Wohnmobilfenster im Sonnenuntergang

Rahmenfenster oder vorgehängte Fenster: Wohnmobilfenster im Vergleich

Hochwertige Wohnmobile haben Rahmenfenster, billige Wohnmobile haben vorgehängte Fenster – so ein klassischer Merkspruch. Doch kann man es sich so einfach machen? Was sind die tatsächlichen Vor- und Nachteile der verschiedenen Arten? Wir zeigen es dir hier und kommen zu einem ungewöhnlichen Fazit.

Darum sind Wohnmobilfenster so wichtig

Fenster im Wohnmobil sind wichtig. Schnell wird es im Wohnmobil stickig und man bekommt Angstzustände, wenn man nicht nach draußen schauen kann oder nicht weiß, was um einen herum geschieht. Außerdem sind sie bedeutend für den Luftaustausch. Daher bauen sich auch viele Selbstausbauer Fenster in ihr Wohnmobil ein, selbst wenn es mühsam und teuer ist sowie die Stabilität des Fahrzeugs darunter leidet.

Doch diese Gedanken müssen die Käufer von handelsüblichen Wohnmobilen nicht plagen: Die Hersteller achten sehr darauf, dass auch genug Licht und Luft ins Wohnmobil kommt und die Stabilität der Karosserie gewährleistet bleibt. Doch bei einer Sache machen die Produzenten einen großen Unterschied: Mal hängen sie Fenster nur „vor“ und mal bauen sie diese in einen Rahmen in der Wand ein. Doch warum eigentlich?

Unterschied zwischen Rahmenfenstern und vorgehängten Fenstern

Unterschiedlicher könnte die Bauweise nicht sein. Bei den vorgehängten Fenstern handelt es sich streng genommen „nur“ um einen Acrylglasdeckel, der vor dem Fensterausschnitt hängt. Oben am Fenster befindet sich ein Längsscharnier, in dem sich das Acrylglas bewegen kann und unten am Fenster befinden sich zwei (oder mehrere) Drehhaken, mit denen das Fenster im Auslass verspannt werden kann. Der Fensterdurchbruch in der Hülle des Wohnmobils ist in diesem Fall einfach hineingeschnitten (oder wird bei einer Sandwichbauweise erst gar nicht vorgesehen). Lediglich ein dickes Plastikband umfasst den Rahmen und verhindert den direkten Blick auf die Dämmung. Umlaufend um diesen Fensterdurchlass befindet sich ein dickes Isoliergummi. Immer, wenn das Fenster durch die Drehhaken festgeklemmt wird, schmiegt sich das Acrylglas vollflächig an diese Dichtung und garantiert damit, dass kein Tropfen Wasser ins Innere des Wohnmobils gelangt.

Dahingegen ist ein Rahmenfenster, wie der Name schon verrät, in einen festen Rahmen aus Alublech oder Kunststoff eingelassen. Es wird bei der Fertigung als ganzes Bauteil fest mit dem Wohnmobil verbunden und eingeschäumt. Das Fenster besteht entweder auch aus Acryl oder ist sogar aus Glas. Ein bekannter Fensterhersteller für Wohnmobilfenster ist Seitz. Lies hier mehr über die Seitz-Fenster!

Windgeräusche / Einbauort

Ebenso wie die Dämmwerte sind die vermeintlich lästigen Windgeräusche auch eine Sache, die man als Geschmackssache abstempeln kann. Denn: Rahmenfenster sind nur plan und eckig realisierbar. Das bedeutet, dass sie an der Seite des Wohnmobils oder in der Hecktür zum Einsatz kommen. Ein Rahmenfenster zum Beispiel in der Dachfront ist kaum realisierbar, denn die Wölbung ist zu groß. Daher kommen hier ohnehin nur vorgehängte Fenster infrage. Und an der Seite wird der Wind bei der Fahrt vorbeigeleitet. Diese Fenster befinden sich (ebenso wie die Heckfenster) im Windschatten des Fahrzeugs. Der Vorteil der Windschlüpfigkeit kommt also gar nicht zum Tragen.

Einbruchschutz

Dafür sind Rahmenfenster tatsächlich besser beim Einbruchschutz: Während man vorgehängte Fenster tatsächlich mit dem Einsatz von brachialer Gewalt sogar ohne Werkzeug aufreißen kann, braucht man bei Rahmenfenstern mindestens einen Schraubenzieher, um zwischen Rahmen und Fensterscheibe zu kommen. Aber auch das dürfte keinen Dieb ernsthaft aufhalten.

Regenschutz

Ein weiterer Vorteil der vorgehängten Fenster: Man kann sie beim Regen öffnen. Klar, auch Rahmenfenster lassen sich grundsätzlich öffnen, aber sie ragen eben nicht über den Rahmen hinaus und bieten daher keinen Spritz- und Nässeschutz, wie es die vorgehängten Fenster tun. Einen gemütlichen Landregen wird man bei Rahmenfenstern also eher durch die geschlossene Scheibe beobachten müssen. Aber das ist ebenfalls kein echter Vor- oder Nachteil, der groß ins Gewicht fallen sollte.

Kondenswasser im Wohnmobil:

Übrigens: Hast du häufig Probleme mit beschlagenen Fenstern im Wohnmobil, erklären wir dir hier, wie du das beheben kannst: Was tun gegen beschlagene Fenster im Wohnmobil?

Preis

Wie teuer sind Wohnmobilfenster?

Zuletzt noch der Preis. Auch hier sind die Unterschiede gar nicht so groß, wie oft gemutmaßt wird. Rahmenfenster für ein Wohnmobil kosten bei Neufahrzeugen ca. 800 bis 1.000 Euro mehr als vorgehängte Fenster. Für Wohnmobilhersteller ist dieser Preisunterschied natürlich erheblich. Schließlich denken diese nicht in den Dimensionen eines einzelnen Fahrzeugs, sondern in den Kategorien von 10.000 Wohnmobilen. Der Hersteller kann viel Geld sparen, wenn er die gesamte Flotte mit vorgehängten Fenstern ausstattet. Zumal viele Kunden (vollkommen berechtigt) gar keinen großen Wert auf Rahmenfenster legen. Andere Entscheidungen bei der Fahrzeugausstattung stehen oft im Vordergrund. Da geht es um Fahrzeuglänge, Antriebsart, Design, Anzahl der Schlafplätze, etc. und nicht unbedingt um die Frage: „Rahmenfenster oder vorgehängte Fenster?“.

Wer jedoch Rahmenfenster für sein Wohnmobil nachrüsten will, für den wird es teuer. Hier kommt man mit 600-800 Euro an Nachrüstkosten pro Fenster schon fast an den Preis für die Gesamtausstattung bei einem Neufahrzeug. Wer sich also für Rahmenfenster entscheidet, sollte dies frühzeitig schon bei der Bestellung tun.

Vor- und Nachteile der Bauweisen – ein Ende der Vorurteile

Rahmenfenster – so gut wie ihr Ruf?

Zunächst zu den Vor“ur“teilen, die einem auf dem Campingplatz und in den zahlreichen Camperforen zu Rahmenfenstern begegnen:

Pluspunkte der Rahmenfenster:
  • Windschlüpfiger und produzieren damit weniger Windgeräusche
  • Besser isoliert
  • Verleihen dem Fahrzeug mehr Stabilität
  • Schützen besser vor Einbrechern

Du siehst, wenn es nach der Meinung der Leute geht, dürfte es eigentlich gar keine vorgehängten Fenster mehr geben. Zu viele Vorteile sprechen für Rahmenfenster. Dabei sind vorgehängte Fenster nicht ausschließlich wegen ihres Preises attraktiv.

Vorgehängte Fenster – der unterschätzte Champion

Nicht umsonst bauen viele Wohnmobilhersteller weiterhin vorgehängte Fenster ein. Die Vorteile liegen auf der Hand:

Ausstellfenster

Pluspunkte der vorgehängten Fenster:
  • Vorgehängte Fenster lassen viele Gestaltungsmöglichkeiten zu
  • Lassen sich auch bei Regen öffnen
  • Sind besser auszutauschen
  • Haben nahezu dieselben Dämmwerte
  • Tragen nicht nach innen auf und bieten mehr Platz

Du liest richtig: Die Dämmwerte bei einem vorgehängten Fenster sind kaum schlechter als die eines Rahmenfensters. Ein Vorteil: ohne Rahmen keine Kältebrücke. Die Dämmwerte eines doppelwandigen Acrylglases sind ebenfalls gut. Außerdem besitzen vorgehängte Fenster nahezu ausschließlich ein Rollo. Dieses nimmt natürlich die Sicht nach außen, trägt aber während der Nacht erheblich zur Isolierung bei.

Bei allem Für und Wider – am Ende ist es eine Stilfrage

Alles in allem können wir weder für die Rahmenfenster plädieren, noch die vorgehängten Fenster vollkommen verdammen. Beide Varianten haben ihre tatsächlichen Vor- und Nachteile. Wobei der zentrale Vorteil für die Rahmenfenster eher im geschmacklichen Bereich liegt. Rahmenfenster sind teurer, machen aber einen stabileren Eindruck und gelten damit weithin als wertiger. Sie kennzeichnen Wohnmobile, die in der Regel überdurchschnittlich gut ausgestattet sind. Damit sind sie äußerlich erkennbares Merkmal eines Wohnmobils der gut ausgestatteten Oberklasse – egal, ob Kastenwagenwohnmobil oder Luxusliner.

Wenn du generell mehr über Fenster am Wohnmobil und Kastenwagen wissen willst, möchten wir dir diesen Beitrag ans Herz legen: Fenster fürs Wohnmobil im Überblick.

FAQ

Die häufigsten Fragen zum Ratgeber 'Rahmenfenster oder vorgehängte Fenster: Wohnmobilfenster im Vergleich'

Sind Rahmenfenster beim Wohnmobil besser?

Rahmenfenster bieten einen Vorteil gegenüber vorgehängten Fenstern, wenn es um Einbruchschutz geht. Bei der Isolation sind die Vorteile nur gering, aber dennoch vorhanden. Vor allem optisch gefallen die Rahmenfenster vielen Campern besser. Der Einbau ist aufwendiger, darum sind sie auch teurer. Wirklich besser sind sie aber nicht unbedingt.

Kann man die Fenster im Wohnmobil nachträglich austauschen?

Wer bislang vorgehängte Fenster hat und auf Rahmenfenster umsteigen möchte, kann das tun. Sofern die Fensteröffnung rechteckig ist, können hier auch Rahmenfenster eingesetzt werden. Allerdings musst du mit etwa 600 bis 800 Euro pro ausgetauschtem Womo-Fenster rechnen. Wenn du noch kein Wohnmobil hast, aber Rahmenfenster willst, lohnt sich daher das Upgrade direkt ab Werk mehr als der eigenhändige spätere Tausch.

Kann man beim Kastenwagen selbst Fenster einbauen?

Wenn du deinen Kastenwagen selbst zum Wohnmobil oder Camper ausbauen möchtest, solltest du sogar unbedingt Fenster einbauen. Ohne Fenster ist der Kastenwagen zwar unauffälliger, aber ein guter Luftaustausch und der Ausblick sind trotzdem wichtig. Dir steht es dabei frei, ob du vorgehängte Fenster oder Rahmenfenster einbauen möchtest. Rahmenfenster sind technisch etwas anspruchsvoller beim Einbau, aber auch modernder in der Optik.

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