Mercedes Sprinter als Basis für Reisemobile

Mercedes Sprinter als Kastenwagenbasis: Wie gut ist der Mercedes Sprinter als Wohnmobil wirklich?

„Dank“ der Lieferengpässe beim Fiat Ducato boomt der Mercedes Sprinter als Basis für Wohnmobile. Ob Kastenwagen, Teilintegrierter oder Vollintegrierter – der Transporter von Mercedes-Benz wird nachgefragt, wie nie. Auch für selbst ausgebaute Wohnmobile ist der Springer interessant. Doch wird das Qualitätsversprechen von Mercedes-Benz immer noch erfüllt? Was kann und bietet der Sprinter? Wir zeigen es dir in diesem Beitrag.

Im Sprint von 0 auf 100 – der Sprinter flutet den Wohnmobilmarkt

Außenansicht vom Sprinter

Als der neue Mercedes Sprinter 2018 auf den Markt kam, jubelte die Wohnmobilbranche. Endlich ein Sprinter mit Frontantrieb! Das machte die Sache einfach(er) für Wohnmobilhersteller. Damit konnten lediglich die Triebköpfe bestellt werden und man musste nicht gleich den ganzen Antriebsstrang mit Hinterachse ordern. Das erlaubte eine höhere Flexibilität beim Ausbau und Aufbau.

Doch für Interessenten an einem Kastenwagenwohnmobil ist das nahezu unerheblich. Denn: Den Vorderradantrieb gibt es nur in der Kompakt- und Standardvariante – also bis zu einer Fahrzeuglänge von insgesamt knapp sechs Metern. Die längeren Varianten des Kastenwagens auf Mercedes-Basis gibt es weiterhin nur mit Hinterradantrieb. Und das ist auch gut so. Fans von Kastenwagen profitieren schließlich nicht von einer höheren Variabilität für Aufbauten. Das Chassis ist Vollblech. Da kann man nichts variieren. Und der Heckantrieb hat Vorteile in der Fahrdynamik.

Der Heckantrieb ist aber natürlich nicht der Grund, warum der Sprinter gerade im Jahr 2022 einen unglaublichen Sprint auf dem Wohnmobilmarkt hingelegt hat. Der Modellwechsel des Fiat Ducato ist vollkommen kollabiert. Lieferengpässe und Verzögerungen bestimmen das Geschehen hier. Darüber hinaus bietet Mercedes-Benz mit dem vierten Produktjahr ein inzwischen ausgereiftes Fahrzeug, das auf der einen Seite modern ist und das trotzdem die mit einem Modellwechsel immer verbundenen Unzulänglichkeiten inzwischen überwunden hat. Das hat viele Hersteller bewogen, auf den Mercedes Sprinter umzusteigen, trotz des höheren Einstandspreises.

Doch lohnt sich der Mehrpreis auch für den Kunden? Sicher. Denn ansonsten müssten die Kunden warten, warten und weiter warten. Wer einen Fiat haben möchte, muss sich in Geduld üben. Aber auch ansonsten bietet der Mercedes einige Vorteile, die ihr Geld wert sind. Doch zunächst einmal zu den technischen Details: Die verschiedenen Maße und Motorvarianten im Überblick.

Welche Modelle und Motoren gibt es beim Sprinter?

Mercedes hat seine Motorenpalette ausgedünnt: Es gibt nur noch zwei Reihenvierzylinder-Dieselmotoren. Der so beliebte V6-Motor wird nicht mehr gebaut. Theoretisch vorhanden ist aber noch der schwächste Dieselmotor mit 114 PS und einem Hubraum von 2143 Kubikzentimetern. Dieser Motor mit der Betriebsbezeichnung „OM 654“ wurde von Mercedes-Benz seit 2008 in einer ganzen Reihe von Fahrzeugmodellen eingebaut und war Teil des großen Abgasskandals. Er wird bei Mercedes noch in der Konfiguration eines Transportermodells angeboten. Damit kann diese Motorvariante also noch jenen begegnen, die sich auf Basis eines Sprinters an den Selbstausbau heranwagen. Für handelsübliche Kastenwagenwohnmobile kommt die Motorisierung aufgrund der geringen Leistung aber ohnehin nicht infrage.

Mercedes Sprinter mit 150, 170 oder 190 PS

Daher konzentrieren wir uns auf den neuen „Standard“-Motor mit 1950 Kubikzentimeter Hubraum. Aus diesem werden durch Chiptuning mal 150 PS, 170 PS oder 190 PS generiert. Diese Bandbreite reicht für Kastenwagenwohnmobile vollkommen aus. Es gilt, wie auch bei den anderen Herstellern von Kastenwagen: In der schwächeren PS-Variante ist man günstig(er), aber auch langsamer unterwegs. In der stärksten Variante hat man am Berg und beim Überholen zwar keine Mühen mehr, muss aber die Konsequenzen an der Tankstelle tragen. Die beste Lösung liegt (wie immer) in der Mitte, in diesem Fall also bei 170 PS.

Länge und Höhe beim Sprinter

Mehr Varianten werden dahingegen bei Längen und Höhen geboten. Der Sprinter kann sich zwischen 5,30 Meter und 7,40 Meter strecken. Dabei werden drei verschiedene Radstände angeboten. Lediglich die extralange Version baut auf demselben Chassis wie die Langversion auf. Hier bestehen zwischen Vorder- und Hinterachse 4325 Millimeter, also gut 4,30 Meter Platz.

In der extralangen Version hat das Fahrzeug dann einen gewaltigen Überhang (also der Platz zwischen Hinterachse und Fahrzeugende) von mehr als zwei Metern (2021 Millimeter). Das ist sehr viel. Gerade im Wohnmobilbereich, wo viele Kastenwagenmodelle auf der Lang- oder extralangen Version aufbauen. Damit liegen die Betten und der Stauraum komplett hinter der Hinterachse. Was viel Platz bietet, führt zu Einschränkungen beim Fahrkomfort. Das Fahrzeug wird dann sprichwörtlich „hecklastig“, wenn dieser Bereich zu stark beladen und sogar noch mit einem Heckgepäckträger für eBikes oder ähnlichem ausgerüstet wird.

Bei den Dachhöhen bietet Mercedes-Benz grundsätzlich drei Varianten an. Das Normaldach kommt mit einer Stehhöhe von lediglich 1,70 Metern für Kastenwagenwohnmobile ohnehin nicht in Betracht. Beim Hochdach findet man mit einer Stehhöhe von gut zwei Metern schon einiges an Komfort. Das Superhochdach mit seinen üppigen 2243 Millimetern, also knapp 2,25 Metern, kommt schon an normale Raumhöhen in Wohnungen heran.

Typische Längen- und Höhenangaben für Kastenwagenwohnmobile

Die Entscheidung für einen Hinterrad- oder Allradantrieb hat auch Auswirkungen auf die Fahrzeughöhe. Im Inneren spürt man nichts vom 4x4. Das ist gut für den Raumkomfort. Der Antrieb braucht aber selbstverständlich mehr Platz. Die Technik muss schließlich irgendwohin. Das Ganze findet unter dem Fahrzeugboden statt und hebt das gesamte Fahrzeug damit höher. Für das Plus an Federweg und „Beinfreiheit“ wächst das Fahrzeug um mehr als zehn Zentimeter in die Höhe. Ein Mercedes-Sprinter mit Allrad und Superhochdach kommt damit auf eine Fahrzeughöhe von knapp drei Metern (2986 mm). Mit diesem Fahrzeug muss man auf Autobahnrastplätzen mit Höhenbeschränkung also zwangsläufig auf die Lkw-Spur und den Brummifahrern einen Schlafplatz wegnehmen.

Mercedes-Sprinter: Maße und Längen im Überblick

Fahrzeuglänge Radstand Fahrzeughöhe
5267 (Kompakt) 3259 2356 – 2642
5932 (Standard) 3924 2351 – 2638
6967 (Lang) 4325 2616 – 2831
7367 (Extralang) 4325 2613 – 2825
Zusatzhöhe bei 4x4 Allrad + 160

Komfort & Co – der Sprinter überzeugt

Der Sprinter bietet schon „von Haus“ aus – also in der Grundausstattung – jenes, was andere Hersteller sich als Sonderausstattung bezahlen lassen. Keyless-Start? Hat er. Elektrische Lenkung? Hat er. Seitenwind Assistent? Hat er. Automatisches Fahrlicht? Hat er auch, der Sprinter.

Aber damit nicht genug. Die Liste an Sonderausstattungen ist ellenlang. Wir können hier nicht alles aufführen, daher nur ein paar ausgesuchte Mehrwert-Ausstattungen, die für Wohnmobilisten besonders wichtig sind.

Diese spannenden Extras hat der Sprinter:
  • Multimediasystem mit 10 Zoll Touchscreen
  • Mehrere Ausbauvarianten für LED-Scheinwerfer
  • Fahrersitz elektrisch verstellbar
  • Soft-Close für Seitentür
  • Klimaautomatik
  • Navigationssystem und digitales Radio (DAB)
  • Kombiinstrument mit Farbdisplay
  • 9-Gang-Automatikgetriebe
  • Elektrische Parkbremse
  • Elektrisch abklappbare Außenspiegel
  • 360°-Parkkamera
  • ESP
  • Aktiver Abstandstempomat
  • Spurhalteassistent
  • Luftfederung mit Komfortfahrwerk
  • Allradantrieb

Alles Weitere, also zum Beispiel die Lackierungen, Sitzbezüge, Polsterungen, etc. werden von den Ausbauherstellern von Wohnmobilen weiterhin verändert. Hier würden wir die Beschreibung des Mercedes-Sprinters als Basis für ein Kastenwagenwohnmobil endgültig verlassen. Daher empfehlen wir einen Blick in den Konfigurator, um sich von den zahlreichen Möglichkeiten inspirieren zu lassen.

Preis: Mehr Geld aber auch mehr Wert

Mercedes Sprinter als Basis für Reisemobile

Zuletzt noch der Preis. Hier kann man auf allgemeiner Basis keine konkrete Angabe machen. Zu viele Varianten, Aufbauten, Innenausstattungen, Längen, etc. sind möglich. Das beeinflusst den Verkaufspreis und macht einen Vergleich von zwei oder mehreren Campervans, wenn auch nicht unmöglich, aber wohl unseriös.

Eines lässt sich jedoch sagen: Ein Mercedes-Sprinter ist vom Grunde her rund 6.000 Euro teurer als ein Fiat Ducato. Es stellt sich damit sofort die Frage: Lohnt sich das? In der Vergangenheit haben viele Wohnmobilhersteller für ihre Kunden jeweils für „Nein“ entschieden. Nicht umsonst haben bislang die allermeisten Hersteller auf den Fiat Ducato oder sogar die noch billigeren zweieiigen Zwillinge von Citroën oder Peugeot gesetzt.

Das hat sich geändert. Die mangelnde Verfügbarkeit des Ducatos treibt die Hersteller in die Hände von Mercedes-Benz. Die damit einhergehenden höheren Grundkosten für einen Mercedes-Sprinter sind einerseits damit alternativlos, andererseits „verschwinden“ diese Mehrkosten ohnehin bei den erheblich angezogenen Preisen für Wohnmobilkastenwagen.

Fazit – Der Sprinter ist eine sehr gute Basis für ein Kastenwagenwohnmobil

Es mag wenig überraschen, aber der Sprinter ist die perfekte Basis für ein Wohnmobil. Die Varianten bei Motoren, Höhen und Längen decken alle Bedürfnisse ab. Die Qualität ist auf Mercedes-Niveau. Dass der Mercedes Sprinter gediegener und souveräner daherkommt, dürfte für viele klar sein. Der Qualitätshersteller legt eben mehr Wert auf eine komfortable und wertige Ausstattung.

Und wer trotzdem beim Mehrpreis zögert, dem sei gesagt: Auch der Wiederverkaufspreis eines Sprinters ist höher als der von anderen Basisfahrzeugen. Insofern stellt sich das Preisproblem gar nicht. Man erhält beim Gebrauchtwagenverkauf diese Mehrkosten schließlich wieder zurück. Also: Man sollte sich den Mercedes Sprinter Kastenwagenmobil durchaus gönnen können.

Dass Mercedes den Sprinter natürlich auch selbst als tolle Basis für Reisemobile sieht, kannst du im Video anschauen:

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