Interview mit Bertrand Fichter von park4night - der beliebtesten Stellplatz-App
Bertrand Fichter ist der Erfinder und CEO der führenden Stellplatz-App park4night. Im Interview mit womoo.de erzählt Bertrand, wie er auf die Idee kam park4night zu entwickeln, wie sich park4night seitdem entwickelt hat und welche Arbeiten im Hintergrund stattfinden. Außerdem erklärt er uns, wie park4night mit der steigenden Anzahl von Campern und den daraus resultierenden Folgen für die Stellplätze umgeht. Schließlich beantwortet Bertrand uns in einer Schnell-Fragerunde unter anderem, wann er zum Camping gekommen ist, welche Reise ihn am meisten beeindruckt hat und welches Fahrzeug sein erster Camper war.
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Für das Reisen mit dem Van entwickelte sich für mich also das Bedürfnis für eine App, in der ich Stellplätze teilen und verwalten konnte. Damals war es kompliziert, einen Platz zum Übernachten, Picknicken oder einfach nur für eine Rast zu finden. Oft saß man bei der Suche nach einem geeigneten Platz 2 Stunden lang im Van und recherchierte.
Daher hat sich park4night ein bisschen “von alleine” entwickelt, da ein guter Stellplatz ein Grundbedürfnis für jeden Camper ist. park4night bedient also einfach ein Grundbedürfnis, das jeder Van- und Wohnmobil-Reisende hat. Deshalb mussten wir auch nie Werbung machen.
Wir versuchen dann auch mit den Menschen vor Ort zu arbeiten. Daher kontaktieren wir in manchen Fällen die Gemeinden oder die Personen vor Ort, wie bspw. die Platzwarte oder Betreiber. Wir versuchen eine enge Verbindung mit diesen Menschen vor Ort zu halten, um Rückmeldungen zu bekommen, wie sich die Camper vor Ort verhalten oder hinstellen sollen. Diese Informationen fließen dann auch in die Angaben in der App ein.
Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, Dinge zu verändern, wenn die Nutzer mit dem System grundsätzlich zufrieden sind. Große Veränderungen zwingen die Nutzer auch dazu, sich auf neue oder veränderte Funktionen einzulassen. Hier muss man achtsam sein, was und wieviel man verändert. Verändert man ein – an sich gut funktionierendes – System, läuft man Gefahr, die Nutzer zu überfordern.
Unsere Website ist inzwischen sehr alt, weshalb wir gerade dabei sind, diese vollständig zu überarbeiten. In der Tat ist es derzeit eine große Baustelle, diese neu aufzusetzen, um auch hier die App besser präsentieren und unsere Message besser rüberbringen zu können.
Wir hatten eigentlich nie die Zeit, wirklich neue Ziele zu fixieren und streben auch nicht danach, dass die User-Zahlen exponentiell steigen. Wir sind zufrieden mit dem aktuellen Stand der App.
Auf diese Weise versuchen wir auch, den Datenverkehr zu beherrschen: Eine Website braucht enorm viel Energie und Speicher für die Ausstattung, den Server und den Datenaustausch. Wenn viele Leute große Bilder hochladen, muss sichergestellt sein, dass die Seite nicht überlastet wird. Daher denken wir, dass zu viele Funktionen und Bilder nicht dem Zweck der App entsprechen und versuchen daher Bilder und Funktionen auf das notwendige Maß zu begrenzen.
In ein oder zwei Jahren können sich die Nutzer-Bedürfnisse vielleicht ändern, aber momentan sind wir zufrieden mit dem Zustand der App.
Die Nutzerzahlen der bezahlten Version sind sehr variabel. Da die Nutzer zwischen einem monatlichen und einem jährlichen Abonnement wählen können, variiert die Zahl der Abonnenten je nach Saison.
In der Hauptsaison steigt die Zahl der Abonnenten um etwa 100.000 - 110.000 Abonnenten. Das ist gut, weil es in der Nebensaison viele Leute gibt, die ihr Abonnement kündigen, so dass es dann insgesamt weniger Abonnenten gibt. Diese Schwankungen sind aber normal und wir rechnen auch mit ihnen.
Die Rückbesinnung auf das Wohnmobilreisen war vielleicht eine Art Zuflucht, um in Zeiten der Pandemie überhaupt reisen zu können. Es war die einzige Möglichkeit, sich etwas für die Ferien zu reservieren, von dem man quasi sicher war, dass es klappt.
Zudem haben sich die Menschen auf kurze Entfernungen und nahe gelegene Ziele zurückbesinnt, um Ferien zu machen. Aus diesen Gründen sind Reisen mit dem Wohnmobil momentan die sicherste Art, Urlaub zu machen.
Ich denke das wird auch noch eine Weile so bleiben und erst dann wieder zurückgehen, wenn andere Reise-Optionen (Flug-Reisen etc.) wieder leichter möglich sind.
In der park4night-App gibt es bereits "Die Charta des verantwortungsbewussten Reisenden in Wohnmobilen und umgebauten Lieferwagen". Dennoch besteht der "Vorwurf", dass durch park4night unbekannte Plätze überbeansprucht werden, was teils dazu führt, dass Sperrzonen für Wohnmobile entstehen. Wie stehst Du zu dieser rasanten und massiven Entwicklung? Und was hältst Du von dem Vorwurf gegenüber park4night?
Ich bin seit 2006 mit dem Van unterwegs und bereits zu dieser Zeit hat man in Städten und Gemeinden darüber gesprochen, Stellplätze für Vans und Wohnmobile zu schließen.
Die Probleme, über die heute gesprochen wird, waren also schon damals vorhanden. Heute sucht man bloß jemanden, auf den man mit dem Finger zeigen kann.
Natürlich ist park4night eine sehr beliebte App. Aber objektiv betrachtet, ist es doch so, dass es schon immer Leute gab, die Plätze schmutzig hinterlassen und die dafür eine Ausrede hatten. Auf der anderen Seite verhält sich der Großteil der Camper richtig und verantwortungsvoll.
Wie das Verhältnis von “guten” zu “schlechten” Campern genau ist, kann ich natürlich nicht sagen. Aber im Grundsatz besteht das Problem unabhängig von den exakten Zahlen. Durch die stark steigende Anzahl an Campern in den letzten Jahren ist das Problem, dass es auch Camper gibt, die sich nicht richtig verhalten, einfach präsenter geworden.
Zum Beispiel haben wir die Möglichkeit, einen Teil der Orte in der App zu blockieren, wenn unüberwindbare Probleme auftreten.
Zu einem anderen Zeitpunkt können wir die blockierten Stellplätze vielleicht auch wieder aufnehmen. Je nachdem, wie die Bedingungen dann sind. Wir möchten immer auf dem aktuellen Stand sein und hören uns laufend um, ob und was sich auf den Stellplätzen verändert. Bei Stellplätzen, bei denen wir merken, dass bestimmte Dinge immer wieder schief laufen und es deshalb Schwierigkeiten vor Ort oder bei den Campern gibt, reagieren wir und entfernen diese im Zweifel aus der App.
Wird zum Beispiel gemeldet, dass an einem neuen Stellplatz ein Anwohner gestört wird oder ähnliches, dann reagieren wir darauf, indem wir den Stellplatz wieder aus der App entfernen. Kann z.B. der ansässige Bauer mit seinem Traktor nicht mehr wenden, weil er durch parkende Wohnmobile blockiert wird, dann reagieren wir darauf, versuchen das Problem zu lösen und entfernen den Stellplatz zur Not auch wieder aus der App.
Dann können wir uns abstimmen, welche Schritte man unternehmen kann oder ob der Stellplatz wieder aus der App entfernt werden sollte. Wir vermitteln den Gemeinden auf diesem Wege, dass es genauso unser Ziel ist, dass die Leute auf die offiziellen Stellplätze kommen und sie ihre Wohnmobile nicht "wild" abstellen.
Dadurch schaffen wir es, dass alle Beteiligten sich wohl fühlen.
In unseren Augen ist es daher auch nicht sinnvoll, Orte in die App aufzunehmen oder zu behalten, die ständig Probleme verursachen. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen weiß ich, dass man als Reisender wirklich nicht daran interessiert ist, in Auseinandersetzungen zu geraten. Man möchte ja auch eine entspannte Reise haben.
FAQ
Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Interview mit Bertrand Fichter von park4night - der beliebtesten Stellplatz-App'
- Bist Du mit dem Reisen im Wohnmobil aufgewachsen oder seit wann bist Du mit dem mit dem Van unterwegs?
Meinen ersten Van habe ich 2006 gekauft.
- Freistehen, Stellplatz oder Campingplatz: wo findet man dich am ehesten?
Ich mache immer ein wenig von allem. Ich habe nicht wirklich Präferenzen, außer dass ich nicht gerne auf zu urbanen Stellplätzen in Städten übernachte. Meistens stehe ich auf Stellplätzen in der freien Natur. Aber wirkliche Vorlieben habe ich da nicht.
- Welches Wohnmobil fährst du aktuell und welches war dein erstes Womo?
Mein erster Van war ein VW T4 Transporter in Grün von 1992. Und heute habe ich 3 Kinder, daher haben wir uns ein großes Capucine-Wohnmobil für unsere Reisen angeschafft.
- Hast Du einen Lieblings-Stellplatz und wenn ja verrätst Du uns, welchen?
Ja, also wir haben einen Ort, der nicht weit von unserem früheren Wohnort entfernt ist, zu dem wir von Zeit zu Zeit gerne gefahren sind. Aber nun sind wir umgezogen und es ist viel weiter dorthin. Es ist ein kleiner Platz in den Weinbergen der Bourgogne, aber er ist nicht in Park4Night gemeldet :) Es ist kein öffentlicher, sondern ein privater Stellplatz, daher kann er nicht in der App gelistet werden.
- Beschreibe in 3 Worten, was Dich am Wohnmobil-Reisen fasziniert.
Die Fahrt/ Reiseroute/ der Weg – das Abschalten können. Beides zusammen – die Route und das Abschalten – führen zu einem Freiheitsgefühl.
- Wie sieht ein typischer Wohnmobil-Trip bei Dir aus?
Wir suchen eine Reiserichtung aus und fahren für ein oder zwei Tage los, ohne zu wissen, wo genau wir landen. Wir haben kein genaues Ziel vor Augen und geben uns einfach ein paar Tage, um irgendwo anzukommen. Es ist bei uns einfach nicht durchgeplant.
- Welche Reisen hast Du schon mit dem Wohnmobil gemacht und welche war die Beeindruckendste?
2012 waren wir fünf Wochen in Norwegen unterwegs. Das war eine fabelhafte Reise!
- Welchen Tipp würdest Du unerfahrenen Wohnmobil-Reisenden vor ihrer ersten Reise mit auf den Weg geben?
Ich würde ihnen sagen, sie sollen die "Die Charta des verantwortungsbewussten Reisenden in Wohnmobilen und umgebauten Lieferwagen" gut lesen.
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