Gang im Straßenmodus ohne Untersetzung. Das Getriebe gewinnt dank der Untersetzung also mehrere "kleinere" Gänge unter dem 1. Gang der Straßenübersetzung.

Differentialsperren

Ein 4x4-Geländewagen hat drei Differentiale. Je eines in jeder Achse und eines zwischen Vorder- und Hinterachse. Diese ermöglichen, dass sich jedes Rad das Antriebsmoment holt, das es gerade braucht. So benötigen die äußeren Räder in Kurven ein Mehr davon, da sie einen weiteren Weg (größerer Kurvenradius) zurücklegen müssen. Ohne Differentiale würde sich der Antriebsstrang zwischen den einzelnen Rädern verspannen und es käme zu stark erhöhtem Verschleiß.

Nachteil der Differentiale: Verliert ein Rad die Traktion, z. B. weil es auf Glatteis steht, verpufft die gesamte Antriebsleistung an diesem einen Rad. Trotz 4x4 rührt sich das Auto dann keinen Zentimeter mehr von der Stelle. Differentialsperren verhindern dies. Sie schalten die ansonsten flexiblen Verbindungen starr.

Die allermeisten Geländewagen verfügen über ein Zentral-Sperrdifferential, das Vorder- und Hinterachse starr verbinden kann. Optional können ein Hinter- und Vorderachsdifferential nachgerüstet werden. Die Kosten dafür sind vierstellig und lohnen sich nur bei intensivem Geländeeinsatz.

Bodenfreiheit

Die Bodenfreiheit bezieht sich auf den Punkt des Fahrzeugunterbodens, der am weitesten nach unten hinausragt. Meist sind das die Differentiale der Achsen oder Teile des Auspuffsystems.

Rampenwinkel

Von den Rampenwinkeln gibt es zwei: je einen vorne und hinten. Sie bezeichnen den Winkel zwischen dem am weitesten nach vorne bzw. hinten hinausragenden Fahrzeugteil und dem Kontaktpunkt des dahinter/davor liegenden Rads mit der Fahrbahn.

Ein Fahrzeug mit weit ausladendem Heck (Anhängerkupplung, etc.) hat also hinten einen kleinen, spitzen Rampenwinkel. Das ist nachteilig, da man bei steilen Auffahrten im Gelände mit dem Heck aufsetzen kann. Je kürzer die Überhänge vorne und hinten, desto besser für die Geländetauglichkeit.

Böschungswinkel

Er hängt mit dem Abstand von Vorder- und Hinterachse zusammen. Je größer diese Distanz ist, desto schneller sitzt das Fahrzeug beim Überfahren von Kuppen auf. Ein vom Winkelmaß her kleiner Böschungswinkel weist dagegen auf einen kurzen Achsstand hin und bringt Pluspunkte bei Geländefahrten.

FAQ

Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Geländewagen zum Wohnmobil umbauen - die mobilste Campingvariante On- und Off-Road'

Welche Automodelle eignen sich als Basisfahrzeug?

Das wohl geländegängigste, serienmäßige Auto ist der Mercedes G. Er beginnt in der Grundausstattung bei stolzen 80.000 €. Nicht weniger geländegängig sind Land Rover Defender, die in ihrer ursprünglichen, kantigen Form nicht mehr gebaut werden. Die HZJ-Reihe von Toyota, die sogenannten "Buschtaxis", kann man in Deutschland nur über Importeure beziehen. Alle drei dieser Marken trumpfen neben ihrer Geländetauglichkeit mit eckigen, nahezu rechtwinkligen Karosserien auf, die sich ideal zum Ausbau eignen. Alle anderen Geländewagen auf dem Markt sind entweder sehr klein (Suzuki) oder mehr auf SUV (Sports Utility Vehicles) ausgelegt. So ist ein Range Rover zwar höchst geländetauglich und zugleich elegant und sportlich, aufgrund seiner Karosserieform als Fernreisemobil jedoch nur eingeschränkt tauglich.

Flexibler oder fester Campingeinbau?

Das hängt in erster Linie davon ab, ob Sie das 4x4 nur zu Reisezwecken oder auch als Alltagsfahrzeug nutzen möchten.

Im Auto oder auf dem Auto (Dachzelt) schlafen?

Mehr Schlafkomfort bietet ein Dachzelt. Mehr Sicherheit und allzeitige Abfahrtbereitschaft das Schlafen im Auto. In Kombination mit einer Standheizung kann das Schlafen im Auto auch auf die kälteren Jahreszeiten ausgeweitet werden.

Lohnt sich die teure Anschaffung eines Wohnaufbaus?

Nur dann, wenn Sie ihn auch hinreichend nutzen. Das setzt neben einer angemessenen Verwendungsdauer pro Jahr auch die Benutzung des geländegängigen Womos abseits der Straße voraus. Ansonsten tut es auch eine preiswertere, nicht-geländegängige Campingvariante.

Welche Pick-ups eignen sich als Campingfahrzeug?

Sofern Sie nicht vorhaben eine Wohnkabine zu transportieren spielen das zulässige Gesamtgewicht und die "Lastesel-Eigenschaften" des Pick-ups eher eine untergeordnete Rolle. Als Basisfahrzeug für Wohnkabinen empfehlen sich der robuste Ford Ranger (gutes Preis-/Leistungsverhältnis und solides LKW-Chassis) und der Toyota Hilux (sehr hochpreisig, allerdings auch qualitativ sehr hochwertig). Was für den Japaner gilt, das gilt auch für den VW-Amarok.

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